Heinz Kellermann

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Heinz Kellermann

Heinz Kellermann (* 28. Oktober 1933 in Passau; † 12. Mai 2020 ebd.) war ein Passauer Zolloberamtsrat. Er hat sich nicht nur als Sportler und Sportfunktionär große Verdienste in Passau erworben, sondern sich auch als Heimatforscher und Publizist einen Namen gemacht.

Leben und Wirken

Schule, Beruf und Sportkarriere

Der in der Ilzstadt geborene Heinz Kellermann war ein waschechter Ilzerbub: Er wuchs vor allem an der Freyunger Straße und im Bschüttbad auf – in seinen Jugend- und frühen Mannesjahren war er ein guter Schwimmer und Wasserballspieler. Kellermann besuchte die Oberrealschule Passau, die er 1951 mit der mittleren Reife verließ. Danach war er zunächst bei den Stadtwerken Passau tätig. 1956 trat er in den gehobenen Dienst der Bundeszollverwaltung ein. Nach 37 Jahren Dienst ging er 1993 als Zolloberamtsrat in Pension.

Seit 1950 war Kellermann Mitglied im Turnverein Passau. Mit gerade einmal 20 Jahren wurde er dessen Schriftführer. Ab 1953 war er 25 Jahre lang Leiter der Faltboot-Abteilung, die unter seiner Führung mit einer Weltmeistermeisterschaft und mehreren deutschen Meistertiteln zu den absoluten Spitzenvereinen im deutschen Kanusport gehörte. Unter ihm wurde in den 1960er Jahren auch ein neues Bootshaus gebaut. Viele Jahre lang war der Sportfreund als Kampfrichter bei der Zeitmessung bei der vom TV Passau ausgerichteten Bayerwaldregatta in der Diessensteinerleite und im Dreiflüssestadion. Von 1968 bis 1973 war er 3. Vorsitzender des TV Passau und seit 1988 Ehrenmitglied. Bei der im April 2020 aufgrund der Corona-Pandemie ausgefallenen Jahresversammlung wäre er für seine 70-jährige Mitgliedschaft im Turnverein geehrt worden.

Heimatforscher

Heinz Kellermann, links im Bild sein Geburtshaus in der Ilzstadt.

Aus Interesse für die Vergangenheit und wie alles entstanden war, widmete sich Kellermann seit 1975 der Sportgeschichte, seit 1987 außerdem der Heimatgeschichte. Zunächst hielt er vor allem die Geschichte von Passauer Sportvereinen in Chroniken fest – daraus ist 2006 das Buch „Sport in Passau: Von den Anfängen bis zur Gegenwart“ entstanden –, wandte sich dann jedoch immer mehr anderen stadtgeschichtlichen Themen zu. Sein Schriftenverzeichnis spiegelt mit fünf Büchern, 66 Heften, 150 Kurzbeiträgen und mehr als 200 Veröffentlichungen die ungeheure Vielfalt und Spannweite der bearbeiteten Themen. Immer wieder wurden seine im Stadtarchiv, in der Staatlichen Bibliothek und im Bistumsarchiv ausleihbaren Publikationen wegen ihrer Darstellungsgenauigkeit von Berichterstattern als „akribisch“ bezeichnet.

Für seine Beiträge zur Erforschung der Heimatgeschichte wurde Kellermann am 11. März 2013 mit der Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. Die Auszeichnung und die Urkunde überreichte ihm Oberbürgermeister Jürgen Dupper bei einer Feierstunde im Kleinen Rathaussaal. Am 10. Mai 2013 erhielt Kellermann zudem die Bayerische Denkmalschutzmedaille aus den Händen des Bayerischen Staatsministers für Wissenschaft, Forschung und Kunst, Wolfgang Heubisch. Kellermann habe sich um die Vermittlung von Heimatgeschichte und ihrer Zeugnisse mit zahlreichen Publikationen verdient gemacht, so die Laudatio. Vor allen Dingen habe er darin die Historie vieler Gebäude in der Alt- und der Ilzstadt in Text und Bild dokumentiert. Seine Forschungsergebnisse unterstützen die Identifikation mit der Stadt und liefern darüber hinaus wichtige Informationen für die Denkmalpflege in Passau.

Mit der Arbeit an dem 2009 erschienenen Buch „Die Front erreichte im 2. Weltkrieg auch Passau“, letztmals 2020 aktualisiert unter dem Titel „Die Endphase des Zweiten Weltkrieges in Passau“, hatte er sein Lebensthema „Kriegsende und Russenmorde“ gefunden. Er trug darin trotz schweren gesundheitlichen Handicaps eine Fülle von Fakten zusammen und stieß dabei auf Unstimmigkeiten und Fehler in älteren Arbeiten wie auch auf offiziellen Gedenktafeln der Stadt wie beispielsweise am Haus des ehemaligen Hotels Passauer Wolf, wo man von der Übergabe der Stadt Passau an die US-Besatzer sprach, die es so gar nicht gegeben hatte. Er empörte sich auch über den Text auf der 2009 enthüllten Gedenktafel am Adalbert-Stifter-Gymnasiums, die an den früher dort gelegenen Russenfriedhof erinnerte, die ihn, wie er sagte, wegen ihrer Fehler aber auch motivierte, dem tatsächlichen Hergang auf die Spur zu kommen.

2018 würdigte der Verein für Ostbairische Heimatforschung Kellermanns Lebenswerk mit einem von Dr. Markus Eberhardt herausgegebenen Sammelband. Vereinsvorsitzender Dr. Helmut Böhm hielt beim Übergabeakt fest, „dass es kaum jemanden gibt, der sich so intensiv mit der Passauer Geschichte beschäftigt hat wie Kellermann.“

Weiteres Engagement und Tod

Neben seinem Engagement im Turnverein Passau hat sich Kellermann noch in zahlreichen anderen Vereinen aktiv eingebracht. So war er langjähriges Mitglied der Ilzer Wanderer und Radler (dort seit 2000 Ehrenmitglied), engagierte sich im Festkomitee des Ilzerl Haferlfests und gehörte 25 Jahre lang dem Taubenschützenverein an. Er war Mitglied im Verein für Ostbairische Heimatforschung, der Freunde der Nibelungenstadt Passau (dort auch als Kassenprüfer) und im Förderverein Oberhausmuseum Passau.

Mit den Jahren hatte sich bei seinen Studien von Akten, Urkunden und Zeitungsjahrgängen in Archiven eine Schwächung der Lungenbläschen (COPD) entwickelt, so dass der lebenslang diszipliniert lebende Nichtraucher in den letzten Jahren nur noch mit Hilfe eines Sauerstoffgeräts arbeiten konnte. Kellermann starb am 12. Mai 2020.

Publikationen (Auswahl)

  • Die Geschichte von Grubweg Passau 1999, Privatdruck
  • Die Geschichte der Ilzstadt. Passau 2002, ISBN 3-929350-55-6
  • Sport in Passau. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Passau 2006, ISBN 3-929350-71-8
  • Die Front erreichte im 2. Weltkrieg auch Passau. Passau 2009, ISBN 3-929350-79-1
  • Maurermeister, Baumeister und Architekten der Fürstbischöfe und des Domkapitels zu Passau zwischen 1650 und 1803. Passau 2010, ISBN 3-929350-82-3
  • Abgerissen, aber nicht vergessen. Passau 2014, ISBN 3-86328125-X
  • Das Schicksal von Kriegsgefangenen aus der Sowjetunion am Ende des 2. Weltkriegs im Passauer Raum. Passau 2014, Privatdr.
  • Luftangriffe auf Passau und Ende des 2. Weltkriegs in Passau. Passau 2015, Privatdruck

Auszeichnungen

Literatur