Dorfkapelle Lindenau

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Die Lindenauer Dorfkapelle. (Foto: Ebner)

Die Dorfkapelle Lindenau ist eine Kapelle in Lindenau, einem Ortsteil der Gemeinde Achslach im Landkreis Regen. Mit ihren barocken Reliquienpyramiden beherbergt die Kapelle eine kunstgeschichtliche Rarität.

Geschichte

Kapellenbau

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts wurde Lindenau von einer Feuersbrunst heimgesucht, die ihresgleichen suchte. Die damals 144 Lindenauer fürchteten um Leib und Seele, Hab und Gut. Nur wie durch ein Wunder konnte eine Katastrophe vermieden werden: Das Feuer wurde mit vereinten Kräften gelöscht und aus Dankbarkeit gelobten die Lindenauer, mitten im Dorf eine Kapelle zu bauen.

Wirren der Säkularisation

Die Kapelle würde es heute nicht mehr geben, wären die Lindenauer gut 20 Jahre nach dem Feuer nicht noch einmal so mutig gewesen: Im Januar 1802 ordnete Kurfürst Max-Joseph IV im Rahmen der Säkularisation die Aufhebung fast aller Klöster in Kurbayern an, die nicht der politischen Vertretung der Stände angehörten. Bei Maximilian Joseph von Montgelas, Minister und bekennender Kirchenhasser, fielen diese Worte auf fruchtbaren Boden. Er ging sogar noch einen Schritt weiter. Nachdem er bereits bayerische Klöster aufgelöst hatte, befahl er zudem, Kapellen zu räumen und anschließend zu zerstören, sofern die Kapellen an Handels- und Gemeindestraßen gebaut sind. Das Material, aus dem die Kapellen bestanden, sollte zum Bau neuer Schulen verwendet werden. Maurermeister Georg Schober war ein besonders eifriger Erfüllungsgehilfe der Säkularisation. Auf Geheiss des Viechtacher Landrichters zog er nach Lindenau mit dem Auftrag, die Lindenauer Kapelle zu zerstören. Sie hatten bereits mehrere religiöse Gegenstände und ein Marienbild mitgenommen, als sie plötzlich 15 beherzten Lindenauer Bauern gegenüber standen. Diese zeigten Schober und seinen Soldaten, was sie von ihrem Vorhaben hielten und gingen mit Gabeln und Stangen auf sie los. Nachdem vorherzusehen war, dass dies nicht der letzte Besuch war, suchten die Lindenauer die Hilfe eines Rechtskundigen. Der Jubel in Lindenau war groß. Sie bekamen ihr Marienbild zurück, die Kapelle durfte stehen bleiben und hinzu kamen noch vier Reliquienpyramiden.

Sanierung

1998 bildete sich in Lindenau ein Dorfausschuss mit dem Ziel, die Kapelle gründlich zu sanieren. Mit viel Eigenleistung und mit einer stattlichen Summe von 39.000 DM, zum größten Teil durch Spenden aufgebracht, wurde die Kapelle in fünfjähriger Arbeit zum Schmuckstück in der Dorfmitte von Lindenau.

Dokumentation

Unter dem Titel „Die Lindenauer Kapelle – von Zerstörung bedroht – von der Bevölkerung heldenhaft gerettet“, entstand 2009 aus der Feder der engagierten Heimatforscherin und Ortschronistin Anne-Rose Baumgartner eine historische Dokumentation der wechselvollen Geschichte der Kapelle. In ihrer Forschungstätigkeit bediente sich Baumgartner neben mündlicher Überlieferungen auch den schriftlichen Zeugnissen des Viechtacher Heimatschriftstellers Anton Trellinger sowie des Bayerischen Staatsarchivs Landshut.

Literatur