Nationalpark Šumava

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Schwarzer See (Černé jezero) im Nationalpark Šumava

Der Nationalpark Šumava ist mit 69.030 ha der größte Nationalpark der Tschechischen Republik und umfasst zusammen mit dem Nationalpark Bayerischer Wald die wertvollsten Teile des Böhmerwald-Gebirges und des Bayerischen Waldes. Das Gebiet des 1991 gegründeten Nationalparks ist bereits seit 1990 Teil des Biosphärenreservats Šumava.

Der alte tschechische Name Šumava bedeutet übersetzt Die Rauschende. Seien es die rauschenden Wälder oder die rauschenden Flüsse und Bäche zur Schneeschmelze im Frühling, schon immer hat diese Region zahlreiche Dichter, Schriftsteller und Komponisten inspiriert.

Beschreibung

Lage und Bewaldung

Das weitläufige Waldgebirge in Höhenlagen von 600 bis 1.378 Meter entlang des bayerisch-tschechisch-österreichischen Grenzkammes zwischen Bayerisch Eisenstein und dem Lipno-Stausee ist das größte zusammenhängende Waldgebiet Mitteleuropas und grenzt unmittelbar an den Bayerischen Wald.

Mehr als 80 Prozent der Nationalparkfläche sind von Wald bedeckt. Besonders wertvoll sind zahlreiche naturnahe bis urwaldartige Bergmischwaldreste (mit Fichte, Tanne und Buche) in mittleren Hang- und Kammlagen sowie die kargen Hochlagenfichtenwälder, die sich bis zum höchsten Gipfel des Plöckensteins (1.378 m) erstrecken. Das raue, an Nordeuropa oder Kanada erinnernde Landschaftsbild prägen ausgedehnte, meist über 1.000 Meter hoch gelegene Hochwaldebenen ebenso wie liebliche Talauen von Vltava (Moldau) oder Křemelna (Kieslingbach). Ganz anders wirkt die wilde Schönheit der tief eingeschnittenen Flusstäler von Vydra oder Křemelna mit Blockmeeren und imposanten Felsformationen. Als besonders beeindruckend gilt die Schönheit der drei eiszeitlichen Gletscherseen.

Flora und Fauna

Der Park ist Heimat für zahlreiche seltene Tier- (u.a. Auerhuhn, Birkhuhn, Haselhuhn, Weißrückenspecht, Luchs, Fischotter) und Pflanzenarten, die zum Teil noch als Relikte aus der letzten Eiszeit gelten wie Böhmerwald-Enzian, Zwergbirke und Weißkrokus.

Tourismus

Heute ist der Nationalpark sommers wie winters ein lockendes Ziel für naturbegeisterte Wanderer, Radfahrer und Skilangläufer. Mit verschiedenen Besuchereinrichtungen in seinen gut beschilderten Wander- und Radwegen bietet der Pakk jedes Jahr etwa 2 Millionen Besuchern abwechslungsreiche Möglichkeiten, die Natur zu erleben.

Besonders lohnende Ziele sind die Hochmoorpfade bei Kvilda (Innergefild) und Borova Lada (Ferchenhaid), die Lehrpfade Vydra-Tal, Medvidi oder entlang der historischen Holzschwemmkanäle, genauso wie die Moldau-Quelle, das Gesteins-Freigelände in Rokyta bei Srní und vieles mehr.

Projekte

Europas Wildes Herz

Zusammen mit dem direkt angrenzenden Nationalpark Bayerischer Wald soll ein grenzüberschreitendes Wildnisgebiet auf einer Fläche von zunächst 13.500 Hektar entstehen, bis zum Jahr 2028 ist eine Ausweitung auf zirka 25.000 Hektar geplant.

Siehe Hauptartikel: Europas Wildes Herz

Tierisch Wild

Am 1. Januar 2009 fiel der Startschuss für das über Interreg geförderte Projekt „Tierisch Wild“, eine Kooperation von Naturschutz und Tourismus. 13 bayerische und neun böhmische Gemeinden, sowie die Nationalparke Bayerischer Wald und Sumava haben sich zusammengeschlossen, um die Stärken der Nationalparkregion optimal zu nutzen und miteinander zu kombinieren.

Siehe Hauptartikel: Tierisch Wild

Probleme

Nach einem Gesetz des tschechischen Umweltministeriums soll die streng geschützte Zone des Nationalparks Šumava auf 22 Prozent verringert werden. 2012 wurde zwar die Verpflichtung, die Wildnis bis zum Jahr 2030 auf die Hälfte des Nationalparks auszuweiten, offizell verlängert, das würde aber durch das neues Gesetz hinfällig. Das Gesetz sieht vor in den 78 Prozent weniger geschützten Gebieten das Holzfällen zu erlauben – nach Angaben des Umweltministeriums in Prag um der Ausbreitung des Borkenkäfers vorzubeugen. Umweltaktivisten aus Tschechien sehen aber einen Vorwand dahinter: Ihrer Meinung nach solle der tschechischen Holzfällerlobby in Šumava Tür und Tor geöffnet werden. Sollte das Gesetz im Nachbarland in Kraft treten, droht der Verlust des Nationalparkstatus, was auch starke Auswirkungen auf den direkt anschließenden Nationalpark Bayerischer Wald hätte. Außerdem würde es auch die gesamteuropäische Idee gefährden, ein „grünes Band“ geschützter Natur von Norden nach Süden einzurichten. Des weiteren würden Gegner der Nationalparkidee europaweit Auftrieb bekommen.

Auszeichnungen

Transboundary Zertifikat

Im Oktober 2015 wurden die Nationalparke Bayerischer Wald und Sumava zum zweiten Mal nach 2009 mit dem sogenannten "Transboundary"-Zertifikat, Europas wichtigstem Naturschutz-Gütesiegel, ausgezeichnet. Dadurch würdigt "Europarc", Europas größte Schutzgebiet-Vereinigung, die grenzenlose Kooperation der beiden Nationalparke. „Die erneute Beurteilung Ihrer grenzüberschreitenden Zusammenarbeit hat eine klare Entwicklung erkennen lassen und beweist eindeutig, dass gemeinsamer Naturschutz über politische Grenzen hinweg zu einem besseren Schutzgebiet-Management führt“, beglückwünschte Europarc-Präsident Ignace Schops die benachbarten Nationalparke. Die Nationalparke Bayerischer Wald und Šumava etwa haben ihre grenzenlose Kooperation seit der ersten gemeinsamen Auszeichnung im Jahr 2009 in vielen Bereichen ausgebaut: Neben mehrsprachigen Multimedia-Ausstellungen im Hans-Eisenmann-Haus (Neuschönau), Waldgeschichtlichen Museum(Sankt Oswald-Riedlhütte) und Schloss Wolfstein (Freyung) sind grenzüberschreitende Wanderwege, etwa zwischen Finsterau und Bučina (Buchwald), entstanden.

Literatur

Weblinks