Schloss Neudeck

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Kupferstich der Schlossanlage durch Michael Wening.

Das Schloss Neudeck, auch Burg Neideck, Schloss Neudeck oder Schloss Neidegg genannt, ist eine abgegangene mittelalterliche Burganlage südwestlich von Bad Birnbach. Die Burg beherrschte aufgrund ihrer Lage weithin das Rottal.

Geschichte

Vom 12. bis zum 15. Jahrhundert

Im 12. und 13. Jahrhundert sind die Edlen von Neudeck im Rottal nachweisbar. Bereits 1160 tritt ein „Wolftrigil de Nideke“ als Siegelzeuge erstmals urkundlich auf. Im 14. und 15. Jahrhundert treten dann die Schenken von Neudeck auf. Wie sie an den Besitz gelangten ist unbekannt. Sie erwarben neben ihrer Stammburg Neudeck auch noch die nahen Orte Anzenkirchen, Asenham, Loderham und andere Güter. Am 12. September 1504 wurde Georg Schenk von Neudeck in der Schlacht von Schönberg schwer verwundet und starb. Mit ihm starb das Geschlecht der Schenken von Neudeck aus. Er wurde in der Dominikanerkirche St. Blasius zu Regensburg begraben. Bereits 1408 verkaufte Leonhard der Schenk von Neudeck jedoch das Schloss samt übrigen Gütern, bis auf den Adelssitz in Loderham, an die Grafen von Törring. Diese wiederum verkauften die Burganlage mitsamt Anzenkirchen 1464 an die böhmische Adelsfamilie Hollub.

Ritter Jan von Hollub wurde aufgrund großer Verdienste als Heerführer durch die bayerischen Herzöge und den böhmischen König reich belohnt. Seine Entlohnungen waren bedeutende Schenkungen an ihn. Diese ermöglichten es ihm, umfangreiche Besitztümer im heutigen Niederbayern um Neudeck und im heutigen Oberösterreich um Mattighofen zu erwerben. Fortan nannte er sich Ritter von Hollub zu Mattighofen und Neudeck. Im Jahre 1517 starb sein Sohn Friedrich ohne männlichen Erben. Dieser setzte in seinem Testament seine einzige Tochter als alleinige Erbin ein. Dennoch kam es durch seinen Tod zu einer Aufteilung seines Besitzes. Die Tochter Anna erhielt die umfangreichsten Besitzungen, jedoch fielen einige Gebiete, so unter anderem das Schloss und der Markt Mattighofen, als Mannlehen an die bayerischen Herzöge heim. Die restlichen Besitzungen verblieben bei seiner Witwe Affra Freiin von Freyberg.

Im Besitz der Ortenburger

Im Jahre 1515 vermählte sich Graf Christoph von Ortenburg mit Friedrichs Erbtochter Anna. Diese Ehe brachte dem geschwächtem gräflichen Hause Ortenburg wieder Macht und Einfluss im niederbayerisch-österreichischen Raum. Sie galten bald darauf wieder als eines der reichsten und einflussreichsten Adelshäuser Niederbayerns. Aufgrund seiner vorzüglichen Beziehungen zu den bayerischen Herzögen Ludwig X. und Wilhelm IV. von Bayern-München gelang es ihm die heimgefallenen Güter 1517 käuflich wieder zu erwerben. Nach dem Tod Affras von Freyberg fielen auch die letzten Besitzungen Friedrichs an Christoph von Ortenburg, da die nächsten Verwandten auf ihre Ansprüche verzichteten. Ihm gelang es 1549 die Herrschaft Neudeck noch weiter zu erweitern, da Wilhelm IV. ihm Güter um die Neudeck an der Rott zur Abrundung seiner Herrschaft abtrat.

Nach dem Tod Christophs im Jahre 1551 kam die Burg mitsamt allen Gütern an seinen Sohn Joachim von Ortenburg. Dieser führte in seiner nahen Reichsgrafschaft Ortenburg 1563 die Reformation ein. In den nachfolgenden Jahrzehnten stand auch Neudeck stets im Konflikt zwischen dem Grafengeschlecht und den bayerischen Herzögen. Neudeck wurde darin mehrfach durch bayerische Truppen geöffnet und besetzt.

Beigelegt wurde der Streit erst 1602 mit der Aussöhnung der Grafen Georg IV. und Heinrich VII. mit Maximilian I.. Die Ortenburger benötigten diese Aussöhnung, auch wenn sie Abhängigkeit vom bayerischen Herzogtum bedeutete. Einerseits beendete es den jahrzehntelangen Konflikt, andererseits hatten sie ihre wichtigste Einnahmequelle verloren, denn Joachim hatte in seinem Testament seiner Witwe Lucia von Limpurg die Grafschaft als Pfand vermacht. Die Grafen waren sogar gezwungen den ehemaligen Besitz der Hollups aufzuspalten und trennten die Herrschaft Mattighofen von Neudeck ab und verkauften diese für 102.000 Gulden an das Herzogtum Bayern. Dies war jedoch auch Bedingung des Herzogs für den Rückerhalt der bayerischen Lehen.

Während der Verpfändung der Reichsgrafschaft zwischen 1600 und 1662 saß die Linie Georgs IV. auf Schloss Neudeck. Dort wurden auch seine beiden Söhne, die späteren Reichsgrafen Georg Reinhard und Christian geboren. Diesen gelang es gemeinsam 1662 die Reichsgrafschaft Ortenburg wieder auszulösen. Damit verbunden war hingegen jedoch auch der Bedeutungsverlust für die Neudeck.

Niedergang und Abtragung

Das Grafengeschlecht konzentrierte sich zusehends mehr auf ihre Besitzungen nahe ihrer reichsunmittelbaren Grafschaft. Schloss Neudeck blieb jedoch bis ins Jahr 1805 noch in Besitz der Grafen von Ortenburg. Graf Joseph Carl vertauschte in jenem Jahr sämtliche Besitzungen des Geschlechts gegen die neu geschaffene Grafschaft Ortenburg-Tambach in Franken, nahe Coburg. Somit fiel Neudeck an das Kurfürstentum Bayern.

Die bayerische Regierung jedoch, die aufgrund Säkularisation 1803 in den Besitz zahlreicher verwaister Gebäulichkeiten gekommen war, hatte kein Intresse an der kostspieligen baulichen Erhaltung von Neudeck und veräußerte sie daraufhin an umliegende Bewohner. Diese sahen in der Burg aber nicht mehr als eine Fundstätte für steinerne Baumaterialen und trugen sie daher langsam ab. Aus dem Abbruchmaterial ließen sie kleine Häuser und Nebengebäude errichten, die Wehrgräben wurden aufgefüllt. Von dieser „Nutzung“ abgesehen, war die Ruine bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts noch ein beliebtes romantisches Ausflugsziel und Treffpunkt von Rottaler Gesangsvereinen. Auch eine Sommerwirtschaft befand sich hier einige Zeit. Letzte Mauerreste waren noch gegen Ende des 19. Jahrhunderts sichtbar, bevr die Bewohner der Umgebung auch die letzten Steine der Burgruine abgetragen hatten.

Literatur

  • Friedrich Hausmann: Die Grafen zu Ortenburg und ihre Vorfahren im Mannesstamm, die Spanheimer in Kärnten, Sachsen und Bayern, sowie deren Nebenlinien. In: Ostbairische Grenzmarken XXXVI, Passau 1994 (S. 9-62).
  • Ilse Louis: Pfarrkirchen. Die Pfleggerichte Reichenberg und Julbach und die Herrschaft Ering-Frauenstein. (= Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Reihe I, Band XXXI). Bayerische Akademie der Wissenschaften, Kommission für Bayerische Landesgeschichte (Hrsg.), München 1973, ISBN 3 7696 9878 9, (Digitalisat).
  • Eberhard Graf zu Ortenburg-Tambach: Geschichte des reichsständischen, herzoglichen und gräflichen Gesamthauses Ortenburg - Teil 2: Das gräfliche Haus in Bayern. Vilshofen 1932.
  • Anton Eckardt: Die Kunstdenkmäler von Bayern - Bezirksamt Pfarrkirchen. München 1923.
  • Feldmaier: Geschichtliches über die Gemeinde Asenham und die Burg Neudeck im Rottal, in: Verhandlungen des Historischen Vereins für Niederbayern 51. Landshut 1915, S. 1-16.
  • Carl Mehrmann: Geschichte der evangelisch-lutherischen Gemeinde Ortenburg in Niederbayern. Denkschrift zur Jubiläumsfeier der 300jährigen Einführung der Reformation daselbst am 17. und 18. Oktober 1863. Landshut 1863. (Digitalisat).
  • Gerold Zue: Das Ende der Rottaler Burg Neudeck. In: Passauer Neue Presse vom 21. Juni 2014 (S. 23)