Severin Reuter

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Severin Reuter (*/† unbekannt) war kurfürstlicher Titularrat und Salzbeamter zu St. Nikola vor Passau.

Leben und Wirken

Severin Reuter war, wie vor ihm schon sein Vater Abraham Reuter, kurfürstlicher Titularrat und Salzbeamter zu St. Nikola vor Passau und damit einer der wichtigsten Vertreter des kurbayerischen Salzhandels.

1661 wurden Reuter Finanzmanipulationen zu seinem eigenen Vorteil und zum Schaden des Kurfürsten vorgeworfen. Man machte ihn für den Verlust von 32.000 Gulden verantwortlich – eine Riesensumme, die damals einem Gegenwert von 128.000 Taglöhnen zu den üblichen 15 Kreuzern entsprach bzw. den durchschnittlichen Jahresgehältern von mindestens 60 höheren Hofbeamten. Deshalb kamen am 29. August 1661 in Kurfürst Ferdinand Marias Münchner Residenz die sechs höchsten kurbayerischen Hofbeamten, verstärkt durch drei juristisch kompetente Hofräte, zur Beratung und Beschlussfassung in der sogenannten „Malefizsache“ Severin Reuter zusammen.

Dass man die besagten Unregelmäßigkeiten erst durch behördliche Abgleichungen außerhalb des Salzamts St. Nikola entdeckt hatte, wurde dem kurfürstlichen Hofkammerrat Johann Christoph Freiherr von Mändl, dem kurz zuvor die Rechnungsprüfung vor Ort überantwortet worden war, als grobe Fahrlässigkeit angelastet. Ihm half weder, dass er als Entschuldigung angab, er sei von seiner Zentralbehörde in der kurfürstlichen Haupt- und Residenzstadt München nur für wenige Tage zu dieser ihn überfordernden Aufgabe an den Rand Kurbayerns delegiert worden, noch sein Hinweis, dass sich zuvor auch weit erfahrenere Kollegen von der augenscheinlichen Seriosität Reuters hätten blenden lassen. Mändl wurde vom Kurfürsten auf einen unbedeutenden Außenposten im damals noch kurbayerischen Innviertel strafversetzt.

Severin Reuter ging nach der ihm verkündeten großen, d. h. zeitlich unbegrenzten Landesverweisung aus Kurbayern ins wenige Schritte entfernte Hochstift Passau, wo er einen ansehnlichen Besitz hatte, was wiederum den bayerischen Kurfürsten veranlasste, als Geschädigter eine Zwangsversteigerung des Reuterischen Hab und Guts anzustreben. Diese wurde aber nicht eingeleitet, weil das Hochstift Passau seit Jahrzehnten schon im Dauerstreit mit Kurbayern lag und der Passauer Fürstbischof seinem kurbayerischen Nachbarn den Gantprozess, der im Hochstift zu führen gewesen wäre, verweigert hat.

Neben seinem Schwiegervater Severin Reuter wurde auch Bartholomäus Ruml, der kurfürstliche Brauverwalter zu Hals, 1661 beschuldigt, im Amt inkorrekt gewesen zu sein. Zwar konnte ihm letztlich nichts nachgewiesen werden, doch wechselte er von sich aus 1665 ins Hochstift Passau. Ab da übernahm der Halser Pfleger die Brauverwaltung selbst.

Derjenige, der den Hofkammerrat Johann Christoph Freiherr von Mändl zur Überprüfung des Salzamts St. Nikola eingesetzt hatte, war kein anderer als sein Vater, der kurbayerische Hofkammerpräsident Dr. Johann Freiherr von Mändl. Fast 40 Jahre lang ist er einer der wichtigsten Ratgeber Maximilians I. gewesen, und nach dem Tod dieses großen Kurfürsten stand er auch der Regentin Maria Anna, der Tochter Kaiser Ferdinands II., mit Rat und Tat zur Seite. Mit Blick auf die landesherrlichen hohen, geradezu verschwenderischen Ausgaben machte er dem Kurerben Ferdinand Maria und dessen aus dem Herzogshaus Savoyen stammenden Gemahlin Henriette Adelaide ernste Vorwürfe. Diese verärgerten das junge Paar.

Eine aufstrebende Hofkamarilla um Kurfürst Ferdinand Maria nahm den Fall Reuter zum Anlass, um den mittlerweile 73-jährigen Hofkammerpräsidenten, der ihrem Einfluss auf den Fürsten im Wege stand, endlich abzuschieben. Vernachlässigung seiner Aufsichtspflicht und Eigennutz warf man ihm in 34 Beschuldigungspunkten – zum Teil merklich an den Haaren herbeigezogen – vor. Der daraufhin erfolgte Sturz des alten Mändl war tief: Er wurde vom Kurfürsten dienstenthoben, auf Lebenszeit vom Fürstenhof verbannt; zudem wurde ihm die Zahlung von Straf- und Restitutionsgeldern in Höhe von 20.000 Gulden auferlegt. In Ungnaden starb er 1666 im Alter von 78 Jahren.

Severin Reuter wurde 1671 auf Bitten seiner Ehefrau Cordula der Zugang nach Kurbayern wieder gestattet. Von einer Rückzahlung unterschlagener Gelder war da nicht mehr die Rede – ein Indiz dafür, dass er, ohne es zu wissen, den ihm zugedachten Part in der Intrige gegen den missliebigen alten Hofkammerpräsidenten zufriedenstellend gespielt hat.

Literatur