450 Jahre Reformation in Ortenburg

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Der Reformator Ortenburgs, Joachim Reichsgraf von Ortenburg. Hier auf einem Stich von Dominicos Custos aus dem Jahre 1599. Es zeigt den Grafen im Alter von 69 Jahren.

Das Jubiläum 450 Jahre Reformation in Ortenburg wurde im Jahr 2013 anlässlich der 450. Wiederkehr der Einführung der Lehre Martin Luthers durch Graf Joachim von Ortenburg in seiner reichsunmittelbaren Grafschaft Ortenburg gefeiert. Das Festjahr läuft unter dem Motto „erstaunlich, einzigartig, evangelisch“ sowie unter dem Leitsatz „Evangelisch mitten in Bayern“.

Hintergrund

Martin Luther und der Passauer Vertrag

Martin Luther, der evangelische Reformator, schlug am 31. Oktober 1517 seine 95 Thesen gegen den Ablasshandel an die Schlosskirche zu Wittenberg. Dies war der Auslöser für die Reformation. Luther wurde daraufhin 1521 auf dem Reichstag zu Worms exkommuniziert und unter die Reichsacht gestellt, er war damit Vogelfrei. Kurfürst Friedrich der Weise von Sachsen inszenierte daher eine Entführung und brachte Martin Luther auf die Wartburg in Sicherheit. Dort übersetzte er in jenem Jahr das Neue Testament in die deutsche Sprache. In den folgenden Jahren folgte auch das Alte Testament. Im Jahre 1530 wurde durch den Reformator Philipp Melanchton auf dem Reichstag zu Augsburg die Augsburger Konfession (Confessio Augustana) präsentiert, welche bis heute das Grundbekenntnis des Protestantismus darstellt. Luther konnte aufgrund der Reichsacht daran nicht teilnehmen. Am 18. Februar 1546 verstarb Martin Luther in Eisleben. Die Grundlagen seiner Theologie sind die vier soli: sola gratia — allein die Gnade Gottes errettet den Menschen (kein Ablass, kein Tun), sola fide — allein durch den Glauben wird der Mensch gerechtfertigt (nicht durch gute Werke), sola scripturia — allein die Heilige Schrift ist die Grundlage des christlichen Glaubens (nicht die Tradition) und solus Christus — allein Jesus Christus ist Grundlage für Glauben und Errettung.

Am 2. August 1552 wurde zwischen dem römisch-deutschen König Ferdinand I. und Moritz von Sachsen der Passauer Vertrag geschlossen. Dieser ermöglichte es Protestanten bis auf Weiteres die freie Ausübung ihres Bekenntnisses. Zudem ebnete der Vertrag den Weg für den am 25. September 1555 auf dem Reichstag zu Augsburg verabschiedeten Augsburger Religionsfrieden. Bei der Verabschiedung des Religionsfriedens war auch Graf Joachim von Ortenburg persönlich anwesend. Zwei Jahre später, 1557, bekennt sich Joachim erstmals öffentlich zum evangelisch-lutherischen Glauben. Laut persönlichen Aufzeichnungen war bereits sein Vater Graf Christoph 1538 zum evangelischen Bekenntnis übergetreten. 1549 hatte Graf Joachim zudem bereits die evangelische Gräfin Urusla, aus der reichen Kaufmannsdynastie der Fugger, geehelicht. Die Ortenburger waren damit die einzigen Territorialherren im Südosten Bayerns, welche sich der lutherischen Lehre zuwandten.

Einführung der Reformation in Ortenburg

Der älteste bekannte Stich Graf Joachims von Ortenburg. Er wurde bei Forschungsarbeiten zur Ausstellung 2012 wiederentdeckt. Ursprünglich stammt der Stich aus dem Jahre 1576 und zeigt Joachim im Alter von 46 Jahren.

Im Jahre 1563 fand in Ingolstadt der bayerische Landtag statt. Dort sah sich Herzog Albrecht V. einer Adelsgruppe gegenüber, welche die Einführung der Lehre Martin Luthers in ganz Bayern forderte. Geführt wurde diese von Graf Joachim von Ortenburg. Von den 120 Teilnehmern, waren 45 sogenannte Konfessionisten, welche sich offen zum evangelischen Glauben bekannten. Auf dem Landtag scheiterte die Einführung der lutherischen Lehre am Widerstand des bayerischen Herzogs. Daraufhin fasste Graf Joachim den Beschluss in seiner reichsunmittelbaren Grafschaft, in der er selbst Landesherr war, die Reformation einzuführen. Nach monatelangen Vorbereitungen wurde am 3. Oktober 1563 in der Kapelle des Schlosses Neu-Ortenburg der erste evangelische Gottesdienst in Ortenburg abgehalten. Wenige Tage später fand am 17. Oktober 1563 der erste öffentliche protestantische Gottesdienst in der Marktkirche zu Ortenburg statt. Beleg hierfür ist ein Tagebucheintrag des Grafen. Dieser Tag gilt seither als Geburtsstunde der Evangelischen Kirchengemeinde Ortenburg. Am 25. Oktober wurde die Lehre Martin Luthers, gestützt auf den Augsburger Religionsfrieden von 1555, mittels gräflichem Edikt offiziell in der Grafschaft Ortenburg eingeführt. Ortenburg wurde somit eine evangelische Enklave mitten im katholischen Umland, ein Hort des Protestantismus. Dies führte aber zugleich zu jahrzehntelangen Konflikten zwischen Bayern und Ortenburg. Sogar auf mehreren Reichstagen fand dieser Konflikt Einzug.

Aber auch im nahen Rottal, vor allem im Birnbacher Raum, hatte die Reformationseinführung in Ortenburg Auswirkungen. Umgehend strömten Gläubige aus dem Rottal nach Ortenburg, auch aus Birnbach. Vor allem die Bürger der vom Ortenburger Schloss Neudeck verwalteten Güter in Schwaibach, Hirschbach, Anzenkirchen und Egglham fühlten sich nun ebenso zum Religionswechsel berechtigt. 1564 verweigerten dort von 1.600 Erwachsenen allein 1.100 die Osterkommunion, da der Abendmahlskelch nicht gereicht wurde. Herzog Albrecht V. griff hart dagegen durch. Reiterpatrouillen wurden gegen den Massenauslauf nach Ortenburg durchgeführt. Es kam schließlich zu Verhören, Verhaftungen, Landesverweisungen und sogar zur Enthauptung des Egglhamer Mesners Pankraz Vorster im Jahre 1564. Graf Joachim nahm daraufhin Glaubensflüchtlinge aus Egglham in Neudeck-Schwaibach auf. Im Rottal entspannte sich die Situation zumindest teilweise, nachdem durch päpstlichen Erlass in Birnbach, Asenham und Hirschbach die Reichung des Laienkelchs erlaubt wurde. Diese Erlaubnis blieb bis ins Jahr 1571 bestehen.

Ortenburg als protestantisches Zentrum

37 Jahre nach der Einführung der Reformation in Ortenburg, verstarb Joachim am 19. März 1600, aufgrund des jahrzehntelangen Konfliktes mit Bayern inzwischen hoch verschuldet, in der Reichsstadt Nürnberg. 1602 erkannte Bayern schließlich die Unabhängigkeit Ortenburgs an. Auch wenn Graf Joachims Nachfolger fast 85 Jahre lang Katholiken oder Calvinisten waren, blieb die Bevölkerung Ortenburgs stets evangelisch-lutherisch.

Dies ermöglichte die Ansiedlung von zahlreichen österreichischen Glaubensflüchtlingen während des Dreißigjährigen Krieges. Viele waren gezwungen im Zuge der Gegenreformation Österreich ab dem Jahre 1626 zu verlassen. Mit ein Grund für die möglichen Ansiedlungen war die Bestätigung der Reichsunmittelbarkeit der Grafschaft Ortenburg durch das Reichskammergericht in Speyer am 4. März 1573. Durch dieses Urteil wurde die seit 1549 von Bayern bestrittene Unabhängigkeit Ortenburgs bestätigt, es war somit gesichert ein eigenständiger Staat und konnte seinen evangelischen Glauben unbeschränkt weiterführen. Somit siedelten sich rund 200 Glaubensflüchtlinge ab 1626 in Ortenburg an. Graf Friedrich Casimir schenkte ihnen dazu Waldgrund im „Heimberg“ damit sie sich dort niederlassen konnten. Daraus entstanden die heutigen Ortsteile Vorder- und Hinterhainberg. Die Neuankömmlinge brachten auf diesem Weg auch die Obstbaumkultur mit nach Ortenburg. Andere Glaubensflüchtlinge, welche nicht in der Grafschaft blieben, zogen weiter nach Regensburg und Franken.

Die Mündigkeit der Evangelischen setzte stets Wissen voraus. Dies hatte auch Auswirkungen auf die Schulbildung. So kümmerte sich bereits Graf Joachim um die Errichtung einer Schule und die Anstellung eines Lehrers. Später führte Gräfin Amalia Regina im Jahre 1703 schließlich die Allgemeine Schulpflicht für Jungen und Mädchen ein – 99 Jahre vor Bayern. Schule und Kirche waren somit immer eng miteinander verbunden. Den Abschluss der Schulpflicht, die vom 5. bis zu 12. Lebensjahr galt, bildete die Konfirmation. Dieses Ereignis bildete den Übergang in das Erwachsenen- und Berufsleben. Bis heute hat Ortenburg eine große Schultradition, welche mit der Evangelischen Realschule ihre Fortsetzung findet.

Nach dem Wegzug der Grafen zu Ortenburg im Jahre 1806 führten die Religionsunterschiede im 19. und bis Mitte des 20. Jahrhunderts manchmal noch zu Spannungen. Beide Konfessionen gingen allerdings langsam aufeinander zu, sodass Ortenburg heute eine vorbildliche Ökumene hat. Heute leben in Ortenburg Menschen aus 36 verschiedenen Nationen harmonisch miteinander zusammen. Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm bezeichnet Ortenburg aufgrund seiner Glaubensgeschichte als eine Inspiration für die Kirche, aber nicht gegen die Katholiken, sondern jenseits konfessioneller Grenzen.

Am 17. Oktober 2013 jährt sich die Einführung der Reformation durch Graf Joachim in Ortenburg zum 450sten Mal. Dies ist bis heute das prägendste Ereignis der Geschichte des Ortes und Anlass für die Feierlichkeiten.

Ortenburg als ökumenisches Zentrum

Die Konfessionen spielen heute im Alltag kaum noch eine Rolle. Aber in den 1950er Jahren war dies auch noch in Ortenburg nicht selbstverständlich, dass katholische und lutherische Kinder miteinander spielten. Eingekauft wurde nur bei den Glaubensbrüdern und zarte Liebesbande zwischen den Konfessionen waren nicht gern gesehen. Es gibt Geschichten von „Hörndlsuchern“, die sich überzeugen wollten, ob die Lutherischen in Ortenburg tatsächlich mit Teufelshörnern geboren wurden, aber auch von Freunden, die sich um konfessionelle Grenzen nicht kümmerten.

Im Jahre 1938 wurden die Bekenntnisschulen abgeschaft. Dann wurden die katholischen und evangelischen Kinder zusammen unterrichtet. Durch eine Unterschriftenaktion wurden 1948 die Bekenntnisschulen wieder eingeführt. Die Freundschaften aus jener Zeit zwischen der katholischen und evangelischen Jugend blieben aber bestehen. Bis zum Bau der kommunalen Volksschule in den 1970ern wurden die Kinder noch getrennt unterrichtet.
Stets wurde von beiden Konfessionen darauf geachtet an hohen Feiertagen nicht die Feierlichkeiten der anderen zu stören. „Der Mensch ist wichtig, und nicht die Konfession noch die Nation noch die Hautfarbe,“ stellt Richard Langmayer, langjähriger Mitglied des evangelischen Kirchenvorstandes und Marktrat Ortenburgs, fest.

Noch in den 1960er Jahren waren „Mischehen“ nur selten und nicht gern gesehen. Oft hatten die Ehepartner mit den Vorurteilen der Verwandschaft zu kämpfen. Früher fuhren die protestantischen Ortenburger bis nach Nürnberg um sich dort einen Partner fürs Leben zu suchen. Heute steht Eheschließungen über die Konfessionsgrenzen jedoch nichts mehr im Wege.

Heute ist die konfessionelle Spaltung überwunden, dennoch wirkt die Vergangenheit in die Zukunft hinein. Denn in Ortenburg hat sich ein sehr starkes Gemeinschaftsgefühl ausgeprägt, das bis heute Bestand hat: das Gefühl, Teil von etwas Besonderem zu sein, über alle Konfessionen hinweg. Das hat seine Wurzeln wohl im Zusammenhalt, der unter den süddeutschen und österreichischen Glaubensflüchtlingen, die sich hier ansiedelten, besonders stark war - stark sein musste, um das Überleben zu sichern. „Auch unter den Firmen ist dieser Zusammenhalt sehr groß. Man schaut, dass es dem Ort gut geht“, meint Karl Wißpeintner.

Weg des Buches

Seit der Einführung der Reformation wurde jahrhundertelang von Ortenburg aus der Geheimprotestantismus in Österreich, Slowenien und Ungarn unterstützt. Bis in die damals evangelische Grafschaft Ortenburg konnten lutherische Bibeln, Gesang- und Gebetsbücher offiziell geliefert werden. Danach wurden diese auf Schmuggelwegen an die Kryptoprotestanten gebracht. Die Kryptoprotestanten, auch Geheimprotestanten genannt, waren nach außen offiziell katholisch, um nicht in den Konflikt mit den landesfürstlichen Behörden zu gelangen oder gar des Landes verwiesen zu werden. Sie waren jedoch evangelisch gesinnt, lasen selbst in der Bibelübersetzung Luthers und hielten geheime Andachten. Im Jahre 2008 wurde als Erinnerung an den einstigen Bibelschmuggel und die Bedeutung für die Evangelischen Christen der Weg des Buches, ein evangelischer Pilgerweg, eröffnet. Dieser hat seinen Ausgangspunkt vor der evangelischen Marktkirche in Ortenburg.[1] Von dort geht er weiter über Schärding, das Salzkammergut, den Dachstein, die Kärntner Nockberge bis nach Arnoldstein an der slowenischen Grenze.

Organisation

Bei der Vorstellung des Konzeptes zum Reformationsjahr am 15. März 2011: (v.l.) Bürgermeister Hans Halser, Altbürgermeister Reinhold Hoenicka, die damalige Dekanin Edda Weise, Landrat Franz Meyer und Pfarrerin Sabine Hofer. (Foto: Hoffmann)
Ein Ort mit Symbolkraft: Unter dem Ortenburger Wappen und der Lutherrose am Eingangstor zum evangelischen Pfarrhof treffen sich während Vorbereitungen zum Jubiläumsjahr (v.l.) die Tourismuschefin Ortenburgs Inge Sickinger, Pfarrerin Sabine Hofer und Bürgermeister Johann Halser. (Foto: Straßer)

Schon im Jahre 2009 begannen die Planungen im Arbeitskreis Festjahr 2013 in Ortenburg. Die Feierlichkeiten werden von der Evangelischen Kirchengemeinde, dem Schlossförderkreis, dem Markt Ortenburg, der Evangelischen Realschule und weiteren ortsansässigen Vereinen durchgeführt. Ein stetiges Bestreben dabei war es alle Ortsteile, Schulen, Vereine, Chöre, Musikgruppen und die katholischen Kirchengemeinden mit ein zu beziehen. Unterstützt werden die Veranstaltungen zudem durch das Evangelisch-Lutherische Dekanat Passau und dem Landkreis Passau. Für den Landkreis ist Ortenburg im Jahre 2013 einer der kulturellen Schwerpunkte.

Im Februar 2013 trafen sich die katholischen Pfarrgemeinderäte von Ortenburg und Dorfbach, der evangelische Kirchenvorstand von Ortenburg, sowie die Kirchenpfleger von Ortenburg und Dorfbach zu einer gemeinsamen Sitzung im katholischen Pfarrsaal. Ziel war es, sich besser kennen zu lernen und auf Gemeinsamkeiten zu besinnen. Zudem wurden Wünsche für Zukunft geäußert und für das Reformationsjubiläum in Ortenburg eingeladen. Diskutiert wurde über ökumenische Veranstaltungen, Erfahrungen und gemeinsame Beziehungen. Dabei wurde festgestellt, dass die Ökumene aktiv gelebt wird in Familien, Beruf, Schulen, Kindergärten, bei Vereinen, in Gottesdiensten, bei Trauungen und Ausflügen. Zukünftig erhofft man sich noch mehr gemeinsame Aktionen und Veranstaltungen, eine gemeinsame Jugendarbeit, sowie ökumenische Glaubenskurse. Ersehnt wird auch die Möglichkeit eines gemeinsamen Kommunionempfangs. Bis Herbst soll eine Stoffsammlung ausgearbeitet werden. In beiden Pfarrämtern können dazu Vorschläge abgeben werden. Im Herbst soll ein gemeinsames Ökumenisches Grundsatzpapier vorgestellt werden mit dem Titel: „Ökumenischer Standard in Ortenburg“.

Finanzierung

Die Gesamtkosten des Festjahres belaufen sich auf 450.000 €.[2] Für die Ausstellung wurde von der evangelischen Kirchengemeinde das ehemalige Kantorhaus am Pfarrhof erworben. Dieses wurde im Zuge der Vorbereitungen für die Ausstellung renoviert und umgebaut, wie auch das daneben liegende Gemeindehaus. Die Kosten für Renovierungskosten, ohne Ausstellung betragen 260.000 €.[2]

Finanziert wurde dies alles wie folgt: Allein 149.000 € stammen aus dem EU-Förderprogramm LEADER.[3][2] Des Weiteren beteiligte sich die Marktgemeinde Ortenburg mit 40.000 €, das Landratsamt Passau mit 15.000 € und die Evangelische Landeskirche mit 55.000 €.[2] Die evangelische Kirchengemeinde griff zusätzlich auf eine Rücklage von 80.000 € für das Kantorhaus zurück.[2] Die noch fehlenden 110.000 € müssen durch Spenden und eine Förderung durch die Bundesrepublik Deutschland aufgebracht werden.[2] Die Bundesrepublik beteiligt sich in Ortenburg im Rahmen des anstehenden 500. Reformationsjubiläums 2017 in Deutschland.[4] Zusätzlich zu den Arbeiten am Kantorhaus wurde das Gemeindehaus für weitere 35.000 € erneuert.[2]

Programm

Reformationsausstellung

Die Hauptausstellung befindet sich im Kantorhaus am evangelischen Pfarrhof in Ortenburg. Diese wird sich dort für die nächsten 12 Jahre als Dauerausstellung befinden. In der Hauptausstellung wird die evangelische Geschichte Ortenburgs lebendlig dargestellt, aber auch die Grundsätze des evangelisch-lutherischen Glaubens erläutert. [5]

Im Gemeindehaus befanden sich 2013 zwei Sonderausstellungen passend zum Themenjahr Reformation und Toleranz der Lutherdekade der Evangelischen Kirche Deutschlands. Die Erste mit dem Titel Heimat suchen – Toleranz finden, befasste sich mit der Ortenburger Zeitgeschichte des 20. und 21. Jahrhunderts. Die zweite Sonderausstellung Evangelische Frauen – nicht aus Pappe behandelte Frauen die sich für den Aufbau evangelischen Glaubens im Evangelischen Dekanat Passau verdient gemacht haben.[5]

Die Ausstellungen (28. April bis 3. November 2013) im Kantor- und Gemeindehaus waren von Donnerstag bis Sonntag von 15 bis 18 Uhr geöffnet. Die Marktkirche in Ortenburg und die St. Laurentius-Kirche in Steinkirchen sind täglich von 7 bis 19 Uhr für die Öffentlichkeit zugänglich.[5] Der Eintrittspreis für die Ausstellung beträgt für Erwachsene zwei Euro, für Jugendliche und Ermäßigte einen Euro. Kinder haben freien Eintritt.[5]

Siehe Hauptartikel: Evangelisch mitten in Bayern — 450 Jahre Reformation in Ortenburg

Themenweg

Einer der sofort auffallenden Punkte ist die Anlage des rund vier Kilometer langen Themenwegs mit seinen Schautafeln. Die zwölf Stationen dieses Weges, ein Rundweg um Ortenburg herum, haben die Einzigartigkeit als einstige evangelische Enklave mitten in Niederbayern als Thema.

Siehe Hauptartikel: Themenweg 450 Jahre Reformation in Ortenburg

Regionaler Kirchentag

Am Sonntag, den 16. Juni 2013, fand der Regionale Kirchentag des Evangelischen Dekanat Passaus in Ortenburg statt. Zur Feier des Reformationsjubiläums wurde er nach Ortenburg verlegt. Der Kirchentag fand unter dem Motto „Freiheit leben! 450 Jahre Reformation in Ortenburg“ statt und warf einen Blick zurück auf die Geschehnisse vor 450 Jahren. Hauptschauplatz war die Schlosswiese unterhalb von Schloss Ortenburg. Den Gottesdienst hielt Pfarrer Werner Tiki Küstenmacher, welcher von einer Band und einem großen Posaunenchor unterstützt wurde. Nach dem Festgottesdienst boten zahlreiche Veranstaltungen im ganzen Ort Abwechslung.

Siehe Hauptartikel: Regionaler Kirchentag 2013

Begleitende Projekte

Ortenburger Bibel-Projekt

Innerhalb von zwei Jahren wurde für das Jubiläumsjahr eine vollständige, handschriftliche Abschrift des Neuen Testaments geschaffen. Daran beteiligten sich 270 Ortenburger Bürgerinnen und Bürger und Nahestehende des Ortes, unterschiedlicher Konfessionen. Die fertige handgeschriebene Bibel wurde gebunden und erhielt in der Reformationsausstellung einen zentralen Platz.

Siehe Hauptartikel: Ortenburger Bibel-Projekt

Ortenburg-Buch

Der Förderkreis Schloss Ortenburg arbeitete seit Ende 2010 an einem 495-Seiten umfassenden Buch zum Reformationsjubiläum. Darin beschreiben 21 Autorinnen und Autoren die Geschichte Ortenburgs vom Mittelalter bis in die heutige Zeit, wobei die Reformation und deren Auswirkungen einen der Schwerpunkte darstellt.[6]

Siehe Hauptartikel: Ortenburg – Reichsgrafschaft und 450 Jahre Reformation (1563-2013)

Parallelausstellung in Rutzenmoos

In Rutzenmoos, bei Regau im Hausruckviertel, fand im Evangelischen Museum Oberösterreich eine Begleitausstellung zum Ortenburger Festjahr statt. Die dortige Sonderausstellung trug den Titel „Ortenburg und Oberösterreich — 450 Jahre Reformation in Ortenburg“. Diese wurde am 1. Mai 2013 eröffnet. Die Ausstellung beschäftigte sich mit Ortenburg und seiner Bedeutung für die Geheimprotestanten im heutigen Oberösterreich. Prunkstück der Ausstellung waren die Ortenburger Ratschläge von 1756.

Siehe Hauptartikel: Ortenburg und Oberösterreich — 450 Jahre Reformation in Ortenburg

Sonderausstellungen

Im Ortenburger Rathaus befand sich im Sitzungssaal der Gemeinde die Sonderausstellung Ortenburger Häusergeschichten. Die Ausstellung wurde von Ortshistoriker Walter Fuchs erstellt. Sie zeigt in 135 Fotografien und Abbildungen die Entwicklung des Ortes im 19. und 20. Jahrhundert. Darunter befinden sich Fotografien von mittlerweile verschwundenen Häusern, die im 16. Jahrhundert von den österreichischen Glaubensflüchtlingen errichtet wurden und in den 1970ern abgerissen wurden.

Die Ausstellung (28. April bis 31. Oktober 2013) war von Montag bis Freitag von 9 bis 12 Uhr und Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag von 14 bis 16 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.[5]

In der Galerie an der Wolfach fand die Sonderausstellung Religiöse Kunst heimischer Künstler statt. Die Ausstellung (28. September bis 3. November 2013) war von Donnerstag bis Sonntag von 15 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt war kostenlos.[5]

Gerempel im Tempel – Ein Kindermusical

Unter der Leitung des Dekanatkators Ralf Albert Franz wird im Weiherhaus-Theater in Kamm bei Ortenburg das Kindermusical „Gerempel im Tempel“ aufgeführt. Darin wirken Kinder im Alter von sieben bis zwölf Jahren mit. Die Aufführung ist am 20. Juli 2013 geplant. Seit Beginn des Jahres finden stets einmal monatlich Proben des Musicals statt. Ein Einstieg in die Probearbeiten ist weiterhin stets möglich.

Beteiligungen der Schulen

Auch die Ortenburger Schulen beteiligen sich an dem Festjahr. An der Grund- und Mittelschule Ortenburg wurde den Schülern die Wichtigkeit dieses Ereignisses unter anderem mittels einem Projekttag am 19. März 2013 nahegebracht. Die Palette reichte von Singen und Musizieren über Kochen und Essen bis hin zum Spielen wie zur Zeit der Reformation. Einige Kinder durften die Geschichte vor Ort erleben mit einem Besuch in der Marktkirche oder einem Erlebnisspaziergang durch Ortenburg. Auch gab es einen Workshop um die Tradition der Streuobstwiesen mit Obstbäumen um Ortenburg herum. Diese wurden von Glaubensflüchtlingen aus Österreich um 1624 angelegt, die ihr Wissen um den Obstanbau, die Kultivierung von Streuobstwiesen und die Mostzubereitung hierher brachten.

Die Ergebnisse des Projekttages werden zum Teil in der Volksschule ausgestellt, fließen aber auch in Form eines Portfolios in die Ausstellung im Kantorhaus ein.[7]

Veranstaltungen (Auswahl)

Vorstellung des Veranstaltungsjahres

Überreichung von Gratisexemplaren des Kalenders zum Jubiläumsjahr an die Mitwirkenden des Kalenders, die Organisatoren des Festjahres und der Ausstellung und der Sponsoren. (Foto: Baumgartl)

Am 18. Oktober 2012 wurde in der Marktkirche das offizielle Rahmenprogramm des Festjahres von Frau Pfarrerin Sabine Hofer vorgestellt. Sie berichtete zudem von der bevorstehenden Aufnahme Ortenburgs in den europäischen Tourismusverband „Stätten der Reformation“ aufgrund der Bedeutung des Ortes als „Insel des evangelischen Glaubens im katholischen Meer“. Wie sie zudem berichtete, ist Ortenburgs in ganz Europa bekannt, sogar englischen Schulkindern wird der bayerisch-ortenburgische Konflikt im Religionsunterricht nahegebracht.

In zwei anschließenden Vorträgen zur Vorstellung des Kalenders Ortenburg – Reichsgrafschaft und 450 Jahre Reformation erläuterten die Referenten Markus Lorenz und Stefan Wild ausführlichst die Bedeutung der evangelischen Pfarrgemeinde[8] und die Reformationsgeschichte Ortenburgs[9]. Der vom Förderkreis Bereich Schloss Ortenburg herausgegebene Kalender zeigt neben den bedeutendsten evangelischen Gebäuden auch die wechselvolle Geschichte des Reformationsjahrhunderts.

Kunsthistoriker Dr. Ludger Drost gewährte noch einen Ausblick in die geplante Ausstellung im Kantorhaus, welche sich auch an Familien mit Kindern und allgemein einem breiten Interessentenkreis richtet. Die Reformationsausstellung ist lebendig gestaltet mit Hörstationen, Bilderbuchgeschichten und anderem.

Ökumenischer Neujahrsempfang

Die Gastgeber des ökumenischen Neujahrsempfanges: (v.l.) ev. Pfarrer Johannes Hofer, Bürgermeister Johann Halser, stellv. Landrat Klaus Jeggle, ev. Pfarrerin Sabine Hofer, Dr. Ralf Krause von der Dekanatssynode, kath. Pfarrer Alois Graf. (Foto: Wildfeuer)

Das Festjahr wurde am Neujahrstag 2013 in der Mensa der Evangelischen Realschule Ortenburg mit 200 Gästen eröffnet. Der Neujahrsempfang lief unter dem Titel „Erstaunlich, einzigartig, ökumenisch“. Zuvor gab es einen ökumenischen Gottesdienst in der evangelischen Marktkirche, geleitet von der evangelischen Pfarrerin Sabine Hofer und dem katholischen Pfarrer Alois Graf. Dekan Dr. Wolfgang Bub hielt die Predigt. Schwerpunkt der Veranstaltung war es ein Zeichen zu setzen, dass Ökumene alle Gemeindemitglieder beider Konfessionen betreffe.

Seit 2000 wechseln sich die beiden christlichen Konfessionen mit der Ausrichtung des Neujahrsempfanges ab. Aufgrund des Festjahres verzichtete die katholische Pfarrgemeinde zugunsten der evangelischen Kirchengemeinde auf die Ausrichtung im Jahr 2013.

Vorstellung des Begleit-Buches

Einige der Ehrengäste und Buchautoren bei der Präsentation: (v.l.) Karl Wißpeintner, Stefan Wild, Albert Strohm, Huguette Wißpeintner, Alois Hofbauer, Rektorin Heide Hesse, Bezirkstagsvizepräsident Franz Schedlbauer, Pfarrerin Sabine Hofer, Moritz Graf zu Ortenburg, Pfarrer Johannes Hofer, Regina Gräfin zu Ortenburg, Johanna Fuchs, Markus Lorenz, Alfons Niederhofer, Ingomar Reimer und Walter Fuchs. (Foto: Rücker)

Am 25. Januar 2013 wurde das Buch Ortenburg – Reichsgrafschaft und 450 Jahre Reformation (1563-2013) in einem Festakt in der Evangelischen Realschule Ortenburg vorgestellt.

In der Mensa der Realschule wohnten 300 Gäste dem Festprogramm bei. In zahlreichen Grußworten wurde die geleistete Arbeit der 21 Autorinnen und Autoren und aller Hauptbeteiligten am Buch gewürdigt. Hervorgehoben wurde auch die Leistung der Pfarrer beider christlichen Konfessionen in den letzten Jahrzehnten ohne welche die heute vorhandene harmonische Ökumene in Ortenburg nie möglich gewesen wäre. Die beiden Heimatforscher Stefan Wild und Markus Lorenz stellten daraufhin einige Glanzlichter des Buches in zwei Vorträgen vor. Zudem wurden ausgewählte geschichtliche Neuentdeckungen bildlich gezeigt. Umrahmt wurde das Programm vom Bläserensemble und Ensemble Vocabile unter der Leitung von Dekanatskantor Ralf Albert Franz.

Ökumenische Abende

Im März des Jahres 2013 fanden in der Mensa der Evangelischen Realschule Ortenburg die alljährliche Veranstaltungsreihe der Ökumenischen Abende statt. In diesem Jahr sind die seit 1992 durchgeführten Ökumenischen Abende fest in die Veranstaltungen des Jubiläumsjahres eingebettet. Entsprechend ist ihr Titel „Reformation und Ökumene“.

Am 6. März hielt Abt Dr. Marianus Bieber von Niederaltaich einen Vortrag mit dem Titel „Toleranz als Weg der Ökumene und des interreligiösen Dialogs“. Marianus Bieber betonte die Größe von Gott, bei der jede Religion nur einen Zipfel des Ganzen erkennen kann. Jede Religion muss daher akzeptieren, dass es im Dialog mit Anderen, auch andere Werke zu Gott gibt als nur die eigenen. Die Toleranz zwischen Religionen zu leben sei kein leichtes Unterfangen, denn es ist schwer den eigenen Weg als den absolut richtigen anzusehen und gleichzeitig andere als absolut richtig lassen zu können. Dieser Spagat gelang Christen, und anderen Religionen, im Laufe der Geschichte nicht immer. Auch in der heutigen Zeit falle dies immer noch nicht leicht, aber es ist notwendig. Oft verliere sich der interreligiöse Dialog in Fragen wie, wer den richtigen Weg habe oder wer mehr von Gott erkannt habe. Dies sei, so betonte Bieber, eine Sackgasse. vielmehr sollte es darum gehen, wer die größte Liebe lebt und wer den Menschen frei macht. Darüber könne man sich austauschen und voneinander lernen. Nach diesem Ideal gilt es zu streben.

Am 13. März folgte Studentenpfarrer Dr. Gereon Vogel-Sedlmayr aus Passau mit dem zweiten Vortrag mit dem Titel „Martin Luthers Theologie in aktuellen Kontroversen“. Vogel betonte, wenn man sich Luther nähern möchte, muss dies aus der Sichtweise aus der damaligen Zeit geschehen. Schwer verständlich sind seine Positionen zum Teufel, zu Hexen, dem Papst, den Bauern, Juden und Türken. Zudem hat sich Martin Luther durch seine Position im Bauernkrieg Schuld auf sich geladen, denn er unterstützte vor allem die Fürsten. Martin Luther, so Vogel, habe nie ein Heiliger sein wollen, vielmehr sei er seiner Sündhaftigkeit bewusst gewesen. Die Bezeichnung „lutherische Kirche“ war ihm zudem peinlich. Die wichtigste greifbare Tat Martin Luthers war die Übersetzung des Neuen Testaments auf der Wartburg und später der gesamten Bibel in die deutsche Sprache. Dennoch bleibt von Luther wesentlich mehr, so Vogel, er habe den Menschen die Redefreiheit im Glauben gebracht. Die Reformation sei, trotz späterer Einschränkungen, durch Überzeugung erreicht worden. Also nicht durch Gewalt, sondern durch das Wort. Martin Luther lenkte zudem den Blick auf das gewöhnliche Leben. Für ihn waren die kleinen Leute die eigentlichen Heiligen. Zudem gehörte es nach Luthers Verständnis, dass auch die Widersprüche die man ertragen müsse, zum Glauben gehören. Mit dem Ablassstreit habe Martin Luther zeigen wollen, dass der Mensch sich nicht durch seine Werke und nicht durch sein Geld aus dem Dilemma befreien kann. Sondern, wie es in der Kernstelle für seine Überzeugung im Romerbrief (3,28) heißt: „So halten wir nun dafür, dass der Mensch gerecht wird ohne des Gesetzes Werke, allein durch den Glauben.“

Der dritte Vortrag von Diakon Dr. Johannes Schachtl aus Altötting mit dem Titel „Die Reformation in Ortenburg und ihre Auswirkung für die Ökumene heute“ war für den 20. März geplant. Dieser entfiel krankheitsbedingt.

Passionsoratorium in Steinkirchen

Unter der Leitung von Dekanatskantor Ralf Albert Franz fand am 10. März in der St. Laurentius-Kirche in Steinkirchen ein Passionskonzert statt. Auf dem Programmpunkt stand das selten aufgeführte Passionsoratorium „Ein Lämmlein geht und trägt die Schuld“ des Bach Schülers Gottfried August Homilius. Homilius war Ende des 18. Jahrhunderts Kantor und Musikdirektor in Dresden. Er hat das Passionsgeschehen ohne spezifische Rollenverteilung vertont, wie Ralf Albert Franz zu Beginn erläuterte. Vorbild waren die Passionen seines Lehrers Johann Sebastian Bach. Der zugehörige Text schildert die Gefühle des Betrachters, des mitleidenden Christen.

Die Musiker, Sängerinnen und Sänger des Konzertes setzten sich aus den Solisten Eva Zettl (Sopran), Anna Veit (Alt), Thomas Hermann (Tenor), Bernhard Forster (Bass), dem gemeinsamen Chor aus dem Kammerchor St. Matthäus Passau und des Singkreises Passau, dem Kammermusikensamble St. Matthäus bestehend aus Erasmus Betz, Lilo Böhm, Annalena Graf, Deborag Betz, Magdalena Lohr, Barbara Blumenstingl, Heike Schlierf, Christian Baumkirchner, Nikki Trefflinger, Alexander Gerner und Anita Furtner, sowie dem Organist Toni Glas zusammen. Das Publikum würdigte das herausragende musikalische Ereignis mit langem Applaus.

Eröffnungsfest

Schlüsselübergabe des Kantorhauses und Eröffnung der Ausstellung durch Regionalbischof Hans-Martin Weiss und Landrat Franz Meyer. (Foto: Baumgartl)

Am 28. April wurde das Jubiläumsjahr offiziell mit einem großen Festakt feierlich mit internationalen Gästen eröffnet. Es begann mit einem Gottesdienst in der evangelischen Marktkirche. Festprediger war Superintendent Dr. Gerald Lehner aus Linz. Dieser bedankte sich stellvertretend für seine Landsleute bei den Nachfahren der Ortenburger, die im 17. Jahrhundert viele österreichische Glaubensflüchtlinge aufgenommen haben. Der Gottesdienst wurde begleitet von Posaunenchor, dem Partnerschaftschor Passau und des Gesangvereins Ortenburgs. Im Festgottesdienstreichte Dr. Gerold Lehner das Abendmahl aus dem Kelch, den Graf Joachim einst gestiftet hatte. In ihrem gemeinsamen Grußwort wiesen Kirchenrat Ivo Huber und Pfarrer Christian Düfel aus Nürnberg auf Ortenburg besondere Ökumene. Es ist ein Beispiel dafür, wie einst verfeindete Lager zueinander gefunden hätten. Dekan Christian Altmannsperger fügte hinzu, dass es entscheidend sei für beiderlei Christen, den Menschen eine Heimat zu geben.

Im Anschluss fand um 11 Uhr die offizielle Eröffnung der Ausstellungen im Kantor- und Gemeindehaus, sowie des Themenwegs durch Regionalbischof Dr. Hans-Martin Weiss und Landrat Franz Meyer statt. Die Ausstellung veranschaulicht, dass sich 46 Jahre nach Martin Luthers Thesenanschlag in Ortenburg die neue Glaubensrichtung etablierte, und welche Auswirkungen dies über die Jahrhunderte hinweg hatte. Die Geschichte Ortenburgs, so Regionalbischof Weiss, sei ein nicht zu unterschätzender Bestandteil der europäischen Reformationsgeschichte. Zudem seinen die Originalschauplätze bewegend. Die evangelische Ästhetik in Ortenburg sei außerdem kein Fremdkörper in Niederbayern, sondern es passe genauso hierher wie Rokoko und Barock. Der vier Kilometer lange Themenweg führt durch die von den evangelischen Glaubensflüchtlingen geprägte Obstlandschaft, sowie am Schloss und dem ersten Schulhaus Ortenburgs vorbei.

Um 12 Uhr wurde die Begleitausstellung von Walter Fuchs im Rathaus durch Bürgermeister Hans Halser, Pfarrer Johannes Hofer und Pfarrer Alois Graf statt. Zugleich fand auf dem Kirchengelände ein Reformationsmarkt statt. Auch Schülerinnen und Schüler der Evangelischen Realschule beteiligten sich mit dem Verkauf von Muffins und Lutherrosenkekse am Pfarrer-Mehrmann-Weg.

Über den Nachmittag verteilt wurden die ersten Führungen im 15-Minuten-Takt in den Ausstellungen und auf dem Themenweg durchgeführt. Zugleich gab es Konzerte in der Marktkirche vom Posaunenchor Ortenburg, den Kindern des evangelischen Kindergartens, des Chors der katholischen Pfarrgemeinde, des Gesangvereins Ortenburgs, des Sammareier Sängerzirkels und von Pomp-A-Dur.

Frühlingskonzert des Gesangvereins Ortenburg

In der Schlosskapelle fand das alljährliche Frühlingskonzert des Gesangvereins Ortenburg statt. Entsprechend dem Jubiläumsjahr stand das 90-minutige Programm unter dem Motto „Lieder aus 450 Jahren“. Vorgetragen wurden daher Lieder vom 16. bis ins 19. Jahrhundert.

Unterstützt wurde der Gesangsverein Ortenburg vom Männergesangverein Liedertafel Dorfbach unter der Leitung von Peter Lehner und das Quartett der katholischeb Landstreicher. Zudem laß Alfons Niederhofer passende Teile von Aufsätzen aus dem Buch zum Reformationsjubiläum vor. Er berichtete über den Reformator Ortenburgs, Graf Joachim, den Malergrafen Friedrich Casimir, über die Schulreformen Gräfin Amalia Reginas und die Geschichte der Schlosskapelle.

Besuch des Landeshauptmannes von Oberösterreich

Im Juli 2013 besuchte der oberösterreichische Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer den Markt Ortenburg in seinem Urlaub. Begleitet wurde er von der Bürgermeisterin Maria Pachner aus Grieskirchen. Bürgermeister Hans Halser hatte beide im Juni 2011 nach Ortenburg eingeladen, als ihm damals auf Schloss Parz die Kulturmedaille des Landes Oberösterreich verliehen wurde.

Zu Beginn wurden die Gäste im Rathaus empfangen, wobei sie sich in das Gästebuch der Marktgemeinde eintrugen. Im Sitzungssaal des Rathauses führte sie Ortshistoriker Walter Fuchs durch die Sonderausstellung Ortenburger Häusergeschichten. Anschließend führte Altbürgermeister Reinhold Hoenicka die Gäste durch Schloss Ortenburg. Im weiteren Verlauf wurde die Reformationsausstellung im Kantorhaus besichtigt. Den Abschluss fand der Tag durch ein Essen im Gasthaus Zum Koch im Ortsteil Vorderhainberg.

Eichenfest

Am 21. Juli 2013 fand das Eichen- und Kindergartenfest der evangelischen Kirchengemeinde statt. Der Festgottesdienst wurde bei Sonnenschein im Pfarrhof abgehalten. Pfarrer Johannes Hofer und der Vertrauensmann des Kirchenvorstandes Jürgen Terle pflanzten dabei ein veredeltes Apfelbäumchen. Pfarrerin Sabine Hofer erinnerte in ihrer Predigt an die österreichischen Exulanten, die im 17. Jahrhundert nach Ortenburg kamen und ein neues Leben begonnen. Dabei brachten sie einst auch die Obstbaumkultur mit nach Ortenburg. Musikalisch gestaltet wurde der Gottesdienst von einer Kinrdergartengruppe und vom Posaunenchor unter der Leitung von Rüdiger Pangritz.

Im Anschluss an den Gottesdienst wurden Getränke und Speisen verkauft. Zudem trat die Tanzgruppe Lady Liner auf. Höhepunkt des Tages war eine Theateraufführung der Kindergartenkinder. Sie spielten ein von Rita Jeszenkovits geschriebens Stück zum Reformationsjahr.

Pilgerwanderung nach Ortenburg

Unter dem Motto Und Führe zusammen was getrennt ist - Ökumene in Bewegung fand am 22. September 2013 im Rahmen der Reformationsfeierlichkeiten eine Sternpilgerwanderung nach Ortenburg statt. Auf mehreren Wegen, der Via Nova, dem Weg des Buches und dem Friedensweg, kamen die Pilger zur Marktkirche. Ausgangspunkte waren Bad Griesbach, die Platte bei Passau, Kloster Neustift, Aidenbach oder Andorf in Österreich. Organisiert wurde die Pilgerwanderung von der evangelischen Kirchengemeinde gemeinsam mit dem Ökumenischen Zentrum Bad Griesbach, dem Kloster Neustift, dem europäischen Pilgerweg Via Nova e.V. und der Initiative der evangelischen Kirche A.B. in Österreich Der Weg des Buches.

Über 100 Pilger kamen in sechs verschiedenen Gruppen nach Ortenburg. Die Bilder wurden bei ihrer Ankunft im Pfarrhof begrüßt und mit Ortenburger Spezialitäten versorgt. Anschließend fand um 16 Uhr ein ökumenischer Gottesdienst statt. Musikalisch begleitet wurde dieser durch die Gesangsgruppe Pomp-A-Dur. In ihrer Predigt erinnerte Pfarrerin Sabine Hofer nochmals an die Emmausgeschichte, deren Inhalt alle Gruppen auf ihrer Wanderung thematisiert hatten. Der Gottesdienst schloss mit einem Agapemahl, wobei sich die Teilnehmer mit Brot, Trauben und dem Friedensgruß beschenkten. Abschließend wurden Luftballons in den Kirchenfarben entlassen, die mit persönlichen Wünschen der Pilger auf die Reise gingen.

Eröffnung Galerie an der Wolfach

Die Gruppe der ausstellenden Künstler versammelten sich bei der Vernissage in der Marktkirche. v.l.: Pfarrerin Sabine Hofer, Hubert Glaser, Anette Smolka, Prof. Dr. Alf Mintzel, Claudia Pannermayr, Friedemann Liebisch, Werner Richter, A. G. Dorfpacher und Galerist Gunther Braun. (Foto: grf)

Die Galerie an der Wolfach wurde am 28. September 2013 eröffnet. Thema der Ausstellung war in diesem Jahr „Glauben im Leben“. Die Ausstellung begann mit einer Vernissage in der evangelischen Marktkirche. Insgesamt ach verschiedene Künstler präsentierten ihre Ausstellungsstücke, welche anschließend in die Galerie an der Wolfach gebracht wurden. Der Titel Glauben im Leben wurde von Galerist Gunther Braun bewusst gewählt, auch im Bezug auf das Reformationsjubiläum. Es wurde versucht die Ausstellung im ökumenischen Sinne zu gestalten. Gezeigt werden Madonnen, ein ganzer Kreuzweg sowie Drucke, die sich mit dem Glauben der Naturvölker befassen.

Luther-Monodram

Unter dem Titel „Martin Luther. Hier steh ich - 450 Jahre Reformation in Ortenburg“ fand am 13. Oktober 2013 ein Personenstück statt. Dieses wurde im Rahmen der Steinkirchener Herbstkonzerte durchgeführt. Hans Ballmann spielte dabei Martin Luther. Begleitet wurde er durch Dekanatskantor Ralf Albert Franz an der Orgel.

Reformationsjubiläum

Vor Beginn der Feierlichkeiten besuchten die Ehrengäste die Ausstellung. Besondere beachtung fand dabei der erste Band der Ortenburger Bibeln, eine zweiwöchige Leihgabe des Deutschen Historischen Museums. (v. l.) Dr. Matthias Miller, Pfarrerin Sabine Hofer, Botho Graf zu Ortenburg und Landesbischof Dr. Heinrich Bedford Strohm. (Foto: Scholz)

Das 450-jährige Reformationsjubiläum wurde am 17. Oktober 2013 in der evangelischen Marktkirche in Ortenburg gefeiert. Er war der Höhepunkt des gesamten Festjahres.

Schon am Vormittag fand in der Marktkirche ein Schülergottesdienst statt. Im Zeichen der Ökumene hielt der katholische Pfarrer Alois Graf die Predigt. Nachmittags wurden die gelandenen Ehrengäste, darunter Landesbischof Dr. Heinrich Bedford-Strohm, Sohn des Passauer Altdekans Albert Strohm, sowie 11 Mitglieder der gräflichen Familie zu Ortenburg durch die Reformationsausstellung geführt.

Landesbischof Dr. Heinrich Bedford-Strohm beim Festgottesdienst in der evangelischen Marktkirche. (Foto: Scholz)

Der eineinhalbstündige Festgottesdienst fand um 19 Uhr statt. Landesbischof Dr. Heinrich Bedford-Strohm hielt dabei die Festpredigt. Er sprach dabei über einen der bekanntesten Reformationstexte, in dem Apostel Paulus den Römern schreibt, dass der Mensch allein aus der Gnade Gottes und dem Glauben an Jesus Christus gerechtfertigt, das heißt angenommen und wertvoll ist (Römer 3,21-28). Der Landesbischof betonte, der Tex sei eine große Hymne an die Freiheit eines Christenmenschen. Diese Botschaft sei hochaktuell in einer Zeit, „in der die Menschen unter der Last der Ansprüche zusammenbrechen“, in der junge Mädchen sich zu Tode hungerten, um einem Schönheitsideal zu entsprechen, in der Schüler möglichst schnell fit gemacht würden für die Globalisierung, in der Betriebeso organisiert seien, dass die Beschäftigten abens zu erschöpft seien für die Familie. Dagegen stehe diese göttliche Zusage, dass der Mensch seinen Wert nicht verliere, wenn er nichts geleistet hat. „Nicht einmal ein guter Mensch musst du sein. Du darfst einfach sein.“ Nicht nur die Kirche müsse sich zudem ständig erneuern, sondern auch die Gesellschaft als Ganzes. Die Kinder sollen im Kindergarte spielen, weil es schön ist und nicht, weil es der Bildung dient. Familien mit kleinen Kindern sollen willkommen sein und nicht als Störfaktor gelten. In der Wirtschaft soll zudem der Mensch nicht mehr als reiner Produktionsfaktor angesehen werden, sondern zuerst als Mensch. Und auch die alten Menschen sollen als Segen empfunden werden, statt als Ursache für die Probleme bei der Finanzierung der Pflegeversicherung.

Musikalisch begleitet wurde der Gottesdienst vom Bezirksposaunenchor, den beiden Dekanatskirchenmusikern und einer Sängerin. Über 400 Gäste nahmen am Festgottesdienst und am anschließenden Empfang teil.

Der Empfang fand im Anschluss an den Gottesdienst in der Mensa der Evangelischen Realschule Ortenburg statt. Landrat Franz Meyer betonte in seinem Grußwort, dass die bayerische Religionsgeschichte untrennbar mit dem Namen Ortenburg verbunden sei. „Es ist für Bayern ein Glücksfall Ortenburg zu haben“, führte Meyer weiter aus. Moritz Graf zu Ortenburg stellte heraus, wie wichtig es war, dass Graf Joachim für den protestantischen Glauben eingestanden sei. Die Reform sei damals notwendig gewesen, jedoch ist die heutige konfessionelle Trennung in seinen Augen nicht mehr zeitgemäß. Bürgermeister Hans Halser würdigte die Bedeutung des Festtages und vor allem das lebendige Miteinander von Katholiken und Protestanten in Ortenburg. Altbürgermeister Reinhold Hoenicka und Karl Wißpeintner zeigten sich beide tief beeindruckt von der Predigt von Landesbischof Bedford-Strohm. Nach den Grußworten referierte Dr. Matthias Miller vom Deutschen Historischen Museum Berlin über die kostbaren Ortenburger Bibeln. Der erste Band dieser beiden Bibeln wurde im Anschluss in der Reformationsausstellung gezeigt und konnte bis Mitternacht besichtigt werden. Aufgrund der Leihgabe der besonderen Bibel, wurde die Ausstellung bis 3. November 2013 verlängert.

Abschluss des Festjahres

Der Reformationstag (31. Oktober) des Jahres 2013 bildete den offiziellen Abschluss des Festjahres „450 Jahre Reformation in Ortenburg“. Der Schlusspunkt wurde mit einem Festgottesdienst um 19 Uhr in der Marktkirche gesetzt. Pfarrerin Sabine Hofer erinnerte zu Beginn an die Höhepunkte des Jahres, das Ortenburg-Buch, der Themenweg, die Ausstellungen im Kantorhaus und Rutzenmoos, die Ortenburg-Bibel samt Bibelwache, das Ortenburger Blumenwappen, Bibel-Abschreibprojekt, der Regionale Kirchentag, Ökumenischer Pilgertag und den Festgottesdienst mit Landesbischof Dr. Heinrich Bedford-Strohm. Die Menschen seien dabei in Bewegung geraten und das Festjahr werde Spuren in der Gemeinde und darüber hinaus hinterlassen.

Der Regensburger Regionalbischof Dr. Hans-Martin Weiss hielt anschließend einen Vortrag mit dem Thema „Protestantisches und katholisches Bibelverständnis. Überlegungen im ökumenischen Horizont“. Nach dem Vortrag würdigte Bürgermeister Hans Halser die Ergebnisse im Jubiläumsjahr und deren nachhaltige Wirkung auf die Bedeutung des Marktes Ortenburg. Sein besonderer Dank galt dabei dem Pfarrerehepaar Sabine und Johannes Hofer. Jürgen Terle, Vertrauensmann des evangelischen Kirchenvorstands, hielt noch einmal eine Rükschau. Er bedankte sich bei den vielen helfenden ehrenamtlichen Menschen. Allen voran sei Christa Hermann zu nennen, die immer ansprechbar gewesen sei und ihren ganzen Sachverstand und ihr ganzes Organisationstalent eingebracht hatte. Zum Dank überreichte er ihr einen Blumenstrauß. Des Weiteren bedankte er sich bei Sabine und Johannes Hofer für ihr Engagement, die trotz des Stresses und der der Verantwortung nie ihren Humor verloren hatten.

Zum Abschluss fand im Gemeindehaus ein Kehrausempfang bei Most und Reformationshäppchen statt. Zugleich war die Reformationsausstellung nochmals bis Mitternacht geöffnet.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Einladung zum Vortrag zur Eröffnung der Ausstellung in Rutzenmoss
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 2,5 2,6 Johannes Hofer: Ortenburger Festjahr 2013. In: Gemeindebote Evang.-Lutherische Kirchengemeinde Ortenburg Nr. 148, Juli/September 2012 (S. 8-11).
  3. Leader-Aktionsgruppe Donau-Vils-Wolfach
  4. Pressemitteilung der Bundesrepublik Deutschland vom 30. Oktober 2012
  5. 5,0 5,1 5,2 5,3 5,4 5,5 Sabine Hofer: 28. April: Eröffnung der Ausstellung und des Themenwegs zur 450 Jahrfeier der Ortenburger Reformation. In: Ortenburg Kurier Nr. 187 vom 23. März 2013 (S. 12)
  6. Stefan Wild: Ortenburg... geschichtlich interessant!, Vortrag zur Buchvorstellung in der Evangelischen Realschule Ortenburg am 25. Januar 2013 (online, PDF)
  7. Inge Schlögl: „450 Jahre Reformation in Ortenburg“. Projekttag der Klassen 1 bis 7 an der Grund- und Mittelschule. Online auf den Seiten der Volksschule Ortenburg
  8. Markus Lorenz: Die Bedeutung der evangelisch-lutherischen Pfarrei Ortenburg, Vortrag in der Marktkirche Ortenburg am 18. Oktober 2012 (online, PDF)
  9. Stefan Wild: 2013 – 450 Jahre Reformation, Vortrag in der Marktkirche Ortenburg am 18. Oktober 2012 (online, PDF)

Literatur

Weblinks

450 Jahre Reformation in Ortenburg

Ausstellung (Begleitbroschüre) – ThemenwegRegionaler KirchentagBibel-ProjektBegleitbuchÖsterreichische ParallelausstellungBjblia Das ist die gantze heilige Schrifft DeudschDas Newe Testament