Lukas Kern

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Bildnis des Lukas Kern in der Pfarrkirche von Grainet.

Lukas Kern (* 15. Oktober 1681 in Obernzell; † 12. September 1749 in Passau) war ein Schiffmeister, Gastwirt und Gründer des Lukas-Kern-Waisenhauses in Passau.

Leben und Wirken

Kern war das zweite Kind des Bindermeisters und Winzers Christoph Kern und seiner zweiten Ehefrau Maria, geborene Voytl. Er hatte noch zwei Schwestern. Durch seine Heirat am 14. Juli 1711 mit der 19-jährigen Vollwaise Anna Theresia Schwarz, Tochter des Schiffmeisters und Gastwirts Rupert Schwarz, kam er nach einigem Widerstand der Schiffergilde in den Besitz des Schiffmeisters- und Gastwirtsgeschäftes „zur goldenen Sonne“ am Unteren Sand. Am 21. Juli 1711 gab das Passauer Mautamt seinem Antrag auf Aufnahme in die Passauer Schiffmeisterzunft statt.

1712 trat er in die Bruderschaft der Schiffleute und Salzfertiger ein. Schon 1716 gehörte Kern der Bruderschaftsversammlung, dem engeren Kreis der Entscheidungsträger der Bruderschaft an. Seine Schiffe beförderten im Auftrag von Händlern wie auch selbstständig und auf eigene finanzielle Verantwortung verschiedene Waren.

Kern erwarb großen Reichtum, zu dem er, wie in der Inschrift über der Tür des Waisenhauses zu lesen ist, unter vielen Gefahren gelangte. Sein ausgeprägter Unternehmergeist erwies sich, als er Mitte der 1720er Jahre Fürstbischof Joseph Dominikus Graf von Lamberg vorschlug, die ausgedehnten Waldbestände des Bayerischen Waldes zu nutzen und auf der Ilz nach Passau zu triften. Der Fürstbischof nahm seinen Vorschlag an, und so wurde ab 1731 in den Wäldern um Freyung Holz geschlagen, das auf der Ilz in die Bischofsstadt gelangte.

1737 stiftete Kern seiner Heimatgemeinde Obernzell achthundert Gulden, damit in der dortigen Pfarrkirche an den drei ersten Sonntagen des Monats ein Rosenkranz gebetet werden konnte. 1744 stiftete er der Pfarrkirche außerdem noch einen Tabernakel. Die Fertigstellung der 1747 eingeweihten Marktkirche unterstützte er mit 5.300 Gulden.

1746 schilderte Kern in einem Brief an den Fürstbischof die Beschwernisse der Bewohner von Grainet, im Winter zur sonntäglichen Messe nach Freyung zu gelangen, wobei sogar ein Kleinkind erfroren war. Daraufhin wurde in Grainet eine Seelsorgestelle eingerichtet und auch der Kirchenbau auf einem von Kern eigens erworbenen Grundstück begonnen. Da jedoch der Stiftungsbrief für die Pfarrei noch nicht ausgestellt war, wandte sich Kern 1747 erneut an den Fürstbischof und wies darauf hin, dass er bereits 10.000 Gulden für die Pfarrstelle und die im Bau befindliche Kirche zur Verfügung gestellt und auch eine Orgel für die Kirche in Auftrag gegeben hatte. Auf sein ausdrückliches Drängen hin ließ Lamberg noch im Jahr 1747 den Stiftungsbrief für die Pfarrei Grainet ausfertigen. Ebenfalls 1747 stiftete Kern der Jesuitenkirche St. Michael für die Ausstattung der Xaveri-Kapelle sowie zur Finanzierung von zwei Glocken 10.000 Gulden.

In seinem Testament vom 20. Mai 1749 vermachte er 50.000 Gulden zur Errichtung eines Waisenhauses in Passau für zwölf Knaben und ebensoviel Mädchen aus Passauer Bürgerfamilien. Durch ein Kodizill (Testamentszusatz) vom 1. September 1749 stellte er weitere 22.400 Gulden zur Verfügung sowie 5.000 Gulden für den Bau des Waisenhauses. Ferner stiftete Kern eine tägliche heilige Messe zur Waisenhauskapelle und zur Stadtpfarrkirche St. Paul. Auch dotierte er die neu errichete Pfarrei Grainet.

Seinen Sohn Franz Xaver und seine Ehefrau Anna Theresia bedachte er mit einer Summe von jeweils 20.000 Gulden, wovon jeweils 10.000 Gulden angelegt und nach deren Tod dem Waisenhaus zufallen sollten. Seinen anderen drei überlebenden Kindern Ignaz (Jesuit), Josef Lukas (Franziskaner) und Catharina (Benediktinerin), die durch ihre geistlichen Orden versorgt waren, hinterließ er eine bestimmte Summe als väterliches Andenken. Seine beiden weiteren Kinder Gottlieb und Franciska waren bereits im Kindesalter verstorben.

Ferner sollten bei seiner Beerdigung einhundert Gulden als Almosen an die Armen verteilt werden, die sich vor der Kirche aufhielten. Das St. Johannis-Bruderhaus, das St. Johannis-Spital sowie das St. Gertraud-Spital sollten jeweils fünfzig Gulden erhalten. Die beiden Lazarette Passaus bedachte er mit zweitausend Gulden, die anzulegen waren. Den beiden Leprosenhäusern vermachte er zusammen einhundert Gulden.

Das Waisenhaus wurde am 26. Juni 1758 eröffnet und am 6. Juni 1763 durch Fürstbischof Joseph Maria Graf von Thun-Hohenstein eingeweiht.

Kerns stattliches Grabmonument befindet sich in der Stadtpfarrkirche St. Paul. An Lukas Kern erinnert in Passau ferner außer dem Waisenhaus, dem jetzigen Lukas-Kern-Kinderheim, die Lukas-Kern-Straße. In Obernzell gibt es ebenfalls eine Lukas-Kern-Straße.

Literatur