Bergfried (Passau)

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Das Bergfried-Areal auf der Ries in Passau.

Der Bergfried (ehem. auch Landrichterhof oder Stahlbad Bergfried) ist eine alte Klosteranlage am Rennweg in Passau-Ries. Sie besteht aus einem großen Haupthaus, einer profanierten Kirche und mehreren Nebengebäuden auf rund fünf Hektar Grund. Die profanierte Kirche und ein Teil des Verwaltungstraktes stehen unter Denkmalschutz.

Geschichte

Wirtschaftshof und Stahlbad

Erstmals urkundlich erwähnt wurde ein Anwesen an dieser Stelle – eine kleine Mulde nahe der Veste Oberhaus – bereits im 16. Jahrhundert als „Meierhof beim Oberhaus“ und war in Besitz der Passauer Bischöfe. In Pfarrmatrikeln der Ilzstadt ist 1707 dann von einem „Landrichterhof“ die Rede. Dieser diente als Wirtschaftshof für die Veste Oberhaus. Im Jahr 1784 veräußerte Fürstbischof Joseph Franz Anton Graf von Auersperg das Anwesen. Danach gab es zahlreiche Besitzerwechsel, bis der „Zivilingenieur“ Sebastian Müller († 1907) hier ab 1897 ein anerkannt heilendes Stahlbad unter dem Namen „Bergfried“ führte. Dieses war bis etwa zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs in Betrieb.

In Besitz der Benediktiner

Gegen Ende des Ersten Weltkriegs wurde es im Januar 1918 für 105.000 Mark von den Schweiklberger Benediktinern gekauft, die hier ein Studienheim und Internat für Schüler des Leopoldinums und Theologiestudenten einrichteten; dieses bestand bis 1986. 1936 errichteten die Schweiklberger Mönche unter ihrem Abt Thomas Graf (1935-1941) innerhalb weniger Monate die „Christkönigskirche von Bergfried“. Bereits im Jahr darauf jedoch schloss der „Reichsminister für Unterricht und Kultus“ alle Unterrichts- und Erziehungsanstalten der Abtei.

Der damalige Passauer Oberbürgermeister Max Moosbauer wollte auf dem Bergfrieder Grundstück 1937 ein Kindererholungsheim der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt errichten lassen, was jedoch unter dem damaligen Superior P. Willibald Margraf, dem späteren Abt von Schweiklberg, ebensowenig gelang wie die Erbauung einer Bäckerfachschule für die Bayerische Ostmark auf dem Richtung Oberhaus gelegenen Gebiet, dem heute sogenannten Bäckerfeld, die 1938 angedacht war. Grund für das Scheitern letzteren Vorhabens war der Anschluss Österreichs, sodass einer Stadt der Ostmark der Vorrang gegeben wurde. 1941 beschlagnahmten die Nationalsozialisten letztendlich die Anlage und funktionierten sie zum Ausbildungslager für Führeranwärterinnen im Landdienst der Hitlerjugend um.

1945 kam das Christkönigskolleg wieder in den Besitz der Abtei Schweiklberg. In den 1980er Jahren wurde unter Superior P. Hildebert Plötz aus dem Christkönigskolleg Bergfried ein weltliches Studentenwohnheim, das 1998/99 auslief. 1996 konnte Abt Christian Schütz den Schweiklberger Mönch P. Klaus Spiegel dazu gewinnen, als Superior den Bergfried zu einem Haus der Stille umzugestalten, in welchem sowohl Priestern und Ordensleuten, als auch kirchennahen und -fernen Laien die Möglichkeit gegeben werden sollte, durch Schweigen, Gebet, Meditation und die Erfahrung üppiger Natur heilende Stille und Bildung zu erfahren. Im November 2006 wurden die letzten drei Benediktiner aus Personalmangel vom Christkönigshaus Bergfried abzogen.

Leerstand und Verkauf

Noch 2006 erwarb in junges Passauer Architekten- und Entwicklerteam ein Vorrecht auf den Kauf und einen ersten Zugriff auf die Anlage von den Benediktinern. Vor allem aber wegen hoher Hürden, die der bayerische Denkmalschutz im Zusammenhang mit den Baudenkmälern Kirche und „Haus Benedikt“ auferlegte, sollen die Passauer Entwickler ihr Ansinnen, dort unter anderem moderne Büro- und Wohneinheiten im Grünen zu entwerfen, immer mehr und schließlich die Umsetzung eines rechtsgültigen Bebauungsplans ganz aufgegeben haben. In der Folge waren deswegen auch andere potenzielle Investoren im Gespräch, die dort eigene Vorstellungen umsetzen wollten. Neben einer kommerziellen Nutzung, ähnlich wie schon am Klosterberg geschehen, konnte sich ein Investor dort etwa auch ein soziales Projekt für betreute Menschen vorstellen.

Die Anlage stand daher seit 2006 leer, obwohl die Schweiklberger Benediktiner als Eigentümer das knapp fünf Hektar große Areal samt Immobilien und Baugrund mehrmals zum Verkauf inseriert hatten. Unter anderem wurde es als „bevorzugtes, ruhiges Wohngebiet in unverbaubarer Südhanglage mit altem Baum- und Strauchbestand sowie Wald in absoluter Alleinlage“ angepriesen. 2009 erfolgte – zugunsten der damaligen Interessenten – eine einstimmige Flächennutzungsplanänderung vom „Sondergebiet Kloster“ zu einem Wohnbaugebiet durch den Stadtentwicklungsausschuss.

2014 wurde das gesamte Objekt nochmals meistbietend angeboten. Dabei erhielt Heinz Hermann Thiele, Eigentümer der Knorr-Bremse AG, den Zuschlag.

Galerie

Literatur

Fachliteratur

  • Martin Freundorfer: Vom „Landrichterhof“ des Fürstbischofs von Passau zum „Christkönigshaus Bergfried“ der Benediktinerabtei Schweiklberg. In: Ostbairische Grenzmarken XLIV, Passau 2002 (S. 85-102)
  • Martin Freundorfer: Die Geschichte des benediktinischen Bergfried 1917-1936. In: Ostbairische Grenzmarken XLVI, Passau 2004 (S. 193-209)
  • Christian Schütz, Martin Freundorfer: O lux beata trinitas. Hundert Jahre Kloster Schweiklberg 1904-2004. Passau 2005
  • Martin Freundorfer: Die Geschichte des benediktinischen Bergfried 1937-1965. In: Passauer Jahrbuch XLVIII, Passau 2006 (S. 165-180)
  • Peter Morsbach, Irmhild Heckmann, Christian Later, Jörg-Peter Niemeier: Denkmäler in Bayern, Band II.25 Kreisfreie Stadt Passau. Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 2014, ISBN 978-3-7917-2552-9

Zeitungsartikel

Weblinks