Engelmannlacke

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Die Engelmannlacke ist etwa einen Kilometer lang und bis zu 70 Meter breit. Rechtsseitig des Inns auf der Verbindungsstraße Niedergottsau-Winkelhan führt auf etwa halber Strecke bei Spannloh ein Weg Richtung Inn zum sogenannten Engelmann-Bauern. Von dort erreicht man über einen Forstweg den mit Bäumen und Buschwerk bewachsenen ehemaligen Prallhang des Inns. Direkt darunter liegt die Engelmannlacke, die vom Fluss durch einen in der Breite wechselnden Auwald getrennt ist.

Geschichte

Mitte des 19. Jahrhunderts befand sich der Inn noch weitgehend im Urzustand. Er verästelte sich im weiten Tal in zahlreiche Arme, die große und kleine Inseln durchflossen. Eine alte Landkarte zeigt, dass der Inn im heutigen Bereich der Engelmannlacke zwischen Türkenbachmündung und alte Überfahrt Winkelham eine mächtige Breite aufwies, mit drei großen länglichen Inseln in seiner Mitte, die von den Fluten umflossen wurden und durch Umlagerung nach jedem großen Hochwasser sich veränderten.

Um zwischen Deutschland und Österreich eine festliegende Grenze zu bekommen, wurde 1860 begonnen, die Uferlinie mit Faschinenbauten und versteinten Leitwerken zu befestigen. Diese wasserbaulichen Arbeiten wurden auch im Landkreis Altötting fortgesetzt und durch die Zusammenfassung der Mittelwasserführung in ein geschlossenes Gerinne wurde ein Teil des rechten Flussarmes vom übrigen Fließgewässer abgetrennt. So entstand ein langgezogenes Altwasser, die Engelmannlacke.

Bei Hochwasser wurde diese Lacke von sedimentreichen Fluten durchströmt, wobei sich erhebliche Mengen Sand und Schwebstoffe absetzten, die vom Inn in seinem Einzugsgebiet von Ackerflächen abgeschwemmt worden waren. Diese abgesetzten Sedimente führten zu aufgefächerten Anlandungen, die im nordwestlichen Teil der Lacke mehrere kleine, fingerförmig gegabelte Altwasserarme bildeten. Bei großen Hochwässern, wenn sich die schmutzigbraunen Fluten in die Lacke wälzten, bauten sich am Flussufer massige, feinstsandige Wälle auf, hinter denen sich weitere Schwebstoffe in der Talaue ablagerten. In den nährstoffreichen Sedimenten konnten sich Schilf, Binsen und andere Gräser und Kräuter entwickeln und ausdehnen. Somit wurde die Entstehung einer neuen Aue eingeleitet, die die rasante Ausbreitung der ersten Gehölze zur Folge hatte. Ab 1950, nach dem Bau der Staustufe Simbach–Braunau, wurde der Wasserstand durch Rückstau noch etwas angehoben, was eine Vergrößerung der Wasserfläche zur Folge hatte.

Vor vielen Jahren, als der Fluss noch in seinem Urzustand war, nagten seine Wasser an der Leite, die zwischen Niedergottsau und Winkelham stellenweise einen Prallhang bildeten. An ihren Hangaufschlüssen kommen tonige Schichten aus dem Tertiär zu Tage, die sich vor Jahrmillionen über der Süßwassermolasse ablagerten. Sie sind Wasser undurchlässig, so dass ergiebige Quellen über diesen Schichten am gesamten Hang austreten und die Lacke speisen. Am Fuß dieser Leite liegen zwei langgezogene Altwasserarme, wobei der obere wegen der vermehrten kühlen Quellwasserzuführung von den Fischern als kalter Arm bezeichnet wird, der untere als Engelmannarm. Eine Schilf und Auwald bewachsene Aue trennt diese Arme vom Hauptgewässer, in das sie aber letztendlich münden. Vom Westen her schiebt sich eine Landzunge mit einer davor gelagerten länglichen Insel in die sich nun weit ausdehnende Lacke. Durch die unaufhaltsame Ablagerung von Hochwassersedimenten verlandete der Auslauf zum Inn im Laufe der Zeit so stark, dass ein Durchzug der Laichfische zwischen Fluss und Lacke nicht mehr möglich war. Um einen durchgängigen Anschluss zum Fluss und eine wertvolle Vernetzung der Gewässer herzustellen, wurde im Winter 1999 mit Genehmigung der Naturschutzbehörde ein etwa 2 bis 3 m breiter Durchstich zum etwa 50m unterhalb gelegenen Altwasser angelegt, das wiederum mit einem Durchstich mit dem offenen Fluss Verbindung hat. Somit ist ein wertvolles Biotop für alle im und am Wasser lebenden Tiere geschaffen worden.

Schlammdichte

Im breiten Teil der Engelmannlacke lagern sich nach jedem Hochwasser große Mengen feinste Schlammsedimente und Detritus ab, die diesen ehemals tiefen Bereich zu einem seichten Gewässer verkommen ließen. Die Schlammdichte ist im gesamten Altwasser sehr unterschiedlich. So verfestigt sich die Schlammdecke im Auslauf des harten Quellwasser führenden kalten Armes an ihrer Oberfläche durch Kalkabscheidung zu einer festen Kruste. An manchen Stellen trägt dieser verfestigte Grund den mit Wathose fischenden Angler, wobei die Kruste nach einigen Schritten immer wieder wie bei einer verharschten Schneedecke durchbricht. Durch die hohe Karbonathärte und Kohlendioxidabgabe am Quellaustritt durch Entspannung wird das Kohlensäure Härtegleich- gewicht massiv gestört, wobei sich Kalk abscheidet. An mehreren Stellen der Hangleite, insbesondere an den stets feuchten und durch rieselndes Wasser nassen und deshalb vermoosten Wänden bildet sich ein leichter Überzug aus Tuffstein.

Artenvielfalt

Die kühlen Quellzuflüsse ergeben eine ausgezeichnete Wasserqualität in diesem Altwasserarm. Er führt ganzjährig klares, kühles Wasser und ist mit kleineren und größeren immer grünen Gruppen des Frühlingswassersterns Callitriche palustris bewachsen, zwischen denen sich große Schleien und trotz der Kälte armdicke Aale aufhalten, was vor Jahren bei Elektrofischen für die Gewässerkartierung festgestellt wurde. Auch Rutten sind im Winter dort schon beim Laichen beobachtet und zu früheren Zeiten gefangen worden. Nach dem sich das Wasser des kalten Armes mit dem wärmeren Wasser im freien Teil der Engelmannlacke vereint, vermindert sich während der Sommermonate die Sichttiefe, da hier die mehr wärmeliebenden und nach Nahrung grundelnden Karpfen und Brachsen das Wasser aufwühlen und eintrüben. Vereinzelt kann man hier kleinere Gruppen des Ährenblütigen Tausendblattes Myriophyllum spicatum erkennen, das aber durch das sommertrübe Wasser und die schlammigbraunen Fluten aus dem Inn bei erhöhtem Wasserstand nur ein zaghaftes Aufkommen zeigt.

In der alten Holzaue ist bereits eine charakteristische Krautflora vorhanden zwischen Schwarzerlen, Espen, Weiden und anderen typischen Augehölzen. An der Hangleite wachsen Haselnuss, Birken, Weiden, Liguster, Faulbaum und viele mehr, während man auf der darüber liegenden Terrasse Buche, Fichte, Eiche und eingestreut an der Kante die Vogelbeere und Wildkirsche vorfindet. Die durch Hochwässer der letzten Jahre vor dem ehemaligen Auslauf zum Inn abgelagerte Sandbank ist bereits mit Pionierpflanzen besiedelt und mit für Auen typischen Sträuchern bewachsen.

Die Engelmannlacke und die damit vernetzten weiter abwärts liegenden Lacken dienen als Kinderstube für zahlreiche Krautlaicher wie Schleien, Brachsen, Rotaugen, Hechte und andere Fische. Leider tummelt sich hier eine zu große Population schwarzer Seeraben, wie früher die Kormorane aus der Familie Phalacrocoreidae genannt wurden. Sie finden hier das ganze Jahr über einen gedeckten Tisch und dezimieren ein bestimmtes Mittelmaß an heranwachsenden Jungfischen so stark, dass auch die mittelgroßen Raubfische, die auf diese Größe der Beutefische angewiesen sind, fast nicht mehr vorkommen. Hecht- und Zandernachwuchs kann sich auch von kleinen, halbfingerlangen Fischchen ernähren, aber die folgende Größe, nämlich handlange Beutefische der Kormorane gibt es immer weniger, so dass Hechte mittlerer Größe eine Hungerform entwickeln oder abwandern. Wohl hört man noch den einen oder anderen kapitalen Esox, wie der Hecht auf lateinisch genannt wird, lautstark an der Wasseroberfläche nach größeren Fischen rauben. Es sind Raubfische über der 1 m Grenze, die zum Laichen in die Lacke wandern und zurückbleiben. Im freien Teil der Lacke tummeln sich kleinere Schwärme von adulten Rotfedern. Kleinfische fressende Räuber wie der Zander, Aitel und auch der Schied sind hier nicht selten anzutreffen. Wenn im Frühjahr Karpfen und Brachsen laichen, kommt Bewegung in die das Ufer säumenden Seggengräser. Mit lautem Geplätscher gehen die Cypriniden ihrem Laichgeschäft nach, um für reichlich Nachwuchs zu sorgen. Aber schon in diesem Stadium beginnt der Kampf ums Überleben. Hier lauern bereits die ansonsten nachtaktiven Aale, die einen reich gedeckten Tisch an proteinreicher Nahrung vorfinden. Karpfenbrut kommt allerdings in der Engelmannlacke nicht auf, so dass früher, als die Lacke noch ganzjährig befischt werden durfte, ein angemessener Karpfenbesatz eingebracht wurde.

Nicht weit von hier, im Mündungsgebiet der Salzach, hat sich eine sehr reichhaltige Fauna mit ca. 260 Vogelarten entwickelt. Ein Teil davon lebt und nistet auch in der Aue der Engelmannlacke oder ist als Durchzugsvogel Gast. Hin und wieder taucht gleich einem funkelnden Juwel ein Eisvogel in einen der klaren Altwasserarme neben dem Hang, um ein Fischlein zu erhaschen. Sie finden hier reichlich Kleinstfische, die sich am flach auslaufenden Ende des Engelmannarmes oft dicht an dicht an der Wasseroberfläche sonnen. Der Eisvogel gräbt seine Bruthöhlen in die Uferanbrüche der sandig-tonigen Leite, wo seine Jungen geschützt heranwachsen können. Zwischen schwarzen Blesshühnern mit ihrem weißen Stirnfleck tummeln sich vielerlei Wasservögel wie Stockente, Kolbenente, Reiherente und andere mehr. Im Herbst kann man auch den seltenen Zwergtaucher beobachten. Da und dort liegen mächtige, von Bibern gefällte Weiden, von denen sie armdicke Äste als Baumaterial herausschneiden und in den Verlandungszonen zwischen Lacke und offenem Fluss schleppen, wo sie ihre mit Schlamm befestigten Knüppelbauten errichten.

Wasserqualität

Ergiebige Hangquellen und auch der wechselnde Wasserstand des Inns sorgen für einen guten Wasseraustausch in der Lacke. Während die chemische Zusammensetzung der Hangquellen eine gewisse Kontinuität aufweist, ändert sie sich in anderen Bereichen der Lacke, wenn diese nicht mehr den Wasserstandsschwankungen des Inns ausgesetzt sind. Je nach Sonneneinstrahlung und Assimilation der Wasserpflanzen, durch den Abbau organischen Materials in manchen, mit Laubfall belasteten und schlecht durchfluteten Seitenarmsystemen und jahreszeitlich bedingt durch Temperaturschwankungen fallen die chemischen Analysen unterschiedlich aus. Sie liegen jedoch meist in einem für Kiemenatmer günstigen Bereich.

Die durchschnittlichen Analysen über Jahre hinweg ergeben einen pH-Wert zwischen 7 und 8, die Karbonathärte liegt zwischen 7 und 16 Grad deutsche Härte, der Ammoniumgehalt zwischen 0,1 und 0,3 mg/l, Nitrat zwischen 5 und 10 mg/l, Nitrit zwischen kleiner 0,05 und 0,15 mg/l, Phosphat ständig kleiner 1 mg/l und die Sauerstoffsättigung schwankt zwischen 75 und 130 %. Die Hangquellen, die sich über der tonigen Schicht an der Leite in die Lacke ergießen, ergeben ganzjährig fast gleichbleibende Werte: pH-Wert 6,5 bis 7,0, Karbonathärte 16 Grad deutsche Härte, Ammonium kleiner 0,2 mg/l, Nitrat ca. 10 mg/l, Nitrit kleiner 0,05 mg/l, Phosphat kleiner 1 mg/l und die Sauerstoffsättigung liegt bei ca. 90 %.

Während der Wintermonate, wenn die biologische Aktivität in der Lacke ruht, weist das freie Wasser eine ähnliche Zusammensetzung auf wie die Hangquellen.

Naturschutzgebiet

In der Engelmannlacke, die seit Oktober 1992 als Naturschutzgebiet (NSG) ausgewiesen ist, darf nur noch im westlichen Bereich und außerhalb der Vogelbrutzeit die Fischerei mit der Angel ausgeübt werden. Im östlichen Teil der Lacke besteht ganzjähriges Betretungsverbot.

Literatur

  • Günter Geiß: Wasserlandschaften- zwischen Inn und Salzach. Druckerei Schwarzfischer, aktualisierte Auflage, S. 54-58


Gewässer zwischen Inn und Salzach

Wasserlandschaft: InnspitzFlüsse: Salzach, Inn, AlzBäche: TürkenbachSeen: Wöhrsee, Marktler Badesee

Lacken: Peracher Lacke, Gunschlacke, Seibersdorfer Lacke, Engelmannlacke, Biermeier Lacke, Haunreiter Lacke, Deindorfer Lacke