Hang- und Schluchtwälder im oberen Donautal

Aus RegioWiki Niederbayern
Wechseln zu: Navigation, Suche
Exkursion an die Donau. (Foto: Ritt)
Blick von der Burgruine Neujochenstein zur Donau

Die Hang- und Schluchtwälder im oberen Donautal sind ein europäisches Naturschutzprojekt. Es lief seit 2004 und wurde im Herbst 2009 abgeschlossen. Dabei wurden ökologisch wertvolle Waldbereiche zwischen Aschach in Oberösterreich und Hofkirchen bei Vilshofen an der Donau geschützt und wertvolle Lebensräume für Tiere und Pflanzen geschaffen.

Projektträger

Projektträger für den bayerischen Teil ist der Landkreis Passau, wobei die Naturschutzbehörde am Landratsamt, unterstützt durch die Regierung von Niederbayern, das bayerische Projekt leitet. Weitere Partner sind unter anderem das Bayerische Umweltministerium, der Landesbund für Vogelschutz und der Bayerische Naturschutzfonds. Für die Abwicklung der Arbeiten vor Ort wurde eine Arbeitsgemeinschaft zweier ansässiger Planungsbüros (Büro für Landschaftsökologie in Obernzell und Landschaft & Plan Passau in Neuburg am Inn) verpflichtet.

Finanzen

Im Windorfer Rathaus wurde im Herbst 2008 eine Bilanz der durchgeführten Maßnahmen gezogen. 54 Grundstücke von 30 Eigentümern mit einer Gesamtfläche von rund 433 000 Quadratmetern wurden aufgekauft. Dafür wurde ein Durchschnittspreis von 1,30 Euro pro Quadratmeter gezahlt. Bis jetzt wurden im bayerischen Projektgebiet für alle Maßnahmen rund 870.000 Euro ausgegeben, von veranschlagten 1,25 Millionen. Nicht nur das Donautal mit dem Naturschutzgebiet Donauleiten, sondern auch das Naturschutzgebiet Vilsengtal im Stadtgebiet von Vilshofen an der Donau gehört zum Projektgebiet. Hier wurde ein knapper Hektar aufgekauft, auf dem standortfremde Fichten entfernt wurden. Außerdem wurden im so genannten Kalvaribruch durch Sprengungen Kleingewässer angelegt.

Ablauf

Ausgangssituation

Das Durchbruchstal der Donau zwischen Hofkirchen und Aschach ist eine der markantesten Flusslandschaften Mitteleuropas. Hier hat sich der Strom tief eingegraben und ein Tal geschaffen, dessen steile Abhänge mit naturnahen Wäldern bedeckt sind und viele seltene Tiere und Pflanzen beheimaten. Ausgedehnte Eichen-Hainbuchenwälder, Hang- und Schluchtwälder sowie Buchenwälder sind erhalten geblieben. Die südseitigen, sehr warmen und teils schroffen Felsbereiche bieten seltenen Gehölzen wie Traubeneiche, Wacholder oder der Elsbeere gute Wuchsbedingungen.

In den Schluchten der schattigen Seitentäler wachsen Bergulme und seltene Farne. Europaweit seltene Tierarten wie Schwarzstorch, Uhu und Hirschkäfer sowie die bundesweit bedrohte Smaragdeidechse und Äskulapnatter leben in den schwer zugänglichen Wäldern. Auch Kammmolch, Gelbbauchunke, Fischotter, Wespenbussard, Schwarz- und Grauspecht werden gesichtet.

Schutz durch Kauf

Datei:Donauwälder.jpg
Einzigartig in Europa: Die Hänge entlang der Donau.

Das Naturprojekt Hang- und Schluchtwälder im oberen Donautal, in das auch das unter Naturschutz stehende Vils-Engtal im Stadtgebiet von Vilshofen gehört, begann im Herbst 2004 und dauerte bis Herbst 2009. In dieser Zeit wurden die ökologisch intaktesten Waldbereiche durch Kauf dauerhaft geschützt.

Beim Erwerb von Altbäumen konnte das gesetzte Ziel sogar überschritten werden: In Bayern wurden 43 Bäume gekauft, in Oberösterreich 181. Besonders alte, dicke Eichen und Rotbuchen sind sehr wertvoll für viele Tierarten und Pilze. Da solche Baumexemplare in den Nutzwäldern der Region – auch in naturnahen wie den Donauleitenwäldern im Naturschutzgebiet Donauleiten – echte Mangelware sind, stehen viele der Tierarten, die auf Alt- und Totholz angewiesen sind, auf der Roten Liste der bedrohten Arten. Die Sicherung dieser Bäume bis zu ihrem natürlichen Ende und darüber hinaus ist deshalb ein wertvoller Beitrag zum Natur- und Artenschutz.

Umbaumaßnahmen

Die Wälder der Donauleiten sind aber nicht durchwegs in einem optimalen Zustand. So gibt es für Krankheiten anfällige standortfremde Nadelholzbestände, die „umgebaut“ werden sollten, damit sie ihre Funktion im Naturhaushalt erfüllen können. Ein Dorn im Auge der Fachleute sind zum Beispiel Fichtenbestände auf trockenen, warmen Standorten, die ihnen von Natur aus nicht zusagen. Auch Fichtenanpflanzungen entlang von Bächen sind nicht gut für die natürlichen Lebensgemeinschaften. Die heruntergefallene Nadelstreu versauert den Boden und unterdrückt die natürliche Vegetation.

Es gibt auch unausgewogene, zum Teil künstlich erhöhte Anteile einzelner Baumarten, die keine naturnahe Entwicklung des Waldes mehr zulassen. So gibt es heute stellenweise reine Hainbuchen-Bestände, die man nun im Rahmen des Projekts auflockert, um der Eichenverjüngung wieder eine Chance zu geben. Damit soll der Natürlichkeitsgrad der Wälder erhöht werden.

Sicherungen

Durch die Sicherung wichtiger Waldstücke, Entfernung standortfremder Baumarten und Sicherung von Altbäumen sollen die Ziele der Projekts verwirklicht werden. Ergänzend zu den Maßnahmen für die gefährdeten Waldlebensräume werden auch Artenhilfsmaßnahmen für den Kammmolch und die Gelbbauchunke sowie den Hirschkäfer durchgeführt und zwar durch Anlage von Kleingewässern und Hirschkäferwiegen.

Hirschkäferwiegen

Der Hirschkäfer ist ein beeindruckender Bewohner der Wälder an den Donauhängen. Ihm fehlen aber wirklich alte Bäume, vor allem Eichen und Buchen. Er braucht mächtiges Totholz dieser Baumarten für die jahrelange Entwicklung seiner Larven. Für den imposanten Hirschkäfer wurden deshalb zwischen Passau und Jochenstein neun sogenannte „Hirschkäferwiegen“ gebaut. Dabei werden angemoderte Eichen- und Buchenstämme eingegraben, in die der Käfer seine Eier legt. Die Larven dieser größten einheimischen Käferart entwickeln sich bis zu acht Jahre lang in vermoderndem Totholz von Eichen und Buchen.

Literatur

Weblinks