Heinrich I. Graf von Ortenburg

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Heinrich I. Graf von Ortenburg († 15. Februar 1241 in Ortenburg) war der zweite Sohn und zugleich das jüngste Kind des Grafen Rapoto I. von Ortenburg und der Gräfin Elisabeth von Sulzbach. Heinrich entstammte dem Geschlecht der Ortenburger und folgte später seinem Vater als regierender Graf von Ortenburg.

Leben und Wirken

Heinrich I. und sein älterer Bruder Pfalzgraf Rapoto II. von Bayern waren dank der hohen Stellung der Familie im Reich sehr bekannt. Sie wurden beide gemeinsam mit den Kindern Kaiser Friedrich Barbarossas auf dem Reichstage zu Mainz im Jahre 1184 zum Ritter geschlagen.

1186 verstarb Heinrichs Vater Rapoto I.; in der Folgezeit verwaltete er mit seinem Bruder die Besitzungen gemeinsam. Als die Grafen von Sulzbach im Jahr 1188 im Mannesstamm ausstarben erbten sie daher als Söhne einer Sulzbacher Gräfin umfangreiche Gebiete im Chiemgau und im bayerischen Nordgau. Bald darauf scheinen Sie ihre Besitzungen aufgeteilt zu haben. Heinrich erhielt dabei die Besitzungen im bayerischen Nordgau mit Murach bei Oberviechtach als Zentrum sowie die Grafschaft im Wolfachtal mit Sitz in Ortenburg samt einigen Besitzungen im Rottal. Die Besitzungen im Rottachgau mitsamt der Grafschaft Kraiburg-Marquartstein und Besitzungen im Rottal und Chiemgau gingen an seinen älteren Bruder. Diese Erbteilung ist entscheidend, da sie endgültig war und die Güter nach dem Erlöschen der Pfalzgrafenlinie im Jahre 1248 verloren gingen.

Im Jahre 1206 gründete Heinrich I. zusammen mit dem Passauer Bischof die Stadt Vilshofen an der Donau. 1217 nahm er angeblich am Kreuzzug von Damiette, dem Fünften Kreuzug nach Palästina, teil. Seit 1218 erscheint er als Vogt von St. Nikola bzw. seit 1222 als Vogt des Passauer Domkapitels.

Besonders wichtig für Heinrich I. ist eine Urkunde Kaiser Friedrichs II. aus dem Jahre 1229, in der ihm gewährt wurde Bergwerke zu betreiben. Dies ist deswegen so bedeutend, da es eine Übertragung von Regalien war und er damit de facto eine Teilunabhängigkeit erhielt. Dies gilt als Keimzelle für die spätere Reichsunmittelbarkeit der Grafschaft Ortenburg.

Heinrichs Besitzungen vergrößerten sich 1223 und 1232 erheblich, als Diepold von Leuchtenberg, die Herren von Höhnberg und Heinrich von Altendorf (aus dem Hause der Grafen von Leonberg) ihm reiche Besitzungen verpfändeten. Darunter waren unter anderem die Feste Leuchtenberg, Besitzungen zu Höchstadt an der Aisch und die Burg Pfaffenhofen im Nordgau sowie Besitzungen um Mühlbach, Neustadt an der Waldnaab und Neumarkt in der Oberpfalz. Seine Besitzungen erstreckten sich vom Rottal bis hinauf nach Tirschenreuth entlang der böhmischen Grenze.

Im Jahre 1230 zog Heinrich zusammen mit seinem Bruder Rapoto II. im Gefolge Kaiser Friedrichs II. nach Italien um an Verhandlungen über dessen Aussöhnung mit Papst Gregor IX. teilzunehmen.

1238 schenkte Heinrich I. seine Besitzungen um die Feste Murach in der Oberpfalz seinen drei jüngeren Söhnen und seiner zweiten Frau Richgard.

Heinrich I. war zusammen mit seinem Bruder Rapoto II. bzw. seinem Neffen Rapoto III. in viele Fehden mit den Nachbarn verwickelt. Beim ersten Konflikt im Jahre 1192 geriet Heinrich nach der Belagerung seiner Burg Ortenburg in Gefangenschaft von Herzog Leopold von Österreich. In den folgenden Jahren war er in weitere Fehden verwickelt, unter anderem mit den Grafen von Bogen (1199, 1212, 1216) und den Bischöfen Wolfger (1199) und Mangold (1222) von Passau. Des Weiteren war Heinrich aber auch zusammen mit seinem Bruder auf etlichen Reichs-, Hof- und Landtagen der Kaiser, Könige und Herzöge zu Gast.

Heinrich I. verstarb am 15. Februar 1241. Laut einer Urkunde seines Sohnes Rapoto IV. wurde er in der Sixtuskapelle neben dem Passauer Dom bestattet.

Nachkommen

Heinrich I. war zweimal verheiratet, in 1. Ehe mit Juta Prinzessin von Böhmen und Tochter des böhmischen Königs Ottokar I. Přemysl. und in 2. Ehe mit Richgard, Markgräfin von Hohenburg, Tochter des Markgrafen Diepold von Hohenburg. Aus diesen Ehen entstammen folgende Kinder:

1. Ehe:

2. Ehe:

Literatur

  • Friedrich Hausmann: Die Grafen zu Ortenburg und ihre Vorfahren im Mannesstamm, die Spanheimer in Kärnten, Sachsen und Bayern, sowie deren Nebenlinien. In: Ostbairische Grenzmarken XXXVI, Passau 1994 (S. 9-62).
  • Friedrich Hausmann: Archiv der Grafen zu Ortenburg. Urkunden der Familie und Grafschaft Ortenburg (in Tambach und München) Band 1: 1142–1400 (= Bayerische Archivinventare 42), Neustadt an der Aisch 1984.
  • Eberhard Graf zu Ortenburg-Tambach: Geschichte des reichsständischen, herzoglichen und gräflichen Gesamthauses Ortenburg - Teil 1: Das herzogliche Haus in Kärnten., Vilshofen 1931.
  • Eberhard Graf zu Ortenburg-Tambach: Geschichte des reichsständischen, herzoglichen und gräflichen Gesamthauses Ortenburg - Teil 2: Das gräfliche Haus in Bayern., Vilshofen 1932.
  • Richard Loibl: Der Herrschaftsraum der Grafen von Vornbach und ihrer Nachfolger. (= Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Reihe II, Band V). Bayerische Akademie der Wissenschaften, Kommission für Bayerische Landesgeschichte (Hrsg.), München 1997, ISBN 9783769696950.
  • Carl Mehrmann: Geschichte der evangelisch-lutherischen Gemeinde Ortenburg in Niederbayern - Denkschrift zur Jubiläumsfeier der 300jährigen Einführung der Reformation daselbst am 17. und 18. Oktober 1863, Landshut 1863 (Digitalisat).

Weblinks