Rapoto I. Graf von Ortenburg

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Rapoto I. Graf von Ortenburg († 26. August 1186) stammte aus dem Hause der Spanheimer und gilt als Ahnherr des Ortenburg Seitenzweiges der Reichsgrafen von Ortenburg in Bayern. Er wurde als vierter Sohn Herzog Engelberts II. von Kärnten und Uta von Passau wahrscheinlich auf der Burg Kraiburg geboren.

Leben und Wirken

Engelbert II. Graf von Kraiburg, der spätere Herzog von Kärnten, stattete bereits früh seine Söhne, welche nicht den geistlichen Weg gegangen sind, mit Gütern aus seinem Besitz aus. Ulrich I. wurde später nach Verzicht Engelberts Herzog von Kärnten, Engelbert III. wurde Markgraf von Istrien und Graf von Kraiburg-Marquartstein und sein jüngster Sohn Rapoto I. erhielt Güter in der Nähe von Passau und im Rottachgau, welches Besitzungen seiner Frau von Uta von Passau waren.

Rapoto I. wurde nach seinem Großonkel, Rapoto V. Pfalzgraf von Bayern, dem Bruder seines Großvaters Ulrich des Vielreichen Burggraf von Passau benannt. Als sich Rapoto um das Jahr 1120 zu seinen neuen Besitzungen begab, waren diese weit zerstreut und eher unbedeutend. Dennoch lagen sie westlich wie ein Keil zwischen dem Kernland, den Lehen und weiteren Besitzungen an der Rott und Isar der Grafen von Formbach. Ein Konflikt zeichnete sich somit zwangsläufig ab. Zu diesem Zeitpunkt ahnte niemand, zu welcher Machtfülle Rapoto sein Geschlecht noch führen würde.

Über genauere Konflikte zwischen den beiden Geschlechtern ist nichts bekannt, da es im niederbayerischen Raum zu jener Zeit keinen Geschichtsschreiber gab. Lediglich Otto von Freising erwähnt ständige Auseinandersetzungen und Fehden im niederbayerischen Raum.

Die belasteten Beziehungen der Geschlechter lassen sich allerdings auch an den Gefolgsleuten der jeweiligen Parteien erkennen, die nur an die jeweiligen Hausklöster des Herrschergeschlechtes stifteten und sich voneinander abschotteten. Ebenso weigerten sich Mönche, die aus dem Formbacher Herrschaftsraum stammten, Rapoto mit dem Grafentitel zu benennen.

Rapoto I. gelang es, seine Besitzungen und seine Passauer Lehen bis zum Jahr 1130 zwar zu erhalten, jedoch nicht zu erweitern. In jenem Zeitraum (1120/30) errichtete er die Burg Ortenberg. Bereits 1134 nannte er sich Graf von Ortenberg (Ortenberg ist der alte Name von Ortenburg).

Der Konflikt mit den Formbachern nahm mit dem Tod Dietrichs von Vichtenstein im Jahre 1145 eine Wendung. Mit ihm starb eine Linie des Hauses Formach aus. Das Erbe fiel zwar an Hallgraf Engelbert von Wasserburg, jedoch die Passauer bischöflichen Lehen und Vogteirechte über das Kloster St. Nikola erhielt Rapoto von Bischof Reginbert von Hagenau zugesprochen.

Im Jahre 1158 verstarb der letzte Graf von Neuburg und Pitten, Ekbert III., bei einer Schlacht vor Mailand. Mit ihm starb das Grafengeschlecht der Formbacher endgültig aus. Die Vogteirechte des Passauer Domkapitels und niederbayerische Teile des Besitzes der Passauer Bischofskirche fielen dabei wiederum an Rapoto I. Er schaffte es somit seinen Einflussbereich erheblich zu erweitern. In den Folgejahren sollte Rapoto gemeinsam mit seinen Söhnen den Besitz weiter vermehren und langsam den Besitz der Formbacher übernehmen.

Die Grafen von Andechs, die Haupterben der Formbacher, wehrten sich zu Beginn nicht gegen die Bestrebungen aus Ortenburg. Sie konzentrierten sich vielmehr auf ihre oberbayerischen Besitzungen. Zu Konflikten kam es erst Ende des 12. Jahrhunderts unter den beiden Söhnen Rapotos I..

Im Jahre 1163 heiratete Rapoto die Gräfin Elisabeth von Sulzbach. Durch den Tod seines älteren Bruders Markgraf Engelbert III. von Istrien profitierte er beträchtlich. Zwar ging die Markgrafschaft Istrien dem Hause Spanheim und Ortenburg verloren, doch Rapoto sicherte sich die reichen Besitzungen im Chiemgau, die Grafschaft Kraiburg-Marquartstein. So erstreckte sich Rapotos Besitz bald vom Brixner Tal in Tirol bis hinauf in den Böhmerwald.

Gemeinsam mit seinen Brüdern, Herzog Ulrich I. von Kärnten, Markgraf Engelbert III. von Istrien und Bischof Hartwig II. von Regensburg, war Rapoto I. mehrfach im Dienste des Königs Konrad III. sowie des Kaisers Friedrich Barbarossa und des Reiches auf Reichs- und Landtagen zu finden. Ebenso stand er jahrelang mehrfach den bayrischen Herzögen Leopold IV. von Babenberg und Heinrich XII. von Bayern, Herzog Heinrich Jasomirgott von Bayern, dem späteren Herzog von Österreich, und Herzog Otto I. von Wittelsbach zur Seite.

Rapotos außergewöhnliche Stellung im Heiligen Römischen Reich lässt sich 1184 auf dem Reichstag von Mainz erkennen: Dort erhalten seine beiden Söhne, Rapoto II. und Heinrich I., bei einem großen Fest zusammen mit den Söhnen des Kaisers den Ritterschlag.

Am 26. August 1186 verstarb Rapoto I., er wurde laut einer Urkunde seines Enkels Rapoto IV. in der Ortenburgkapelle neben dem Passauer Dom bestattet.

Nachkommen

Rapoto I. war mit Elisabeth, Tochter des Grafen Gebhard III. von Sulzbach, verheiratet. Aus dieser Ehe entstammen folgende Kinder:

  • Rapoto II. († 19. März 1231), Pfalzgraf von Bayern und Graf von Ortenburg, ∞ Udilhild Gräfin von Dillingen
  • Adelheid
  • Mathilde, ∞ Konrad II. Graf von Valley
  • Elisabeth, ∞ Gero II. Graf von Heunburg
  • Heinrich I. († 15. Februar 1241 in Ortenburg), Graf von Ortenburg und Graf von Murach, ∞ 1. Ehe: Juta, böhmische Prinzessin, 2. Ehe Richza Markgräfin von Hohenburg

Literatur

  • Friedrich Hausmann: Die Grafen zu Ortenburg und ihre Vorfahren im Mannesstamm, die Spanheimer in Kärnten, Sachsen und Bayern, sowie deren Nebenlinien. In: Ostbairische Grenzmarken XXXVI, Passau 1994 (S. 9-62).
  • Friedrich Hausmann: Archiv der Grafen zu Ortenburg. Urkunden der Familie und Grafschaft Ortenburg (in Tambach und München) Band 1: 1142–1400 (= Bayerische Archivinventare 42), Neustadt an der Aisch 1984.
  • Eberhard Graf zu Ortenburg-Tambach: Geschichte des reichsständischen, herzoglichen und gräflichen Gesamthauses Ortenburg - Teil 1: Das herzogliche Haus in Kärnten., Vilshofen 1931.
  • Eberhard Graf zu Ortenburg-Tambach: Geschichte des reichsständischen, herzoglichen und gräflichen Gesamthauses Ortenburg - Teil 2: Das gräfliche Haus in Bayern., Vilshofen 1932.
  • Richard Loibl: Der Herrschaftsraum der Grafen von Vornbach und ihrer Nachfolger. (= Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Reihe II, Band V). Bayerische Akademie der Wissenschaften, Kommission für Bayerische Landesgeschichte (Hrsg.), München 1997, ISBN 9783769696950.
  • Karlheinz Weilnböck nach einem Vortrag von Dr. Richard Loibl: Die Vornbacher herrschten zwischen Rott und Wald, Isar und Hausruck, erschienen in: Heimatglocken - Beilage für heimatliche Belehrung und Unterhaltung, Nr. 10, Passau 1996.
  • Ludwig Veit: Passau. Das Hochstift. (= Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Reihe I, Band XXXV). Bayerische Akademie der Wissenschaften, Kommission für Bayerische Landesgeschichte (Hrsg.), Laßleben, Kallmünz 1978, ISBN 3-7696-9896-7 (Digitalisat).
  • Carl Mehrmann: Geschichte der evangelisch-lutherischen Gemeinde Ortenburg in Niederbayern - Denkschrift zur Jubiläumsfeier der 300jährigen Einführung der Reformation daselbst am 17. und 18. Oktober 1863, Landshut 1863 (Digitalisat).