Jan Michálek

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Jan Michálek auf Feldprospektion im Bayerischen Wald (Photo: Josef Lang 1994)

Der tschechische Prähistoriker und Archäologe Jan Michálek (* 31. Juli 1947 in Stříbro/Mies, † 27. Juni 2022 in Písek) trug durch Geländebegehungen und Fundbearbeitungen zum Wissensfortschritt über Siedlungskontinuität im östlichen Bayern im Verbund mit Böhmen wesentlich bei.

Leben und Wirken

Jan Michálek verlebte seine Schulzeit in Písek. Er studierte in den Jahren 1967–1972 Vorgeschichte und Geschichte an der Philosophischen Fakultät der Karlsuniversität in Prag. Mit einer Arbeit über die Grabhügel der Hallstatt- und Laténekultur in Südböhmen wurde er zum PhDr. promoviert. In der Tschechoslowakei machte er sich einen Namen in archäologischer Geländeforschung, Fundauswertung und wissenschaftlicher Publikation, insbesondere im und zum Raum östlich des Böhmerwaldes.

Sein Leben und Werk sind vor allem mit Südböhmen verbunden, wo er bereits als Student, dann als Archäologe an den Plzeňské expozitury Archeologického ústavu (Pilsener Außenstellen des Archäologischen Instituts) arbeitete.1975 bis 1977 war er als Archäologe am Prácheňské muzeum (Prachiner Museum) in Písek, schließlich 1977 bis 2007 am Muzeum středního Pootaví Strakonice (Museum Strakonice) beschäftigt. Nach 2007 war er freiberuflich tätig, u. a. für das Jihočeské muzeum (Südböhmische Museum) in České Budějovice/Budweis, erneut das Regionalmuseum in Strakonice, das Národní muzeum (Nationalmuseum) in Praha/Prag, den Archeologický ústav Akademie věd ČR (Institut für Archäologie der Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik) in Prag und den Archeologický ústav – Filozofická fakulta Jihočeské univerzity (Institut für Archäologie der philosophischen Fakultät der Südböhmischen Universität) in České Budějovice.
Er wirkte außerdem (1982 bis 1991 und 2005 bis 2010) als Dozent an der Jihočeská univerzita (Südböhmischen Universität) in Česke Budějovice.

Stipendien und Studienaufenthalte führten Jan Michálek nach Österreich, Jugoslawien, Italien und Deutschland, außerdem in die Schweiz. 1986 und 1991 erhielt er DAAD-Stipendien, 1991 bis 1995 führten ihn Studien nach Bayern (mit Kontakt zu den Universitäten München und Passau) und an das Landesmuseum Zürich.

Im Rahmen der Archäologischen Arbeitsgemeinschaft Ostbayern/West- und Südböhmen/Oberösterreich wirkte er maßgeblich an der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit mit bayerischen und österreichischen Kollegen mit. Er war befreundet mit den Archäologen Helmut Bender (Passau), Jiří Fröhlich (CZ), Karl Schmotz (Deggendorf) Ludwig Husty (Landau) und Petr Zavřel (CZ). In Italien pflegte er Kontakt mit dem Südtiroler Publizisten Johann Nep. Bachmeier (I)[1] 1990 und 1991 war Michálek, vermittelt durch Prof. Dr. Helmut Bender, im Auftrag des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege in Passau tätig. Diese Arbeit mündete in die wegbereitende Publikation (1993) „Latènezeitliche Funde aus dem Stadtbereich von Passau“. 1991 bis 1994 nahm er, neben Dr. Helmut Bender und Dr. Günther Moosbauer an einer Forschung zur vor- und frühgeschichtlichen Besiedlung in den Landkreisen Passau nördlich der Donau und Freyung-Grafenau teil, deren Erträge aus den Feldbegehungen erstmals 1995 (21. April bis 31. Oktober) im Freilichtmuseum Finsterau ausgestellt wurden[2]. 2023 wurden diese von Bender und Moosbauer in eine Dauerausstellung unter dem Titel „Archäologiemuseum Paul Freund“ im Archäologischen Erlebnispark Gabreta eingebracht.

Würdigung

„Mit seinem Namen werden die Archäologie und Geschichte im östlichen Bayern bis hinüber nach Böhmen immer verbunden bleiben.“ (Helmut Bender)[3]

Veröffentlichungen (Auswahl)

  • Zur vor- und frühgeschichtlichen Besiedlung Südböhmens. In: Vorträge des 8. Niederbayerischen Archäologentags, hg. von Karl Schmotz, Deggendorf 1990, S. 29–86
  • Latènezeitliche Funde aus dem Stadtbereich von Passau (=Passauer Universitätsschriften zur Archäologie 1) Passau (Woiton-Verlag) 1993
  • Landesnatur. In: Martin Ortmeier (Hg.), Steine und Scherben. Neue Funde im Landkreis Freyung-Grafenau, Landshut 1995, ISBN 3-9803407-7-5, S. 12–15
  • Geschichte und Stand der lokalen archäologischen Forschung. In: Steine und Scherben, a. a. O. S. 21–26
  • Zusammenfassende Bemerkungen zur Vor- und Frühgeschichte im Landkreis Freyung-Grafenau. In: Steine und Scherben, a. a. O. S. 27–32
  • Katalog der Fundstellen und Funde – Landkreis Freyung-Grafenau. In: Steine und Scherben, a. a. O. S. 33–37
  • Pravěké a časně středověké osídlení Šumavy v okresech Český Krumlov a Prachatice (Prähistorische und frühmittelalterliche Besiedlung des Böhmerwalds in den Bezirken Krummau und Prachatitz). In: Steine und Scherben, a. a. O. S. 40–46
  • Archeologické nálezy ze středních a severozápadních Čech ve sbirce Naturhistorisches Museum ve Vidni – Archäologische Funde aus Mittel- und Nordwestböhmen in der Sammlung des Naturhistorischen Museums in Wien (=Příspěvky k pravěku a rané době dějinné severozápadních Čech 7), hg. vom Ústav archeologických památek severozápadních Čech (=Institut für archäologische Denkmäler Nordwestböhmens), 1999

Literatur (in Deutsch)

  • Nachruf auf Jan Michálek von Karl Schmotz, in: Ondřej Chvojka und Vlastimil Král (Hgg.), Jan Michálek (1947–2022). Vzpomínky kolegů a přátel, Strakonice (Muzeum středního Pootaví Strakonice) 2024, ISBN 978-80-908956-1-4, S. 49–53
  • Nachruf auf Jan Michálek von Helmut Bender, in: Jan Michálek (1947–2022), a. a. O. S. 54–57

Quellen

Anmerkungen

  1. Zu den mediterranen Glasfunden siehe: Jan Michálek und Natalie Venclová, Ein mediterraner Glasfund aus der späthallstattzeitlichen Siedlung bei Strakonice in Südböhmen, Ostbairische Grenzmarken – Passauer Jahrbuch 34, 1992, 9–24.
  2. Ausstellungskatalog: Martin Ortmeier (Hg.), Steine und Scherben. Neue Funde im Landkreis Freyung-Grafenau, Landshut 1995
  3. Nachruf auf Jan Michálek von Helmut Bender, 2024, a. a. O. S. 56