Museumsdorf Bayerischer Wald
Das Museumsdorf Bayerischer Wald ist ein Freilichtmuseum in Tittling. Es zeigt die historischen Bauformen des Bayerischen Waldes aus der Zeit von 1580 bis 1850. Mit einer Fläche von 20 Hektar und mehr als 150 Gebäuden ist es eines der größten Freilichtmuseen in Europa. Zugleich beherbergt es mit über 60.000 Objekten die größte volkskundliche Sammlung des Bayerischen Waldes.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
1973 eröffnete der Begründer von Rotel Tours, Georg Höltl das Hotel Dreiburgensee und wurde dabei auf die nur wenige 100 Meter entfernte unterhalb des Dreiburgensees gelegene über 500 Jahre alte Rothaumühle aufmerksam. Diese etwa seit 1430 vorhandene Mühle gehörte 300 Jahre lang einem einzigen Müllergeschlecht und war bis 1969 bewohnt. Im Winter 1971/1972 stürzte der Dachstuhl ein.
Im Sommer 1972 kauften Georg Höltl und seine Frau Centa die Rothaumühle, restaurierten sie und retteten sie so vor dem Abriss. 1974 eröffnete Höltl in der Mühle ein Heimatmuseum – der Beginn des Museumsdorfes Bayerischer Wald. In den Folgejahren machte es sich Georg Höltl zur Aufgabe, das völlige Verschwinden der historischen Hauslandschaft im Bayerischen Wald zu verhindern und wenigstens einen Teil der historischen Bausubstanz zu retten und auch den zugehörigen Hausrat sowie Gerätschaften zu sammeln. So sollten diese Relikte aus der Vergangenheit für die kommenden Generationen erhalten bleiben. So entstand in 25 Jahren Bauzeit die heutige Anlage. Über 150 Gebäude wurden in das Museumsdorf übertragen und nach dem Vorbild historischer Ortsansichten wieder aufgebaut. Sie vermitteln einen Eindruck von den unterschiedlichen Siedlungsstrukturen des Bayerischen Waldes.
1981 erschien der erste Führer für das Museumsdorf Bayerischer Wald, der von Heinrich Merz zusammen mit Museumsgründer Georg Höltl erarbeitet wurde. 2009 wurde, ebenfalls von Heinrich Merz, ein neuer Museumsführer konzipiert. Auf fast 400 Seiten wurde ein Werk aufgelegt, das Heimatkunde, Historie, Dorfleben und Bauformen vereint. Es zeigt den Bayerischen Wald in seiner Urform und komplett in Farbe.
In seiner Geschichte diente das Museumsdorf mehrmals als Kulisse für Filmdrehs. Insgesamt entstanden vier große Filme hier, darunter etwa Anfang der 1990er ein Film über Emerenz Meier sowie von Mitte August bis November 2010 der Kinofilm „Der Sommer der Gaukler“ von Marcus H. Rosenmüller.
Ausstellungen und Exponate
Das Museumsdorf Bayerischer Wald verfügt über die größte volkskundliche Sammlung des Bayerischen Waldes. Neben der religiösen Volkskunst sind Kleidung und Wäsche, Möbel, Keramik, bäuerlicher Hausrat, landwirtschaftliches Gerät und Werkzeuge von über 40 Handwerksberufen Schwerpunkte der Sammlung. Ein Teil der über 60.000 Objekte wird in verschiedenen Studiensammlungen, begehbaren Depots und Ausstellungen gezeigt. Die bedeutendste Ausstellung „Zeugnisse der Volksfrömmigkeit“ ist in der Rothaumühle zu sehen. Weitere Ausstellungen sind Themen wie Bemalten Bauernmöbel oder Fuhrwerke aus alten Zeit gewidmet.
Die 150 Gebäude im Museumsdorf Bayerischer Wald stammen aus dem gesamten Bayerischen Wald, von der Donauebene bis zum Böhmerwald und vom Wegscheider Land an der österreichischen Grenze bis zum Oberen Bayerischen Wald bei Cham. Lediglich das Holler-Lini-Haus aus dem Jahr 1770 war neben der Mühle bereits an Ort und Stelle vorhanden. Neben 50 Bauernhäusern plus Nebengebäuden aus dem 17. bis 19. Jahrhundert, alten Kapellen und Mühlen befindet sich im Museumsdorf auch die älteste Volksschule Deutschlands.
Hühner und Gänse können sich nach Belieben frei auf dem Gelände bewegen. Auch bis zu 80 Katzen aller Alterstufen und Rassen streunen durch das Dorf. Ebenso wie eine große Herde Waldschafe hat auch ein Esel in einem Freilaufgehege ein Zuhause gefunden.
Kontakt
Museumsdorf Bayerischer Wald
Am Dreiburgensee
94104 Tittling
Telefon: +49 8504 404-61
Telefax: +49 8504 404-96
E-Mail: info@museumsdorf.com
Internet: www.museumsdorf.com
Literatur
- Ulrich Pietrusky, Günther Michler, Donatus Moosauer: Niederbayern – im Fluge neu entdeckt, Verlag Morsak Grafenau, 2. Aufl. 1982, ISBN 3-87553-135-3
- PNP: Alte Bauernhöfe faszinieren immer wieder aufs Neue. In: Passauer Neue Presse vom 13. August 2008 (S. 27)
- Norbert Peter: So lebten die Leute im Woid. In: Passauer Neue Presse vom 7. Juli 2009 (S. 25)
- Caroline Holzschuher: Das Museumsdorf als Filmstar. In: Vilshofener Anzeiger vom 9. Oktober 2010 (S. 31)
- Stefan Rammer: Hier lebt seit 40 Jahren Ostbayerns Vergangenheit. In: Passauer Neue Presse vom 9. Mai 2014 (S. 3)