Alt-Katholische Gemeinde Passau
Die Alt-Katholische Gemeinde Passau gehört zum katholischen Bistum der Alt-Katholiken in Deutschland. Dieses ist als Körperschaft öffentlichen Rechts anerkannt und existiert in dieser Form seit 1873.
Aus Passau stammte auch der erste altkatholische Priester Deutschlands, Thomas Braun.
Inhaltsverzeichnis
Altkatholiken
Anders als der Name vielleicht vermuten lässt, handelt es sich bei den Alt-Katholiken nicht etwa um eine erzkonservative Gemeinschaft, die sich wie beispielsweise die Pius-Brüder nach dem zweiten Vatikanischen Konzil von Rom abgespalten haben. Nach dem ersten Vatikanischen Konzil wollten liberale Pfarrer und Bischöfe den Papst nicht als Universalprimas anerkennen. Sie wurden exkommuniziert und organisierten sich neu.
Den Priestern der kirchlichen Gemeinde ist heute der Zölibat freigestellt, 1996 wurden in Deutschland die ersten Frauen zu Priesterinnen geweiht. Grundsätzlich ist eine kirchliche Wiederheirat für Geschiedene möglich. Kritiker bezeichnen die Alt-Katholiken deshalb auch als „Neu-Protestanten“, wogegen diese sich jedoch verwehren. Im Unterschied zu reformatorischen Kirchen stehen Alt-Katholiken für die Bewahrung der apostolischen Überlieferung und glauben an den Opfer-Charakter der Eucharistie. Die sieben Sakramente sind ihnen ebenso heilig wie der römisch-katholischen Kirche.
Geschichte
Vorausgegangen war das erste Vatikanische Konzil (1870), in dem die päpstliche Unfehlbarkeit zum Dogma erklärt worden war. Vor allem hiergegen traten die Alt-Katholiken auf. Am 10. April 1871 baten sie in der sogenannten Münchner Museumsadresse den bayerischen König, den Dogmen die staatliche Anerkennung zu verweigern.
Am 29. April 1871 schlossen sich 72 angesehene Bürger Passaus der Museumsadresse an und veröffentlichen diese Erklärung am 3. Mai in der Passauer Zeitung. Bis zum 15. Mai unterzeichneten insgesamt 488 Passauer diese Anschlussadresse. Am 14. Oktober 1871 gründeten die Passauer Konzilsgegner einen „Lokalverein für katholische Reformbewegung“.
Am 21. April 1872 gründeten die Mitglieder des Lokalvereins im Großen Redoutensaal die alt-katholische Gemeinde. Professor Friedrich aus München stellte der Gemeinde den Geistlichen Johann Mazanec als ihren ersten Pfarrer vor. Am 15. März 1873 sprach der Magistrat der Stadt der Gemeinde die Heilig-Geist-Spitalkirche zum Gebrauch zu. Wegen Einsprüchen konnte dort aber vorerst kein Gottesdienst stattfinden. Zu Ostern 1873 fand der erste alt-katholische Gottesdienst im Sitzungssaal des Rathauses durch Professor Friedrich statt. Am 14. Juni 1874 konnte der erste alt-katholische Gottesdienst in der Heilig-Geist-Spitalkirche gefeiert werden.
Aufgrund eines Ministerialentscheides vom 15. März 1890, der besagte, dass die Alt-Katholiken Bayerns nicht mehr als Katholiken zu betrachten sind, entzog am 26. April 1890 der Magistrat der Gemeinde das Nutzungsrecht für die Heilig-Geist-Spitalkirche. Letzter Gottesdienst war dort am Weißen Sonntag, 13. April 1890.
Vom 25. Mai 1890 (Pfingsten) bis 7. Juli 1895 war die Gemeinde zu Gast in der evangelisch-lutherischen Kirche von Passau, der Kirche St. Matthäus. Im September 1894 wurde mit dem Bau einer eigenen Kirche begonnen, und am 20. Oktober 1895 konnte die neue Auferstehungskirche durch Weihbischof Dr. Theodor Weber eingeweiht werden.
Seit 1963 wird die Gemeinde Passau betreut durch den jeweiligen Pfarrer in Regensburg. Eine Besonderheit der Alt-Katholiken ist die Tatsache, dass ihre Synode - das Kirchenparlament - den deutschen Bischof selbst wählt. Am 7. November 2009 fiel die Wahl auf Pfarrer Dr. Matthias Ring, der neben Passau auch für Regensburg zuständig war. Er trat bei der Wahl gegen den Kölner Dekan Jürgen Wenge an und wurde zum neuen Bischof der rund 20.000 deutschen Alt-Katholiken gewählt.
Literatur
- Michael Koch: Ein Passauer Pfarrer will Bischof werden. In: Passauer Neue Presse vom 23. Oktober 2009 (S. 19)
- PNP: Auferstehungskirche und Altkatholiken. In: Passauer Neue Presse vom 02. August 2010 (S. 24)