Burgruine Neunußberg
Die Burgruine Neunußberg (teils auch Neunussberg) ist die Ruine einer Mitte des 14. Jahrhunderts erbauten Adelsburg bei Viechtach im Landkreis Regen, östlich des Ortes Neunußberg. Auf der gegenüberliegenden Talseite des Schwarzen Regens liegt die Burgruine Altnußberg sowie wenige Kilometer südwestlich die Burgruine Kollnburg.
Inhaltsverzeichnis
Lage
Die Burgruine Neunußberg liegt etwa fünf Kilometer östlich von Viechtach und zwei Kilometer nördlich des Schwarzen Regens auf einem von Südost nach Nordwest ziehenden Gebirgskamm. Steil und eng schlängeln sich die serpentinenartigen Straßen vom Regenufer durch den Wald den Berg hinauf. Vorbei an Schönau führt der Weg bis auf 710 Meter. Der mächtige Wohnturm der Burgruine beherrscht die Gegend weithin. Wer ihn besteigt, den belohnt er mit einem atemberaubenden Blick über das Regental.
Beschreibung
Von der Ruine stehen heute nur noch der Bergfried, Teile der Mauer, die Schlosskapelle und der Brunnen. Die Ringmauer ist etwa vier bis fünf Meter hoch und umschließt den Wohnturm. Dieser mächtige, fast quadratische Bau mit einem Grundriss von etwa 20 auf 22 Meter und einer Höhe von rund 25 Metern, enthält vier Geschosse. Über einen Treppengang aus Holz, der sich an der Innenseite der Mauer entlang windet, lässt sich die Turmzinne besteigen. Etwas vorgelagert befindet sich die 1356 von Hans dem Nußberger erbaute Burgkapelle St. Michael. Die ursprünglich gotische Kapelle trägt einen kleinen Turm mit einem barocken Zwiebelhelm. 1716 erfolgte die Erweiterung durch eine Vorhalle. Sie wurde außerdem nachträglich erhöht. Die Gemälde im Inneren stammen, wie auch die Barockgestaltung, aus dem frühen 18. Jahrhundert.
Geschichte
Ursprünge und Blütezeit
Die Ursprünge der Besiedlung dieser Gegend gehen auf eine Schenkung Karls des Großen an das Kloster Metten mit einem damit verbundenen Auftrag zur Rodung des Nordwaldes im 9. Jahrhundert zurück. Die Grafen von Bogen belehnten im 12. Jahrhundert ihre Ministerialen, die Nußberger, die sich im Tal des Nußbachs niederließen und auf dem Nußberg ihre Stammburg Altnußberg errichteten.
Als die Grafen von Bogen ausstarben, wurden die Wittelsbacher die Lehensherren der Nußberger. Diese errichteten zwischen 1340 und 1350 Neunußberg und verkauften ihren Stammsitz Altnußberg an die Degenberger. Am 31. Oktober 1350 wird die Burg erstmals nachweisbar erwähnt. Die zugehörige Schlosskapelle wurde im Jahr 1356 errichtet.
Als Herzog Albrecht I. von Bayern im 14. Jahrhundert nach Holland musste, um dort für seinen geisteskranken Bruder Wilhelm die Geschäfte zu übernehmen, übergab er den Nußbergern einen Teil seines Hausschatzes zur Verwahrung. Darunter: „Ein guldin Kron, ein guldin Kopf ein guldin Adler.“ Diese Schätze verwahrten die Nußberger wohl in der Burg Neunußberg. Einige Zeit später gaben sie die Kleinodien jedoch wieder an die Wittelsbacher zurück.
Niedergang und Verfall
Im Böcklerkrieg in den Jahren 1468 bis 1469 stellten sich die Nußberger gegen Herzog Albrecht IV., unterlagen jedoch und mussten die Hälfte von Neunußberg gegen das Schloss Linden an Herzog Albrecht eintauschen. Die zugehörigen Güter wurden dem Kastenamt Viechtach zugeschlagen. Burg Neunußberg blieb vor größeren Beschädigungen verschont und bot den Nußbergern weiterhin eine sichere Heimstätte.
1549 verließ Rosina von Stauff als letzte Bewohnerin die Burg und errichtete weiter unten im Tal für sich ein Haus. 1569 starben die Nußberger aus und Neunußberg fiel ganz an die Wittelsbacher. Die Burg wurde nicht mehr bewohnt und war aufgrund ihrer militärisch geringen Bedeutung dem Verfall preisgegeben. Insbesondere der Wehrbau verfiel im Laufe der Jahrhunderte zusehends, denn die behauenen Steine wurden von der umliegenden Bevölkerung für ihre Wohnbauten genutzt.
Im Besitz des Wald-Vereins
Am 21. Mai 1889 wurde die Burg von den damaligen Besitzern Johann und Franziska Fritz durch die fünf Jahre zuvor gegründete Sektion Viechtach des Bayerischen Wald-Vereins erworben. Durch ständige Renovierungsarbeiten konnte die Anlage erhalten werden. Heute ist die Burgruine Neunußberg das ganze Jahr über gegen Entrichtung des „Burggroschens“, um den beim Aufgang zur Burg als Spende gebeten wird, frei zugänglich. Seit dem Jahr 1968 finden auf der Burgruine jedes Jahr im Sommer die Burgfestspiele Neunußberg statt, die von der Unterdrückung des Böckleraufstandes erzählen.
Trivia
Unter der gegenüberliegenden Burgruine Kollnburg soll sich ein unterirdischer Gang befinden, der angeblich zur Burgruine Neunußberg führt und die beiden Festungen miteinander verbindet. Tatsächlich wurde ein entsprechender Gang jedoch nie gefunden.
Literatur
- Günther T. Werner: Burgen, Schlösser und Ruinen im Bayerischen Wald, F. Pustet, Regensburg, 1979, ISBN 3-7917-0603-9
- Magnus Altschäfl: „Eine eigene Burg“ In: Passauer Neue Presse vom 8. September 2012 (S. 32)
- Walter Hetzenecker: Neunußberg – eine imposante Burganlage. In: Viechtacher Bayerwald Bote vom 10. Mai 2014 (S. 34)
- Walter Hetzenecker: Eine Burg von großer Bedeutung. In: Viechtacher Bayerwald-Bote vom 20. Oktober 2014 (S. 27)