Hochwassermuseum (Passau)
Die Eröffnung eines Hochwassermuseums ist derzeit in Passau im Gespräch.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Erste Ideen und Planungen
Das Interesse und die Betroffenheit an den Flutkatastrophen, die Passau regelmäßig heimsuchen, war besonders nach dem Jahrhunderthochwasser 2013 lange gegenwärtig. Der Kunstsammler und Unternehmer Prof. Reinhold Würth, der im Oktober 2013 seine Blätter von Günter Grass „Fundsachen für Nichtleser“ im Medienzentrum Passau zeigte, forderte im Gespräch mit der Passauer Neuen Presse die Passauer dazu auf, ein eigenes Hochwassermuseum einzurichten – was in seinen Augen auch ein touristisches Alleinstellungsmerkmal wäre. Für die Touristen wäre es eine Attraktion und für die Einheimischen eine Plattform, sich zu erinnern, sich zu präsentieren und mit dem Thema zu beschäftigen.
Der aus dem Landkreis Passau stammende Kabarettist Ottfried Fischer trug sich mit diesem Gedanken an ein Hochwassermuseum schon länger. Sein Plan ist es, ein Museum im Erdgeschoss des von seinen Großeltern geerbten Hauses Unterer Sand 2 – zwischen Café Aquarium und Fürstbischöflichem Opernhaus – zu eröffnen. Fischer hatte sich nach der verheerenden Flut vom Juni dazu entschlossen, mit einer Dauerausstellung an dieses Ereignis zu erinnern, Gründe für das Hochwasser zu zeigen und die Leistungen der Helfer zu würdigen. Umgesetzt werden soll das Projekt von Kulturmanager Peter Syr, der auch schon den Brunnen zu Ehren des „Bullen von Tölz“ in Bad Tölz entwickelt hat. Fischers Plan wurde in der Folge in Passau heiß diskutiert: Die Räumlichkeiten in Fischers Haus am Unteren Sand seien wohl wenig geeignet, sagten etwa die einen, die anderen wünschten sich eine Art „Kompetenzzentrum“, in dem auch Visionen für die Zukunft entwickelt werden. Und auf keinen Fall dürfe ein Passauer Hochwassermuseum Anziehungspunkt für Sensationstouristen werden.
Ein Jahr nach dem Hochwasser 2013 wurden zwar die Räumlichkeiten bereits von einem Sponsor für das Museum renoviert, jedoch stand die weitere Finanzierung des Projekts noch nicht komplett. Ein Teil der Kosten wolle Ottfried Fischer jedoch aus eigenen Mitteln beisteuern. Als mögliche Eröffnung wurde zu diesem Zeitpunkt das Frühjahr 2016 angedacht. Diese Planungen erhärteten sich Anfang Juni 2015, nachdem die grundlegende Finanzierung stand. Eine erste Ausstellung sollte es demnach schon im September 2015 geben.
Preview-Ausstellung und Konzeption
Tatsächlich wurde am 3. September 2015 eine Preview zum künftigen Hochwassermuseum eröffnet, die die Werke von 17 Mitgliedern der Vereinigung Bildender Künstlerinnen und Künstler in ver.di München zeigt. Rund 80 Gäste aus München und der Region sind der Einladung Ottfried Fischers, seiner Tochter Lara und des Künstler Peter Syr in den Unteren Sand nach Passau gefolgt.
Inhaltlich will Kurator Peter Syr drei Schwerpunkte im Hochwassermuseum setzen: Erstens, das Wasser ist ein Segen für Passau; ohne die drei Flüsse gäbe es nicht die Stadt an dieser Stelle. Zweitens, das Wasser ist ein Fluch für Passau wegen seiner immer wiederkehrenden und verheerenden Überschwemmungen. Drittens stellen wir die Frage: Warum nehmen die Überflutungen immer mehr zu und werden immer höher.
Disput um Finanzierung
Obwohl das Hochwassermuseum im ursprünglich von Ottfried Fischer vorgestellten Konzept ein künstlerisches Eigenprodukt ohne Beteiligung der öffentlichen Hand war, musste seine Tochter Lara Fischer als Geschäftsführerin von „Wasser bis zum Hals – Museum bildhaft heimatlicher Geschichte“ im Juni 2016 bei der Stadt Passau doch einen Einmal-Zuschuss von 30.000 Euro beantragen, um eine Finanzierungslücke zu schließen. Der Antrag legt dar, wie es zu der Finanzierungslücke in dieser Höhe kam: Die Anfangs-Investitionskosten des Museums sind mit 94.000 Euro angegeben, dazu zählen die Sanierung der Hochwasserschäden an den Wänden, Neuinstallation der Elektroanlage, Ausstellungskonzeption und -gestaltung, Hängesystem für die Ausstellungswände, Druckkosten, Licht- und Tontechnik für Veranstaltungen. Ottfried Fischer selbst spendet dem Deckungskonzept nach 25.000 Euro als Finanzierungssockel und zahlt darüber hinaus gut 11.000 Euro für die Elektroanlage. Die Sanierung der Hochwasserschäden an den Wänden ist der Aufstellung nach in voller Höhe von 27.500 Euro „durch Sponsor“ gedeckt. In der Summe sind damit 64.000 Euro gedeckt – fehlen 30.000, für die die Stadt Passau aufkommen soll.
Entgegen einer positiven Empfehlung des Kulturamts stellte der zuständige Kulturausschuss des Passauer Stadtrats diesen Antrag auf einen einmaligen Investitionszuschuss erstmal zurück: Dem Ausschuss war das vorliegende Konzept zu dünn, zu viele Fragen etwa nach den laufenden Kosten blieben offen.
Das Hochwassermuseum wurde schließlich am 29. September 2016 von Ottfried Fischer eröffnet.
Literatur
- Edith Rabenstein: Braucht Passau ein Hochwassermuseum? In: Passauer Neue Presse vom 12. Oktober 2013 (S. 7)
- PNP: Ottfried Fischer plant Hochwassermuseum. In: Passauer Neue Presse vom 24. Oktober 2013 (S. 1)
- Julia Ried: „Ja, aber“ zum Hochwassermuseum. In: Passauer Neue Presse vom 25. Oktober 2013 (S. 17)
- Katrina Jordan: Mit Humor über Wasser. In: Passauer Neue Presse vom 26. Oktober 2013 (S. 7)
- Elke Zanner: Ottis Hochwassermuseum: 2016 könnte es soweit sein. In: Passauer Neue Presse vom 29. Juli 2014 (S. 19)
- Elke Zanner: Fischers Hochwassermuseum nimmt Kontur an. In: Passauer Neue Presse vom 2. Juni 2015 (S. 19)
- Edith Rabenstein: Offene Mauern als Konzept. In: Passauer Neue Presse vom 1. September 2015 (S. 6)
- Edith Rabenstein: „Museum ist eine unglaubliche Bereicherung“ In: Passauer Neue Presse vom 1. September 2015 (S. 6)
- Christiane Ried: Wo das Wasser bis zum Hals steht In: Passauer Neue Presse vom 1. Februar 2016 (S. 5)
- Thomas Seider: Hochwasser-Museum: Ottfried Fischer braucht nun doch Geld von der Stadt. In: Passauer Neue Presse vom 23. Juni 2016 (S. 21)
- Sandra Hatz: Vorerst kein Geld fürs Hochwassermuseum. In: Passauer Neue Presse vom 29. Juni 2016 (S. 19)
- Sandra Hatz: Disput um das Hochwassermuseum. In: Passauer Neue Presse vom 1. Juli 2016 (S. 17)
Weitere Berichterstattung der PNP
- Wolfgang Lampelsdorfer: Ortner: Stadt soll Ottfried Fischers Museumsprojekt positiv begleiten. In: Passauer Neue Presse vom 26. Oktober 2013 (S. 19)