Institut für Ostbairische Heimatforschung

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Logo von Verein und Institut für Ostbairische Heimatforschung.
Max Heuwieser, erster Vorstand des Instituts.

Das Institut für Ostbairische Heimatforschung wurde 1926 gemeinsam mit dem gleichnamigen Verein in Passau gegründet und war seit 1960 Teil der Passauer Hochschule, später auch der Universität. Maßgeblich zu seiner Gründung beigetragen haben Carl Sittler, Max Heuwieser sowie Rudolf Guby. Als landesgeschichtliches Forschungsinstitut widmete es sich vor allem der Geschichte und Kultur des ostbairischen Raumes (unter Einschluss der angrenzenden Gebiete Böhmens und Oberösterreichs). Dabei wurde es in vielfältiger Weise vom Verein unterstützt.

Das Institut für Ostbairische Heimatforschung wurde Mitte 2008 in das „Institut für Kulturraumforschung Ostbaierns und der Nachbarregionen“ umgewandelt. Laut der Passauer Neuen Presse zählte es zu den „kulturellen Aushängeschildern Passaus“.

Die Geschichte des Instituts

Gründung

Die Zwanziger Jahre des 20. Jahrhunderts waren eine Zeit großer Heimatbegeisterung, die sich insbesondere nach Ende des Ersten Weltkriegs 1918 über ganz Mitteleuropa ausbreitete. Davon wurde auch oder sogar vor allem der bayerisch-österreichisch-böhmische Grenzraum mitgerissen, denn hier fand eben jene Heimatbegeisterung „ihren natürlichen und mächtigen Halt in dem wieder lebendig gewordenen Bewusstsein einer in 1000jähriger Geschichte begründeten, auf Stammesgemeinschaft beruhenden Kulturgemeinschaft der Ostbaiern, die auch politische Grenzen nicht zu trennen vermochte.“ (Zitat August Leidl). So wurde bereits 1920 erwogen, eine große heimatkundliche Arbeitsgemeinschaft zu gründen, die ihren Sitz in Passau haben sollte. Diesem Gedankengang folgend, schlossen sich infolgedessen zahlreiche Heimat- und Geschichtsvereine zusammen und es entstand eine erste Inn- und Salzachvereinigung, allerdings in Braunau und nicht, wie ursprünglich geplant, in Passau. Dieser Vereinigung gehörten unter anderem die historischen Vereine von Schärding, Ried, Braunau, Salzburg, Burghausen, Pfarrkirchen, Rotthalmünster und Passau an. Ihnen sollten noch zahlreiche weitere folgen.

In etwa zur gleichen Zeit wurde in Passau der Gedanke laut, an der hiesigen Philosophisch-Theologischen Hochschule ein Institut einzurichten, welches fundierte, wissenschaftliche Heimatforschung betreiben und damit die heimatkundliche Arbeit im Allgemeinen stärken sollte. Als Erster äußerte Dr. Rudolf Guby diese Idee – und fügte noch hinzu, gleichzeitig „einen registergerichtlich einzuschreibenden Verein als Träger und Förderer [des Instituts] zu gründen.“ (Zitat Josef Oswald). In Prof. Dr. Max Heuwieser und Bürgermeister Dr. Carl Sittler sollte er mit dieser Idee tatkräftige und einflussreiche Gleichgesinnte finden.

Auf Anregung und Betreiben dieser drei Persönlichkeiten versammeln sich am 11. August des Jahres 1926 acht Persönlichkeiten in den Räumen der Stadtsparkasse Passau in der Ludwigstraße: Die Geburtsstunde jener Vereinigung, der man den Namen „Verein für Ostbairische Heimatforschung“ geben sollte. Als Sitz des Vereins bestimmte man logischerweise Passau, von nun an endgültig eines der Zentren der heimatkundlichen Arbeit Ostbaierns schlechthin. Einem Kraftakt der neugewählten Vorstandschaft des Vereins – Dr. Carl Sittler, Vorsitzender; Prof. Dr. Max Heuwieser, Stv. Vorsitzender; Max Zenker, Schriftführer; Thomas Bihler, Kassier – ist es zu verdanken, dass man rasch eine solide finanzielle Basis von insgesamt 7200 Reichsmark schaffen konnte (4000 RM durch den Staat Bayern, 2000 RM durch den niederbayerischen Bezirkstag, 700 RM durch Berlin, 500 RM durch die Stadt Passau). Dadurch war es nun möglich geworden, auch das ursprünglich angestrebte Institut zu gründen, als dessen Leiter Prof. Dr. Max Heuwieser eingesetzt wurde.

Suspendierung und Neukonstituierung

Im Laufe des Zweiten Weltkrieges war der Verein dazu gezwungen, seine Tätigkeit mehr und mehr einzustellen. Nach der Kapitulation 1945 wurde er auf Anordnung der US-amerikanischen Militärregierung sogar vorübergehend suspendiert. Laut dieser Anordnung hätte der Verein sogar aufgelöst werden sollen, was aber wohl durch die damalige „äußere Untätigkeit [...] seiner Mitglieder“ (Zitat von August Leidl: „50 Jahre Verein und Institut für Ostbairische Heimatforschung in Passau“, in: Jubiläumsschrift des Vereins 1976) verhindert werden konnte.

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges schienen sowohl das Institut als auch der Verein zunächst fast wie von der Bildfläche gefegt zu sein. Das Institut begann seine Arbeit zunächst nur ganz langsam und sehr eingeschränkt. Beim Verein sah es hingegen noch düsterer aus: Erst durch die von Prof. Dr. Josef Oswald auf die Beine gestellten Vorlesungen über die mittelalterliche Geschichte Passaus in den Wintersemestern der Jahre 1946/47 und 1947/48 gelang es, ihm sozusagen wieder neues Leben einzuhauchen. Um den Vereinsmitgliedern darüber hinaus zu zeigen, dass es noch einen Verein gibt, verschickte Oswald seit 1946 jedes Jahr eine kleine (Weihnachts-) Gabe an sie. Die erfolgreiche Wirkung dieser Taten zeigte sich spätestens 1949, als es endlich gelang, den Verein wieder neu zu konstituieren. Am 8. Februar des Jahres wählte man, auf der ersten Mitgliederversammlung nach dem Krieg, eine neue Vorstandschaft: Dr. Carl Sittler wurde als erster Vorsitzender bestätigt und Rektor Otto Geyer zum zweiten Vorsitzenden gewählt. Damit war die schwere Zeit des Zweiten Weltkriegs und der ersten Nachkriegsjahre für Verein und Institut endgültig überstanden.

Neben den (bereits seit 1951 bestehenden) „Neuen Veröffentlichungen des Instituts für Ostbairische Heimatforschung“ gelang es Prof. Dr. Josef Oswald im Jahr 1957 auch, die „Ostbairischen Grenzmarken“ neu herauszugeben und damit eines seiner größten Ziele zu erreichen, das er schon seit 1945 verfolgte.

Verstaatlichung des Instituts

Die großen Wendejahre in der Geschichte von Verein und Institut kommen schließlich in den ersten Jahren der 1960er. Gleich zu Beginn, also 1960, wurde das bisher private Institut als nunmehr staatliches Institut der Philosophisch-Theologischen Hochschule Passau angegliedert. Seither sind der Verein und das Institut eigentlich zwei unabhängige Einrichtungen, die theoretisch nur mehr durch ihre gemeinsamen Anliegen miteinander verknüpft sind. Hintergrund der, vor allem von Prof. Dr. Josef Oswald vorangetriebenen Verstaatlichung war das Ziel, die größtmöglichsten finanziellen Mittel für das Institut zu erschließen – sprich: die „Rückendeckung“ des Institutsarbeit durch den bayerischen Staat. Sowohl der Verein als auch die Philosophisch-Theologische Hochschule haben diese Idee Oswalds gefördert.

Im Jahr 1978 wurde das Hochschulinstitut mit der Errichtung der Universität Passau schließlich eine Einrichtung ebenjener. Damit wird es in folgende verschiedenen Sektionen unterteilt: Alte Geschichte, Mittelalterliche Geschichte, Neuere Geschichte, Kirchengeschichte, Rechtsgeschichte, Kunstgeschichte sowie Volkskunde. Die Professoren dieser Lehrstühle bildeten die sogenannte Institutskonferenz.

Das Institut im 21. Jahrhundert

Im Jahr 2006 zogen Verein und Institut von der Innsteg-Turnhalle in das Haus der Staatsbibliothek in der Michaeligasse um. Allerdings folgte bereits Mitte 2009 der nächste Umzug: es ging in die Leopoldstraße. Lediglich die Bibliothek verblieb in der Michaeligasse.

Nach dem Rücktritt Prof. Dr. Egon Boshofs als Institutsleiter wurde auf dessen Verabschiedung am 16. Januar 2008 Prof. Dr. Franz-Reiner Erkens von Uni-Präsident Prof. Dr. Walter Schweitzer als sein Nachfolger bestimmt. Wenige Monate später, im Juni 2008, wurde das Institut organisatorisch umstrukturiert und in „Institut für Kulturraumforschung Ostbaierns und der Nachbarregionen“ umbenannt. Die Aufgabenstellung jedoch bleibt gleich.

Aufgaben & Tätigkeiten des Instituts

Das Institut gab seit 1957 das Passauer Jahrbuch heraus, welches bis 2005 den Namen „Ostbairische Grenzmarken“ trug. Außerdem hatte es mit den „Neuen Veröffentlichungen“ eine eigene Veröffentlichungsreihe.

Die wichtigsten Aufgaben des Instituts sind im Memorandum über den Ausbau desselben klar umrissen. Dort heißt es unter anderem, dass das Institut allen Interessierten – Wissenschaftlern wie Laien – Rat und Hilfe sowie die nötigen Weiterbildungen anbieten soll. Diese Aufgabe(n) nahm das das Institut vor allem in Form von wissenschaftlichen Veröffentlichungen und Vorträgen wahr. Wie vielfältig vor allem letztere waren, ist beispielsweise in den Ostbairischen Grenzmarken VIII / 1966 (S.312f.) nachzulesen.

Abgesehen davon übte das Institut natürlich auch seine Tätigkeit als Forschungseinrichtung aus. Die Veröffentlichungen und damit auch die Forschungen des Instituts deckten alles in allem eine große Zeitspanne ab – man behandelt Themen beginnend mit der Römerzeit (oder noch früher) bis ins 20. Jahrhundert hinein. In dieser Hinsicht existierten also keine Grenzen. Einzige sofort zu entdeckende Gemeinsamkeit aller Arbeiten des Instituts ist natürlich die Beschränkung auf das Gebiet „Ostbaiern“ mit einem Konzentrationspunkt um Passau. So behandeln auffallend viele Arbeiten den Passauer Klerus und hier vor allem die (Fürst-) Bischöfe bzw. das Hochstift Passau. Aber immerhin war es ja mit eine der Aufgaben des Instituts „[...], unter Einbindung in die Gesamtgeschichte auch die Geschichte der Stadt Passau zu erforschen.“ (Zitat: Ingeborg Moosbauer).

Zwei der wichtigeren und auch neueren Forschungsprojekte befassen sich ebenfalls mit dem Thema „Passau“:

Zum Ersten erarbeitete das Institut bereits seit 1988 eine Sammlung mittelalterlicher und frühneuzeitlicher Passauer Inschriften, welche bis ins Jahr 2006 hinein der Inschriftenkommission in München zur Begutachtung und Überprüfung vorlag. Grundlage für das Projekt waren bereits erfolgte Vorarbeiten von Dr. Högg, der sich geraume Zeit mit dem Katalogisieren der Inschriften beschäftigt hat. Erfasst wurden dabei alle in irgendeiner Form erhaltenen Inschriften des Passauer Raumes (beispielsweise Grab- oder Bauinschriften sowie Hochwassermarkierungen, usw.) vom 11. bis zum 17. Jahrhundert. Dieses Projekt, welches vom Arbeitsamt bezuschusst worden ist, wurde im Herbst 2006 – trotz mehrerer Verzögerungen, aber immerhin pünktlich zum 80. Geburtstag von Verein und Institut – endgültig fertiggestellt und veröffentlicht.

Zum Zweiten die zusammengehörenden und bereits abgeschlossenen Werke „Geschichte der Stadt Passau“ sowie (als Ergänzung dazu) „Passau: Quellen zur Stadtgeschichte“ (beide erschienen im Pustet-Verlag Regensburg). Die beiden Projekte sind die aktuellen zur Passauer Stadtgeschichte, beginnend mit den ersten Spuren der Römer und der frühen Christen in der Region bis hin zur Universitätsgründung 1972 und darüber hinaus. Schon seit 1993/94 war man mit der genauen Planung dieses großen und schon lange überfällig gewordenen Projektes beschäftigt. Auf mehreren Institutskonferenzen wurden Umfang und Themenschwerpunkte des Werkes besprochen, anschließend war man bis 1999 mit dem Erstellen dieses Werks beschäftigt, das sich – als erstes seit langer Zeit – wieder ausführlich mit der Stadtgeschichte auseinandersetzt. Aufgrund der großen Aufnahme in der Öffentlichkeit folgt 2003 eine zweite, aktualisierte Auflage und 2004 die Ergänzung „Quellen zur Stadtgeschichte“. Die Mitarbeiter des Instituts haben damit etwas geschaffen, das (laut eines Flyers des Vereins) „dem historisch Interessierten den unmittelbaren Zugang zu den Zeugnissen der Vergangenheit [...] eröffnen soll und zugleich einen Einblick in die Arbeit des Historikers gestattet.“

Überblick der Institutsleiter

Kontakt

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Leopoldstraße 4
94032 Passau

Sekretariat: Sonja Jahrstorfer

Telefon: 0851/509-1940
Fax: 0851/509-1942

E-Mail: IKON@uni-passau.de
Internet: www.phil.uni-passau.de/forschung/forschungseinrichtungen/ikon.html

Siehe auch

Literatur

Dies ist ein ausgezeichneter Artikel.
Diesem Artikel wurde am 22. Juli 2010 das Prädikat „Ausgezeichneter Artikel“ verliehen.