Joseph Bucher

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Joseph Bucher

Joseph Bucher (* 23. Oktober 1838 in Waldkirchen; † 9. Dezember 1909 in Passau) war ein Verleger und Politiker. Er war der Vater von Friedrich Bucher.

Leben und Wirken

Jugend & Ausbildung

Bucher war eines von sechs Kindern des Gastwirts und Metzgermeisters Johann Nepomuk Bucher. Er besuchte das Passauer Gymnasium und das Humanistische Gymnasium in Straubing, wo er 1857 das Abitur machte.

Von 1857 bis 1861 studierte er Rechtswissenschaften und Philosophie an der Universität München. Am 26. Oktober 1861 legte er das theoretische Examen für den Staatsdienst ab und war danach bis 1862 einige Monate Referendar am Königlichen Landgericht I in Passau.

Übernahme der Donau-Zeitung

Im Frühjahr 1862 kehrte er dem Verwaltungsdienst den Rücken noch ehe er das praktische Examen abgelegt hatte. Am 29. März kaufte er von Johann Baptist Breßl für 38.000 Gulden Verlag und Druckerei der 1847 gegründeten Donau-Zeitung, am 1. April übernahm er deren Redaktion. Bis zum 1. Juli hinterlegte er 20.000 Gulden in bar aus dem elterlichen Erbe, während ihm für den Rest besondere Konditionen sowie ein hypothekarisches Darlehen auf das Grundstück der Druckerei gewährt wurden. Am 9. August 1862 legte er in Regensburg die Meisterprüfung für das Buchdruckergewerbe ab, um sein Gewerbe dauerhaft ausüben zu dürfen.

Am 18. Juni 1862 stellte Bucher in der Donau-Zeitung seine Prinzipien vor: „Ich bin Katholik und vertrete die Interessen des Katholizismus, weil sie, richtig aufgefasst, die Interessen der Menschheit sind. Ich vertrete aber auch die Freiheit, weil sie im Reich der Gedanken sowohl als in der wirklichen Welt die schönste Frucht des menschlichen Geistes ist.“

Streitbarer Verleger

Schon im August hatte Bucher den ersten Konflikt mit der Obrigkeit. Als der Polizeidiener Hacker 300 Passauer Bürger anzeigte, weil sie bis 8 Uhr morgens noch nicht die Straßen besprengt hatten, forderte er: „Fort muß dieser Mann wegen dieser Chikanen“. Bucher wurde wegen Ehrenkränkung eines Staatsbeamten vor das Stadtgericht geladen und zu einer schriftlichen Berichtigung sowie einer Bußgeldzahlung von drei Gulden verurteilt. Das war der erste von zahlreichen Gerichtsterminen, die Bucher bis 1875 wegen verschiedener Polemiken wahrnehmen musste.

Seit 1863 bekämpfte er heftig die konkurrierende Passauer Zeitung unter ihrem Herausgeber Friedrich Wilhelm Keppler. Dabei nutzte er die Chance der politischen Profilierung, indem er gegenüber der zunehmend liberal-antiklerikalen Passauer Zeitung seiner Donau-Zeitung eine entschieden katholisch-patriotische Ausrichtung gab. Im selben Jahr gründete er den Passauer „Schleswig-Holstein-Verein“, einen der zahlreichen gegen Dänemark gerichteten Vereine, die damals gegründet wurden. Zugleich warnte er jedoch in seiner Zeitung vor preußischen Annexionsplänen gegenüber diesen Ländern, denn mit der Selbstständigkeit Schleswig-Holsteins stehe auch die Bayerns auf dem Spiel, wie er am 11. Dezember schrieb. Als am 1. Februar 1864 preußische und österreichische Truppen in Schleswig-Holstein einrückten, schrieb er, Schleswig-Holstein sei verraten worden, und schon bald würden auch die Mittelstaaten zugrunde gerichtet werden. Als sich Preußen und Österreich entzweiten und 1866 Preußen in der Schlacht bei Königgrätz über Österreich siegte, warnte er, dass Bayern „von nun an im preußischen Fahrwasser“ segeln werde.

1867 initiierte er die „Königsadressen“, Unterschriftenaktionen an den passiven König Ludwig II., denn Bayern, wie die Donauzeitung am 25. Juli 1867 meldete, sei nach Meinung der besorgten Passauer Bürger nur mehr Schritte von der Unterwerfung unter Preußen entfernt. Mit großem Erfolg wurden Unterschriftenaktionen auf Gemeindeebene gestartet, zunächst in Niederbayern, später auch in anderen Regionen.

Steigende Abonnements und Anzeigenzahlen seiner Zeitung ermöglichten es Bucher, dass er am 1. Oktober 1869 in Kempten ein weiteres Blatt gründen konnte, das Allgäuer Volksblatt, welches er jedoch bald aufgeben musste. 1870 übernahm er das Fränkische Volksblatt und am 27. Januar 1873 den Volksfreund in München, den er allerdings noch im selben Jahr an Dr. Georg Ratzinger verkaufte.

Abgeordneter

Als sich vor den Wahlen zum Parlament des neugebildeten gesamtdeutschen Zollvereins Ende Februar 1868 die bayerisch-patriotische Sammlungsbewegung formierte, setzte sich Bucher im Wahlkreis Pfarrkirchen mit der Parole „Hie Bayern, hie Preußen“ in den Stichwahlen vom 28. Februar 1868 durch und wurde in das Berliner Zollparlament gewählt. Hier gehörte er zu der katholisch-bayerischen Protestbewegung, die den Zollverein kategorisch ablehnte.

Am 28. April 1869 wurde er zudem als Kandidat der Patrioten in die zweite Kammer des bayerischen Landtags gewählt, wobei die Patrioten in einem Erdrutschsieg knapp mehr als die Hälfte der Sitze erobern konnten. Doch schon am 20. Mai 1870 legte Bucher nach internen Auseinandersetzungen sein Landtagsmandat nieder.

Konfiskationen und Verurteilungen

Buchers Hauptorgan blieb die Donau-Zeitung, die zwischen 1866 und 1888 nicht weniger als 52 Mal beschlagnahmt wurde, am häufigsten in den Jahren 1867 bis 1870, in denen Bucher besonders leidenschaftlich die bayerische Selbstständigkeit verfocht. Am 18. Dezember 1871 wurde er zu einer einmonatigen Festungshaft verurteilt. Das Geschworenengericht in Straubing bezichtigte ihn der Amtsehrenbeleidigung gegen sieben Personen, darunter den Passauer Magistrat und drei Landtagsabgeordnete. 1872 verbüßte er die einmonatige Festungshaft in Rosenberg über Kronach wegen Richterbeleidigung und eine 15-tägige Gefängnisstrafe wegen Ehrenkränkung.

Konflikte mit dem Bischof

Obwohl bekennender Katholik, geriet Bucher wiederholt in Konflikt mit dem damaligen Passauer Bischof Heinrich von Hofstätter. Dieser war ein entschiedener Repräsentant des Bündnisses von Thron und Altar und lehnte den politischen Katholizismus ab. Am 8. Dezember 1867 nannte er Bucher in einer Predigt beim Namen und kritisierte ihn und seine Zeitung heftig. Am 15. Dezember antwortete Bucher, sein Blatt sei kein bischöfliches, sondern vertrete die „unveräußerlichen Rechte des Volkes“. Am 26. Dezember griff ihn der Bischof erneut persönlich an, woraufhin Bucher die Angelegenheit in zwei Schreiben dem päpstlichen Nuntius Pier Francesca Meglia in München unterbreitete.

Die Antwort des Heiligen Stuhles ließ nicht zu wünschen übrig. Am 23. September 1868 meldete die Donau-Zeitung:

„Seine päpstliche Heiligkeit haben sich allergnädigst bewogen gefunden, unterm 14. September des Jahres 1868 dem Buchdruckereibesitzer und Verleger der Donau-Zeitung, Josef Bucher, zu Passau, den heiligen Gregor-Orden allerhuldvollst zu verleihen.“

Mit dieser Ordensverleihung wurde nicht nur der Bischof brüskiert, sondern auch die Münchner Regierung Hohenlohe, die erst Ende August den Passauer Bischof zum Großkomtur des Michaelsordens erhoben hatte. Sie legte Beschwerde bei Kardinalsstaatssekretär Antonelli ein, doch vergebens.

Die Reaktion des Bischofs, der Bucher noch vor Jahren darauf hingewiesen hatte, wie sehr sein Unternehmen von den Druckaufträgen des Ordinariats profitiere, blieb nicht aus. Er entzog zum 1. Januar 1871 der Bucherschen Druckerei sämtliche Aufträge, auch den für den alljährlichen Diözesan-Schematismus. Die Aufträge gingen an Josef Edel, einen einstigen engen Mitarbeiter Buchers, den dieser zum 1. August 1870 fristlos entlassen hatte. Mit Edels am 1. Januar 1871 gegründeten „Passauer Wochenblatt für Stadt und Land“, das am 1. Oktober 1871 in „Passauer Tagblatt“ umbenannt wurde, verfügte der Bischof nun zudem über ein zuverlässiges, wenn auch nicht allzu auflagenstarkes Sprachrohr. Seit Oktober 1872 griff das Passauer Tagblatt Bucher an, bis dieser am 22. April 1873 schrieb, dass die politischen Verhältnisse seine definitive Übersiedlung nach München notwendig machten.

Späte Jahre

1878 heiratete er Liutgart Abt, die Tochter eines Appellationsgerichtsrates. Der Ehe entsprossen eine Tochter und drei Söhne. Von 1881 bis 1893 gehörte er nochmals dem Landtag an und zwar seit 1882 als fraktionsloser Abgeordneter. 1887 erhielt er von Kaiser Franz Joseph von Österreich das Ritterkreuz des Franz-Joseph-Ordens. Er war außerdem Mitglied der Lamplbruderschaft.

1889 verkaufte er die nach wie vor florierende Donau-Zeitung samt Druckerei an die Aktiengesellschaft Passavia des Domvikars Franz Seraph Pichler. 1893 zog er sich in das Privatleben zurück, führte aber die Buchhandlung noch weiter. Buchers Grabmal befindet sich auf dem Hochfriedhof des Passauer Innstadtfriedhofs.

Auszeichnungen

  • Päpstlicher Gregoriusorden (1868)
  • Ritterkreuz des Franz-Joseph-Ordens (1887)

Literatur