Glashütte Ludwigsthal

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Die Ruine der Glashütte. (Foto: Hackl)
So hätte die Installation bei Nacht ausgesehen. (Foto: White Elephant)

Die Glashütte Ludwigsthal in Ludwigsthal existierte von 1826 bis 1981.

Geschichte

Die Glashütte wurde ab 1826 von dem böhmischen Glasfabrikanten Georg Christoph Abele nach den Plänen von k.k. Hofbaumeister von Zobel aus Prag erbaut. Abele besaß bereits die Hütten in Hurkenthal und Neu-Hurkenthal (Böhmen). Er erwarb nördlich von Zwiesel die „Bazelreithen“ und gründete hier eine Glashütte, die er zu Ehren des bayerischen Königs Ludwig I. mit dessen am 24. Juli 1827 gewährter Erlaubnis Ludwigsthal nannte.

Der erste gewalzte Weißglas-Spiegel wurde am 5. September 1828 produziert. Er hängt heute im Böhmerwald-Museum in Markt Eisenstein/Zelezna Ruda. Georg Christoph Abele starb am 1. März 1833 im Alter von 47 Jahren. Nach seinem Tod übernahm sein Bruder Ferdinand Abele die Vormundschaft der hinterbliebenen drei minderjährigen Söhne und die Leitung der Abelschen Güter. Mit Erreichen seiner Großjährigkeit 1836 erhielt der älteste Sohn Georg Christoph Nikolaus Abele die Zentralleitung sämtlicher Fabrikgüter.

Nach dem Verlust der Abelischen Güter konnte sein Bruder Wilhelm Abele Ludwigsthal 1844 als Alleineigentum zurückkaufen. Wilhelm Abele starb 1851 im Alter von 37 Jahren an Blutsturz. Seine Witwe Elise geb. Freiin von Hafenbrädl heiratete 1855 Hans von Streber und starb schon 1856 im Alter von erst 33 Jahren.

Im März 1861 wurden Glasfabrik, "Schlössl", Wirtshaus und sechs Arbeiterhäuser sowie Feld- und Waldbesitz durch das Bezirksgericht Deggendorf gantmäßig versteigert. Der Besitz kam für 44000 Gulden in die Hände des Metzgers Josef Pauli und des Bierbräuers Joseph Kammermayer, beide von Zwiesel.

Am 24. März 1871 brannte die Tafelglasfabrik bis auf die Umfassungsmauern nieder. In der Nacht zum 9. Mai 1873 brannte die Fabrik erneut vollständig nieder, wobei ein großer Glasvorrat vernichtet wurde. Johann Pauli, der einzige Sohn Josef Paulis, starb 1886 im Alter von 31 Jahren. Paulis Nachfolger wurde 1891 sein Schwiegersohn Franz Xaver Alteneder (1866-1954).

In der Fabrik wurde 1828 bis 1848 weißes, danach grünes Spiegelglas hergestellt. 1906 erfolgte die Umstellung auf Hohlglasherstellung. Ludwigsthal firmierte ab 1901 über 15 Jahre mit Regenhütte und Schliersee/Oberbayern als "Vereinigte Bayerische Krystallglasfabriken", die im Ersten Weltkrieg liquidiert wurden. Danach war wieder die Familie Alteneder Betreiber der Glashütte. Am 8. September 1925 wurde von Hans Alteneder und Josef Meissner die "Glasfabrik Ludwigsthal GmbH" gegründet. Leiter der Glashütte war bis zu ihrem Erliegen im Jahr 1928 Hans Marik.

Ab 1928 war die Hütte 20 Jahre lang außer Betrieb. 1948 wurde in der Kristallglasfabrik Ludwigsthal wieder produziert. Pächterin war die "Glashütte Bayerwald GmbH", Besitzer Hans Alteneder aus Zwiesel. Am 11. Oktober 1948 konnte bei einer Beschäftigtenzahl von 124 Arbeitnehmern die Produktion wieder aufgenommen werden.

1953 ging der Betrieb mit 176 Beschäftigten konkurs, 1955 konnte er wiederaufgenommen werden. Hüttenbesitzer Johann Alteneder setzte den Glasfachmann Rudolf Angerer als Direktor ein, der den Betrieb zu neuer Blüte führte. Am 28. Februar 1959 weihte Bischof Simon Konrad Landersdorfer in dem grundlegend renovierten Hüttengebäude einen neuen Glasofen ein.

Als 1967 Direktor Rudolf Angerer starb, übernahm Johann Alteneder zusammen mit seiner Tochter Katharina Brandl selbst die Leitung. Am 21. April 1975 übernahm Hans Neuberger, ein Mitgesellschafter der Glasveredelung-Werkstätten Gebrüder Neuberger GmbH aus Eging pachtweise den Betrieb. Am 15. Februar 1976 erwarb Neuberger das Grundstück mit Glashütte und Nebengebäuden für 520000 DM. Am 31. Juli 1976 wurde ein neuer Glasofen eingeweiht.

1981 wurde die Hütte dann endgültig geschlossen. Am 20. Januar 1981 war der letzte Arbeitstag der Belegschaft, und am 2. Februar 1981 eröffnete das Amtsgericht Deggendorf das Konkursverfahren gegen die Kristallglasfabrik Ludwigsthal.

Während der Schneekatastrophe Anfang 2006 stürzte die leerstehnde Glashütte ein, und nur der Hüttenkamin blieb stehen. Seither war die ehemalige Glashütte eine Ruine.

Zukunftspläne

Der aus Zwieslerwaldhaus stammende Designer Tobias Kestel wollte an der Ruine eine Installation realisieren. An Stahlseilen sollten lineare Leuchtmittel angebracht werden. Die so entstehenden Lichtlinien an den ehemaligen prägnanten Umrisslinien des Gebäudes hätten so die ehemalige Glashütte wieder auferstehen lassen.

Abriss

Im September 2011 begann der Abriss der Ruine durch die Firma Karl aus Innernzell. Der Abriss wurde vom letzten Besitzer, der Porzellan-Firma BHS Tabletop AG in Selb (Oberfranken) auf Anweisung des Landratsamtes nach dem Abfallbeseitigungsgesetz in Auftrag gegeben. Vier Wochen später waren Mauern und Kamin beseitigt. Die letzten Überreste der Glasproduktion wurden in der Mitte des Areals in einem mit Plastikfolie bedeckten Haufen gesammelt und auf Schadstoffe untersucht. Damit verschwanden die letzten Spuren des Industriedenkmals Glashütte.

Die Gemeinde Lindberg möchte zum symbolischen Kaufpreis von einem Euro neue Besitzerin des Hüttenareals werden, wenn, wie Bürgermeisterin Gerti Menigat sagte, keinerlei Gefahr mehr von dem Grundstück ausgeht.

Literatur

  • Josef Blau: Die Glasmacher im Böhmer- und Bayerwald. II. Band: Familienkunde, 1956, Reprint 1984 im Morsak Verlag Grafenau, ISBN 3-87553-223-6
  • Christina Hackl: Glashütten-Ruine ist bald Geschichte In:Passauer Neue Presse vom 28. Mai 2011 (S. 24)
  • Christina Hackl: Licht soll Glashütte auferstehen lassen In:Passauer Neue Presse vom 17. Juni 2011 (S. 23)
  • Christina Hackl: Das Ende vom Anfang In: Der Bayerwals-Bote vom 17. September 2011 (S. 28)
  • Christina Hackl: Was vom Glashütten-Glanze übrig blieb In: Der Bayerwald-Bote vom 21. Oktober 2011 (S. 23)
  • Marita Haller, Gerhard Pscheidt: Theresienthal in alten Fotos mit Linie Rabenstein - Schachtenbach. Ohetaler Verlag, Riedlhütte, ISBN 978-3-937067-90-2
  • Alfons Hannes: Der Weg von Ludwigsthal bis zur Gegenwart. Lehrstück des Glasgewerbes im Industriezeitalter. In: Fritz Pfaffl nach Original von Anna Jelinek: Die Chronik der Familie Abele. Glasfabrikanten im Böhmerwald. Ohetaler Verlag, Riedlhütte 2010, ISBN 978-3-941457-44-7