Albrecht von Johannsdorf

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Albrecht von Johannsdorf mit seiner Minnedame. Miniatur in der Heidelberger (Manessischen) Liederhandschrift, Anfang 14. Jahrhundert. Im oberen Teil sind der Wappenschild sowie der Helm samt Helmzier dargestellt.

Albrecht von Johannsdorf, teils auch Albert von Jahenstorf, (* um oder vor 1165 in Jahrstorf?; † nach 1209 in Passau?) war ein Minnesänger. Sein Bruder Eberhard war Domherr in Passau.

Leben und Wirken

Das Problem der Identifizierung des Dichters besteht darin, dass der Vorname Albrecht in der Familie der Johansdorfer über mehrere Generationen hin gebraucht wurde. Sein Vorname schwankt zwischen „Albertus“ und „Albreht“, als Herkunftsort finden sich „Jahenstorff“, „Janestorf“, „Johanstorf“, „Johannesdorf“ und andere. Es wird vermutet, dass es sich dabei um das 1297 erstmals erwähnte „Jahenstorff“ an der Vils handelt, das heute als Jahrstorf zum Markt Eichendorf und zur Pfarrei Dornach gehört.

Insgesamt lassen sich vier Träger des Namens Albrecht von Johannsdorf bei dieser Ministerialenfamilie aus dem Vilstal nachweisen, doch in den vorhandenen Urkunden ist mehrmals unklar, welcher gemeint ist. Eindeutig zuzuorden ist der Dichter als Ministeriale des Bistums Passau unter den Bischöfen Wolfger von Erla (1200/1201, 1204) und Manegold Graf von Berg (1206).

Ansonsten gibt es kaum gesicherte Erkenntnisse über Albrechts Leben. Sein Bischof Wolfger von Erla, Förderer des Nibelungenliedes mit Kontakten zu Walther von der Vogelweide, ist als Freund von Kunst und Kultur bekannt. Herbert Wurster vermutete Albrecht von Johannsdorf sogar als Autor der Fassung C des Nibelungenliedes. Jedenfalls traf der Johannsdorfer am Passauer Bischofshof auf ein hochbedeutendes und avanciertes literarisches Umfeld.

Werke

Unter dem Eindruck des dritten Kreuzzugs von 1189 bis 1192 entstand eine große Kreuzzugslyrik. Albrechts Lieder sind überliefert in den Lyrik-Sammelhandschriften A (Ende 13. Jahrhundert, 5 Strophen Albrechts), B (Ende 13./Anfang 14. Jahrhundert, 18 Strophen) und C (Anfang 14. Jahrhundert, 39 Strophen). Die Handschriften B und C enthalten auch eine Miniatur Albrechts.

Albrecht hat nach musikalisch-metrischen Gesichtspunkten 13 Lieder geschaffen. Er deckt ein sehr weites Spektrum an Formen, Stillagen und Subgattungen ab und hat dabei eine Vielzahl literarischer Einflüsse aufgegriffen. Inhaltlich überwiegt eine entproblematisierte Form der Minne. Zusammen mit einer Reihe von ironischen Übertreibungen und Missverständnissen zwischen den Partnern gewinnt das Lied den Charakter einer spielerischen Galanterie. Mit seiner Kreuzzugslyrik nimmt Albrecht eine Sonderstellung ein, da er mit ungewöhnlicher Unbefangenheit den Dienst für Gott (Kreuzzug) und den für die Dame (Minne) vereint: Die Dame bekundet ihre Trauer angesichts der bevorstehenden Trennung und beweist damit ihre Treue, wofür sie vom Mann gerühmt wird. Trotz der bevorstehenden Trennung bleiben die Partner in innigstem Einklang und Einvernehmen.

Ob Albrecht, wie daraus geschlossen werden könnte, auch selbst am Kreuzzug teilgenommen hat, ist nicht erwiesen, aber auch nicht auszuschließen.

Literatur