Alte Bischöfliche Residenz

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Dieser Artikel behandelt die Alte Bischöfliche Residenz. Für den Gesamtkomplex der Residenz klicken Sie bitte hier!
Die Alte Residenz vor dem Dom.
Der Eingang der Alten Residenz.

Die Alte Bischöfliche Residenz (umgangssprachlich meist nur Alte Residenz) war von Ende des 11. bis Anfang des 18. Jahrhunderts Regierungssitz der Passauer Bischöfe. Sie befindet in der Altstadt von Passau, gegenüber dem Dom in der Zengergasse und beherbergt heute unter anderem das Landgericht Passau sowie Teile des Amtsgerichts.

Architektur

Gesamtkomplex

Die Alte Residenz wurde urkundlich erstmals 1173 als Bischofshof erwähnt. Der heutige Baubestand stammt aus dem 14. bis 17. Jahrhundert, da Stadtbrände immer wieder Teile der Residenz vernichteten. Der älteste bis heute erhaltene Teil ist das romanische Türgewände von 1180.

Der große Gebäudekomplex besitzt zwei Innenhöfe.

In den Sälen des Obergeschosses befinden sich Stuckdecken der Carlone-Schule von 1685 und von Giovanni Battista d’Allio von 1720. Im Osten liegt die in der Säkularisation 1803 profanierte Hofkapelle von 1493 mit einem Portal von Balthasar Vecchio aus dem Jahre 1693. Der Kapellenraum dient heute als Sitzungssaal des Landgerichtes. Im zweiten Obergeschoss befinden sich fünf repräsentative Zimmer aus dem 18. Jahrhundert sowie die Obere Hofkapelle, das indianische Spalierzimmer und der Audienzsaal.

Über den sogannten Saalbau ist das Gebäude mit der Neuen Residenz verbunden.

Eingang

Man betritt den Raum durch das Portal Balthasar Vechios von 1692 und befindet sich in der ehemaligen Hofkapelle, die ursprünglich romanisch, dann gotisch, dann barock war und nach der Säkularisation mittels Einziehen von zwei Zwischendecken in ein Aktendepot verwandelt wurde. Die Maße der Hofkapelle betrugen l 19,40 b 10,70 h 17m

Schwurgerichtssaal

Der heutige Schwurgerichtssaal ist der obere Teil der Marienkapelle, die in ihrer gotischen Form von Bischof Christoph von Schachner erbaut wurde. Sebastian von Pötting lässt die Kapelle neu ausstatten. Giovanni Battista Carlone schuf den Stuck und Giovanni Antonio Bussi das Deckengemälde, das die Himmelfahrt Mariens darstellt. Die weiteren zahlreichen Malereien – auch die Apsis war voll bemalt – zeigten Szenen aus dem Marienleben. Auch diese waren von Bussi. Die Kapelle hatte neben dem Marienaltar noch zwei, den Nebenpatronen Sebastian und Andreas gewidmete Altäre.

Nach der Säkularisation wurden die Fresken zugemalt, der Stuck abgeschlagen und die Zwischendecken eingezogen. 1939 wurde das Hauptfresko wieder freigelegt. In den 1960ern wurde die obere Zwischendecke wieder entfernt.

Tafelzimmer

Der Raum ist mit Eichenholz vertäfelt. Die Supraporten sind mit aufgesetztem Schnitzwerk versehen. Die großen Ölgemälde zeigen exotische Landschaften mit Gruppen von Indianern und Schwarzen und stellen den Handel zwischen Orient und Okzident dar. Sie wurden um 1770 unter Leopold Ernst von Firmian geschaffen. Das Stuck stammt von ca. 1730, ist also älter als die Gemälde. Der Ofen stammt von 1770. Bemerkenswert ist die Harmonie zwischen den Farben der Gemälde, des Ofens und des Stuckmarmors.

Der Raum wurde im 19. Jahrhundert in drei Räume zerteilt. Erst Anfang des 20. Jahrhunderts wurde diese Baumaßnahme wieder rückgängig gemacht.

Audienzsaal

Prachtvoll und elegant wie die Räume der neuen Residenz, zeigt sich der aufwendig mit flach gehaltenem Stuck versehene Audienzsaal, der während der Regierungszeit von Johann Philipp von Lamberg neu ausgestattet wurde. Dargestellt werden die vier Künste, die Musik, die Bildhauerei. Der Stuck stammt wahrscheinlich von den Brüdern Giovanni Battista und Sebastiano d’Allio.

Einst befanden sich zwischen den Fenstern Spiegel, darunter Konsoltische. Es gab schwarze Marmortische, ein Sofa und 12 Lehnstühle, die mit gelbem Damast bezogen waren.

Gartentafelzimmer

Das Gartentafelzimmer, auch Napoleonzimmer genannt, hatte ursprünglich noch zwei Fenster nach der Nordseite in tiefen Nischen, sowie einen Zugang zur Wendeltreppe und somit zum Garten. Einst war es das Studierzimmer der Fürstbischöfe. Den schweren prachtvollen Stuck schuf Giovanni Battista Carlone. Er weist seine Signatur, die Maiskolben, diverse Male auf. Die Bilder sind keine Fresken, sondern Seccomalerei. Der Maler ist unbekannt. Dargestellt sind die vier Elemente.

Kredenzzimmer

1376 wird die einstige private Hauskapelle erstmals erwähnt. Sie war mit unzähligen Christus- und Marienbildern und einer Fülle von anderen Kostbarkeiten ausgestattet. 1678 ist sie rotvergoldetem Leder ausgekleidet. Der Stephanusaltar befand sich zwischen den Fenstern. 1750 wurde die Kapelle zum letzten Mal neu gestaltet mit Stuck aus grauem Stuckmarmor. 1780 wurde die Kapelle in die Neue Residenz verlegt und der Raum als Kredenzzimmer (Anrichte) genutzt.

Präsidentenzimmer

Die erste Einrichtung der Audienzsäle veranlasste Wenzeslaus von Thun. Joseph Dominikus von Lamberg ließ 1788 die Säle einrichten, wie sie sich heute zeigen. Im ersten Vorzimmer befanden sich vier Großgemälde von Johann Michael Rottmayr von 1688 und heute noch das Portrait des Fürstbischof Leopold Wilhelm. In beiden Vorzimmern kann man einen schönen Stuck bestaunen, der sich zum Höhepunkt, dem großartigen Präsidentenzimmer hin steigert.

Neben einem offenen Kamin gibt es einen Fayenceofen, der wahrscheinlich von Donato d’Allio entworfen wurde. Der Parkettboden wurde nach altem Vorbild in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts aus Kirschbaum-, Nussbaum- und Birnbaumholz erneuert. Über den Nussbaumvertäfelungen mit Intarsien hängen Gobelins. Einige davon sind signiert von Jean Chazeaux aus Erlangen, dem Sohn eines eingewanderten Hugenotten aus Aubusson. Die neun Gobelins sind speziell für diesen Raum angefertigt worden und bestehen aus einer Mischung aus Wolle und Seide.

An der Nord- und Ostwand hängen Teppiche, die die vier Elemente nach Entwürfen von Carles Le Brun zeigen. Die Elemente werden durch Götter verkörpert: Poseidon (Wasser), Ceres und Cybele (Erde), Vulkan (Feuer), Juno (Luft). An der Südwand befinden sich Teppiche mit Darstellungen der Vesta, der Göttin des Herdfeuers, des Äolus, des Gottes der Winde und des Atlas mit seiner Last. Ursprünglich standen hier prachtvolle Möbel, ein mit goldenen Borten besetzter Baldachin, Spiegel, ein Portrait des Papstes Pius VI., mit Silber eingelegte Tische, Damastschirme und viele Kostbarkeiten mehr.

Geschichte

Überblick

Urkundlich sind die Fürstbischöfe erstmals 1188 als Besitzer der Bischofspfalz erwähnt („palatium pataviense“).

Um das Jahr 1350 erfolgten einige Zubauten und die Befestigung des Gebäudes durch Fürstbischöf Gottfried von Weißeneck. 1429 bis 1450 wurde die Residenz durch Einbeziehung des Innbrücktores und Teile des Zengerhofes weiter vergrößert. 1491 bis 1493 erfolgte der Neubau der Hofkapelle Mariae Himmelfahrt, die erstmals 1173 erwähnt worden ist. 1560 wurde mit dem Bau des südlichen Treppenturmes begonnen.

Eine großzügige Erweiterung inklusive eines tiefgreifenden Umbaus der Residenz nahmen die Baumeister Leonhard Uttner und Christophero Canevale in den Jahren 1562 bis 1573 auf Geheiß von Fürstbischof Urban von Trennbach vor. Dieser erwarb 1580 endgültig auch den Zengerhof, da beide Gebäude direkt aneinander grenzten und er der Erweiterung dienen sollte. 1610 wurde er dann schließlich zur Gänze in die Residenz einbezogen.

Nach dem Stadtbrand von 1662, bei dem auch die Residenz schwer in Mitleidenschaft gezogen worden war, erfolgte eine Wiederherstellung der Gebäudetrakte von 1666 bis 1670 durch Hofbaumeister Peter Paneckh unter Fürstbischöf Wenzeslaus von Thun. Eine zweite Restaurierung nach dem abermaligen Stadtbrand von 1680) wurde von 1680 bis 1683 durch Dombaumeister Carlo Lurago unter Fürstbischof Sebastian von Pötting durchgeführt. Hierbei wurde der Gebäudekomplex zum Teil barock ausgeschmückt.

1683 nahm Kaiser Leopold I. in der Residenz Prinz Eugen von Savoyen in seine Dienste, woran bis heute eine Gedenktafel erinnert.

Von 1689 bis 1693 wurde die Hofkapelle unter Fürstbischöf Johann Philipp Graf von Lamberg neu ausgestattet, 1726 bis 1730 ließ Joseph Dominikus Graf von Lamberg die Fürstenzimmer ebenfalls neu austatten.

Nachdem der Fürstbischof 1750 in die Neue Residenz umgezogen war, wurde die Alte Residenz als Amtssitz für hochstiftliche Behörden genutzt. Mit der Säkularisation des Fürstbistums Passau im Jahre 1803 und der damit einhergehenden Auflösung der Hofhaltung verlor die Residenz auch diesen Zweck. 1808 wurde sie Sitz des Königlichen Landgerichts (mit Verwaltungs und Richterfunktion) und 1939 auch Sitz des Königlichen Appelationsgerichts.

Seit 1879 ist die Alte Residenz Sitz des Landgerichts Passau.

Persönlichkeiten

In der Geschichte der Alten Residenz empfingen die Passauer Bischöfe hier viele Gäste von hohem Rang. So zum Beispiel:

  • Kaiser Heinrich III. und Papst Leo IX (1052)
  • Kaiser Heinrich IV. (1058, 1063)
  • Kaiser Friedrich I. Barbarossa (1165, 1172)
  • Kaiser Friedrich II. (1217)
  • Kaiser Rudolf I. (1276)
  • Kaiser Friedrich III. und Enea Silvio de' Piccolomini (später Papst Pius II.) (1444)
  • Kaiser Karl V. (1532)
  • König Ferdinand I. (später Kaiser) (1552)
  • Kaiser Ferdinand II. (1607 noch als Erzherzog, 1630)
  • Kaiser Leopold I. (1676, Hochzeit mit Eleonora von Pfalz-Neuburg in der Hofkapelle)
  • Kaiser Leopold I. (1683 mit der gesamten Reichsregierung auf der Flucht vor den Türken)
  • Prinz Eugen von Savoyen (1683 hier in die kaiserlichen Dienste aufgenommen)
  • Kaiser Franz I. Stephan mit Maria Theresia (1745)

Galerie

Literatur

  • Gisa Schäffer-Huber: Skript einer Führung durch die Alte Residenz Passau. (14. September 1997)

Weblinks