Bahnhof Plattling

Aus RegioWiki Niederbayern
Wechseln zu: Navigation, Suche
Der Bahnhof Plattling

Der Bahnhof Plattling ist ein zentraler Eisenbahnknoten in der Stadt Plattling und im Landkreis Deggendorf.

Betrieb

Der Kreuzungsbahnhof ist der überregionale Bahnhof der Landkreise Regen und Deggendorf. Er ist barrierefrei ausgebaut und besitzt sieben Bahnsteiggleise. Er liegt an der Bahnstrecke Landshut-Bayerisch Eisenstein (KBS 905/KBS 931) sowie an der Bahnstrecke Passau-Regensburg (KBS 880/KBS 931).

Vom hier aus verkehren Bahnen in alle vier Himmelsrichtungen. Zwischen München und Passau verkehrt über Plattling der Donau-Isar-Express, zwischen dem Ruhrgebiet und Wien über Plattling sogar der ICE.

Zuggattung Strecke Taktfrequenz
ICE 91 (Dortmund – Köln – Koblenz –) Frankfurt am Main Hbf - Würzburg Hbf – Nürnberg Hbf – Regensburg Hbf – PlattlingPassau Hbf – Wien Westbf 2-Stundentakt
IC31 (Fehmarn-Burg/Kiel –) Hamburg Hbf – Bremen Hbf – Dortmund Hbf – Köln Hbf – Koblenz Hbf – Frankfurt Hbf – Nürnberg Hbf – Regensburg Hbf – Straubing − Plattling – Passau Hbf Einzelne Züge
RE München Hbf – Freising – Hauptbahnhof LandshutPlattling – Passau (Donau-Isar-Express) Stundentakt
ag Neumarkt (Oberpfalz) – Parsberg – Regensburg – StraubingPlattling Stundentakt
RB PlattlingDeggendorf HbfZwieselBayerisch Eisenstein (– Spicak) Stundentakt

Geschichte

Rasante Entwicklung

Als erster Bahnhof in Plattling fungierte von 1860 bis 1875 der sogenannte „Alte Bahnhof“. Doch im Laufe des ausgehenden 19. Jahrhunderts entwickelte sich die Eisenbahn rasant. Hochbetrieb herrschte auf den bestehenden Hauptstrecken. Sie wurden zweigleisig ausgebaut. Ab dem Jahr 1890 setzte in Bayern das „Lokalbahnfieber“ ein. Die Zeit des Lokalbahnbaus entspricht ungefähr einer fortwährenden Ausbauphase der Plattlinger Bahnanlagen. Das Verkehrskreuz lag zentral. Ebenes Gelände war nördlich des Bahnhofsareals ausreichend vorhanden. Abermals richteten die Bahnbauer eine Großbaustelle ein. Im Jahr 1880 genügten noch acht zuglange Gleise. 20 Jahre später benötigte der Betrieb das Dreifache! Im Endausbau fuhren die Zug- und Rangiereinheiten auf nunmehr 23 zuglangen Gleisen. Plattling erhielt Bahnanlagen in einem Umfang, der einer Großstadt angemessen war. Die Staatsbahn stufte Plattling als Bahnhof der Klasse I ein. Zu dieser Kategorie durften sich insgesamt 90 Bahnhöfe innerhalb des bayerischen und pfälzischen Eisenbahnnetzes zählen.

Die umfangreichen Gleisanlagen erforderten eine sichere Steuerung des Zugbetriebs. Ab 1904 regelten die Bahnbediensteten mittels mechanischer Einrichtungen den Verkehr. In Plattling wurden das Befehlsstellwerk des Fahrdienstleiters im Empfangsgebäude, das Wärterstellwerk I an der Ostausfahrt und das Wärterstellwerk II an der Westausfahrt installiert.

Der großzügig ausgebauten Betriebswerkstätte hat Plattling wesentlich den Ruf als Eisenbahnerstadt zu verdanken.

Völlig neu entstand die Betriebswerkstätte. Die bayerische Staatsbahn errichtete großzügige Lokschuppenanlagen. Ein Rundschuppen bot Platz für 28 Lokstände. Eine weitere Rundhalle westlich des Verwaltungsgebäudes umfasste zehn Lokstände. Das Bahnbetriebswerk (Bw), zur Länderbahnzeit als Betriebswerkstätte bezeichnet, begründete wesentlich den Ruf der Eisenbahnerstadt Plattling. Dem Bw kam eine sehr wichtige Funktion zu: es stellte den Lokomotiveinsatz sicher. Entsprechend wartete das Bw die Loks und führte kleinere Reparaturen aus. Zudem wurde der Personaleinsatz der Lokführer und Heizer disponiert. Die meisten Plattlinger Eisenbahner versahen ihren Dienst im Bw. Im Jahr 1909, noch in der Eisenbahn-Ausbauphase, beschäftigte die Betriebswerkstätte insgesamt 357 Arbeitnehmer. Etwa 450 Bahnbedienstete standen in der Folgezeit unter Lohn und Brot. Eine eigene Lehrwerkstätte bildete den Nachwuchs aus.

Zur NS-Zeit

Datei:Pnp-03-09-2010-AlterBahnhof1.jpg
Das Empfangsgebäude erhielt am 16. April 1945 mehrere Bombentreffer. (Foto: Kunstmann)
Das Lagerhaus blieb stehen, der Bahnhof war ein Trümmerfeld. Waggons ragten in die Luft. (Foto: Kunstmann)

Die Eisenbahn trug in der Kriegszeit die Hauptlast im Landverkehr. Unter der ständigen Gefahr von Luftangriffen musste sie gewaltige Leistungen erbringen. Als behördliche Einrichtung blieb die Eisenbahn in Plattling vom NS-Einfluss nicht verschont. Zu den entsprechenden Anlässen wehten am Bahnhofsgebäude die Hakenkreuzfahnen. Manche Lok im Bw diente als Träger von NS-Parolen. Buchstäblich verdunkelt haben sich die Zeiten ab dem Jahr 1939. Der zweite Weltkrieg sorgte für Hochbetrieb. Die Truppentransporte verlangten von der Bahn ungeheuere Transportleistungen. Hinzu kam, dass viele junge Eisenbahner ins Feld mussten. Oft verrichteten Frauen Eisenbahnerdienste.

Der Luftschutz verbot jede überflüssige Beleuchtung. Von Luftangriffen blieb Plattling dennoch nicht verschont. Tatsächlich war der Plattlinger Bahnhof war jener Ort im Landkreis Deggendorf, der die Kriegseinwirkungen am stärksten zu spüren bekam. Am 21. Dezember 1944 erkundete die amerikanische Luftaufklärung ihre Ziele. Schon fünf Tage später begannen die Alliierten mit der Zielbekämpfung. Am zweiten Weihnachtsfeiertag 1944 flogen alliierte Flieger auf die Stadt und auf die Bahnanlagen einen Angriff, der neun Todesopfer forderte. Ein Fliegerangriff am 22. Februar 1945 war dagegen erfolglos: Etwa 60 Bomben fielen westlich des Bahnhofs ins freie Feld. Ein Bombardement durch die 15. US-Luftflotte am 24. März 1945 tötete fünf Eisenbahner, darunter den Betriebsingenieur des Reichsbahn-Betriebsamts, und verursachte erhebliche Schäden im östlichen Bahnhofsteil. Erstmals kam es zu nennenswerten Störungen.

Bombardement vom April 1945

Am Nachmittag des 16. April 1945 wurden die Bahnanlagen von einem schweren Bombardement heimgesucht. 77 Bomberflugzeuge überflogen mit vollem Begleitschutz die Stadt in Richtung Deggendorf. Anschließend kehrten sie zurück und flogen zwischen 15.50 Uhr bis 15.57 Uhr nach der militärischen Bravo-Zeit einen Massenangriff in fünf Wellen. An den Bahnsteigen standen gerade drei Personenzüge, ein Urlauberzug und ein Lazarettzug. Auch die Gütergleise waren dicht besetzt. Zu allem Unglück rollte gerade auch ein überfüllter Zug mit Heimatvertriebenen ein. Die Bomber der 8. US-Luftflotte warfen 1.050 mal 500 amerikanische Pfund Sprengbomben ab. Dabei erzielten die Bombenschützen mehr als 650 Treffer. Als sich nach dem Angriff Staub und Rauch verzogen hatten, bot der Bahnhof ein Bild der Verwüstung. Sämtliche Gleisanlagen, das Bahnbetriebswerk mit den zwei Ringlokschuppen, das Empfangsgebäude, der Fußgängersteg, die Bahnmeisterei sowie zwei Dienstwohngebäude lagen in Trümmern. Das Bombardement vom 16. April 1945 störte den Betrieb nachhaltig. Es war nach dem 25. Dezember 1944 und dem 24. März 1945 der schwerste von insgesamt drei Bombenangriffen auf die Stadt im Zweiten Weltkrieg. Über 450 Menschen starben, es gab mehr als 2.000 Verletzte. Insgesamt 37 zerstörte oder beschädigte Loks zählte die Luftaufklärung bei den Lokschuppen. Nach der Luftbeobachtung lagen über den ganzen Bahnhof mehr als 600 zerstörte oder beschädigte Waggons verteilt. Erst am 25. April 1945 notierten die Amerikaner beginnende Aufräumarbeiten.

Die Sprengung der Isarbrücke durch deutsche Truppen in der Nacht zum 1. Mai 1945 versetzte der Eisenbahn in Plattling den endgültigen Todesstoß. Weitaus tragischer noch aber war der Verlust an Menschenleben. Annährungsweise lassen sich hierzu die Eintragungen des Standesamtes Plattling heranziehen. Danach sind in Folge des Luftangriffs insgesamt 268 Sterbefälle verzeichnet worden. Besonders der Sammelschutzraum unter dem Wartesaal war zum Grab für viele Menschen geworden, die dort gerade Zuflucht gesucht hatten.

Wiederaufbau

Die Bombardierung durch US-Bomber am 16. April 1945 bedeutete den Tiefpunkt in der wechselvollen Geschichte des Plattlinger Bahnhofs. Der Bahnverkehr war völlig zum Erliegen gekommen. Die Bergungsarbeiten begannen sofort, der Wiederaufbau lief Schritt für Schritt an. Dabei mussten – wie schon nach dem Fliegerangriff vom 24. März – auch Häftlinge aus dem KZ-Außenlager Plattling mithelfen.

Umfassende Aufräumarbeiten setzten allerdings erst nach dem Einmarsch der Amerikaner am 1. Mai 1945 ein. Etwa 500 Eisenbahner leisteten in den nächsten Wochen Gewaltiges. Bereits am 15. Mai konnten auf drei Gleisen wieder Züge fahren. Dank der Mithilfe von US-Pionieren war am 26. Mai die Passage über die Isarbrücke auf einem Gleis möglich. Ende Mai arbeiteten sogar 700 Eisenbahner am Wiederaufbau. Provisorisch verkehrten ab 11. Juli wieder Züge nach Obertraubling. Die Aufnahme des Zugbetriebs nach Passau erfolgte am 27. Juli. Bis zum Oktober 1945 hatte der Bahnhof Plattling wieder 25 Prozent seiner vorherigen Leistungsfähigkeit erreicht. Die Reisenden konnten im Jahr 1951 über die wiederhergestellte Unterführung zum Bahnsteig gelangen. Von den beiden Ringlokschuppen im Bw wurde nur der westliche wiederaufgebaut. Der Wiederaufbau fiel in die Gründerzeit der Bundesrepublik Deutschland. Allmählich setzten die Wirtschaftswunderjahre ein. Der Beginn der neuen Epoche fällt mit einem Eigentümerwechsel zusammen: Die Deutsche Bundesbahn löste am 7. September 1949 in Westdeutschland die Deutsche Reichsbahn ab. Ein Höchststand ist für den Herbst 1949 bekannt: Das Bw beschäftigte damals 567 Eisenbahner.

Auch ein neues Bahnhofsgebäude entstand im sachlich nüchternen Stil der Nachkriegsjahre. Einen würdigen Abschluss des Wiederaufbaus markierte die feierliche Einweihung am 6. April 1954. Der Regensburger Weihbischof Josef Hiltl, selbst Sohn eines Lokführers, erteilte hierzu den kirchlichen Segen.

Modernisierung

Mit dem Wiederaufbau gingen auch Neugestaltungen und Modernisierungen einher. Um das repräsentative Gesicht des Bahnhofsplatzes gab es auch damals ein längeres Ringen. Der Bahnhofsvorplatz erfuhr erst in den Jahren 1957 bis 1959 eine Neugestaltung. Ende der 1950er Jahre führte die Bundesbahn eine Modernisierungsmaßnahme durch, die das Bild der Eisenbahn grundlegend veränderte: Der Freistaat Bayern förderte die Streckenelektrifizierungen.

Die offizielle Eröffnung des elektrischen Zugbetriebs zwischen Passau und Obertraubling fand am 26. Mai 1959 statt. Die Elektrifizierung bescherte Plattling eine zusätzliche Bahndienststelle. An der Werkstraße, neben dem Unterwerk, entstand ein stattlicher Neubau für eine Fahrleitungsmeisterei. Am 1. August 1959 wurde Plattling Sitz einer weiteren Bahndienststelle. Die Deutsche Bundesbahn installierte eine Signalmeisterei. Erst nach der Elektrifizierung wurde der „Eiserne Steg“ neu gebaut. Erst über 15 Jahre nach Kriegsende, fand der Wiederaufbau im Publikums- bzw. Fahrgastbereich seinen Abschluss. Mit dem Aufgang zum Steg erhielt der Bahnhofsvorplatz sein Aussehen, das in den kommenden 45 Jahren unverändert blieb. Die Eisenbahn gab auch im Bw ein moderneres, sauberes Bild ab.

Eine weitere Modernisierung betraf den sozialen Bereich. Ab dem 28. Dezember 1962 stand für die Plattlinger Eisenbahner ein Kantinenneubau auf der Nordseite des Eisernen Stegs bereit. Vorher war die Kantine behelfsmäßig in einer Holzbaracke untergebracht. Der Bahnhof Plattling war ein Hauptumschlagplatz für das „weiße Gold“ des Gäubodens, die Zuckerüben. Nicht von ungefähr wählte die Südzucker AG den Bahnknoten Plattling als Standort für die im September 1961 eröffnete Zuckerfabrik.

Jubiläum: 150 Jahre Bahnhof

Datei:Pnp-01-09-2010-Alter Bahnhof1.jpg
Eine historische Postkarte diente als Vorlage für die Werbekarte zum 150. Bestehen des Bahnhofs.

Beim Bahnhofsfest am 20. September 2010 zum Jubiläum wird die Historie des Bahnhofs großen Raum einnehmen. Das ist schon aus der Werbekarte ersichtlich, die nach einer historischen Postkarte gestaltet ist: Der „Gruss aus Plattling“, zeigt eine alte Ansicht der Stadt, das einst prächtige, dreistöckige Empfangsgebäude, das im Krieg zerstört wurde und dazu den modernen, neu gestalten Bahnhofsvorplatz.

Das große Fest wurde von Bürgermeister Erich Schmid eröffnet. Danach kam ein Dampf-Sonderzug mit Post- und Speisewagen aus Passau in Plattling an. Musikalisch wurden die Gäste durch die Jugendblaskapelle und den BSW-Männerchor begrüßt. Die Festansprache halten der Bürgermeister sowie der Bahnhofsmanager Bernhard Kellner.

Den ganzen Tag über waren in einer Ausstellung alte Bilder vom Plattlinger Bahnhof aus der Sammlung von Hans Schmalhofer zu sehen. Der Historische Eisenbahnverein bot Feldbahn-Pendelfahrten zum Vereinsgelände, wo er unter anderem die Modelleisenbahn präsentierte, die das Gebiet von Plattling nach Gotteszell nach Plänen aus dem Jahr 1947 nachempfang. Der Modell-Eisenbahn-Verein Deggendorf zeigte seine zwölfteilige Modul-Anlage in Baugröße H0.

Literatur

Weblinks