Kastanienbestand an der Innpromenade
Der Kastanienbestand an der Innpromenade ist ein Naturdenkmal an der Innpromenade in der kreisfreien Stadt Passau.
Inhaltsverzeichnis
Lage
Der Kastanienbestand am linken Innufer reicht von den Kastanien am Innbrückbogen über die Kastanienallee zwischen der Marienbrücke und der Kaiserin-Elisabeth-Brücke bis zur Baumreihe am Promenadenweg.
Geschichte
Fürstbischof Joseph Franz Anton Graf von Auersperg ließ in den Jahren von 1781 bis 1795 einen Teil der mittelalterlichen Stadtmauern abbrechen und beauftragte seinen Hofarchitekten Johann Georg Hagenauer, das dahinter liegende Gelände in eine Promenade mit einer Rosskastanienallee umzuwandeln. Als Vorbild könnte die Allee des Fürsten von Thurn und Taxis rund um die Stadtbefestigung in Regensburg aus dem Jahr 1779 gedient haben. Ebenfalls 1779 erschien das Werk Theorie der Gartenkunst des Philosophen Christian Kay Laurenz Hirschfeld, in dem entschieden die Anlage von „Volksgärten“ für die Stadtbewohner gefordert wurde.
Carl Seyffert berichtete über die Gestaltung des „Neuweegs“ in Passau: „Itzt heißt er die Promenade, welche zu verschönern, Ihre hochfürstliche Gnaden zu beeden Seiten grüne Bäume in Gestalt einer Allee haben pflanzen und dieselbe mit vielen Bäncken versehen lassen.“
Nach der Säkularisation von 1803 wurden weitere Alleebäume entlang des alten Stadtgrabens gepflanzt. Auf dem Passauer „Urkataster“ von 1827 ist die Kastanienallee bereits als markanter öffentlicher Raum zu erkennen. Widerstand aus den Reihen der Passauer Bürger führte jedoch dazu, dass die Anlage erst fast hundert Jahre später durch den Verschönerungsverein der Stadt Passau vollendet werden konnten. Dabei wurden viele exotische Baum- und Straucharten gepflanzt, besonders aus Asien. Einige Bäume dürften noch aus dieser Zeit stammen.
Im Laufe des 20. Jahrhunderts kam es zu zahlreichen Nachpflanzungen. Im Jahr 1980 wies die Stadt Passau das Ensemble als Naturdenkmal aus. 1998 wurde der Baumbestand an der Innpromenade durch die Stadtgärtnerei Passau neugestaltet. Man orientierte sich dabei an Albert Gamperts Dendrologischem Wegweiser durch die Stadt Passau. Dadurch sind viele der von Gampert erwähnten Baumarten erhalten geblieben, allerdings in sehr viel jüngeren Exemplaren.
Die schattige Promenade besteht vor allem aus Rosskastanien, und zwar sowohl aus der bekannten weißblühenden Gewöhnlichen Rosskastanie, wie auch aus der rotblühenden. Dazwischen sind einzelne Bäume der in Mitteleuropa sehr seltenen Morgenländischen Platane eingestreut. Dazu kommen einige später gepflanzte Baumarten wie Ahorn, Esche, Buche und Götterbaum. Ein Blauglockenbaum, welcher 1911 von Gampert erwähnt wird, wurde 1998 in der Nähe des Fünferlsteges neu gepflanzt und wuchs seither zu einem stattlichen Baum heran.
Für die vorgesehene etwa 520 Meter lange Hochwasser-Schutzwand an der Innpromenade müssen je nach Variante zwischen 40 und 70 Bäume gefällt werden.
Literatur
- Manuel Köppl: Seltene Einblicke in "grüne Denkmäler". In: Passauer Neue Presse vom 8. September 2006
- Johann August Graf von Preysing-Lichtenegg-Moos: Sterbendes Rokoko. In: Unbekanntes Bayern; Burgen – Schlosser – Residenzen, Süddeutscher Verlag, München 1960, Fotomechasnischer Nachdruck 1975/1976, ISBN 3 7991 5839 1
- Werner Kraus: Ein Vergehen an den Flaneuren. In: Heimatglocken Nummer 81 vom 6. April 2017
- Hermann Scheuer & Thomas Fickert: Gampert reloaded — Dendrologisch bemerkenswerte Bäume und Baumensembles in der Stadt Passau. In: Der Bayerische Wald, 29. Jahrgang (Neue Folge) Heft 1+2 / Dezember 2016 (S. 6-24)