Österreichischer Erbfolgekrieg

Aus RegioWiki Niederbayern
Wechseln zu: Navigation, Suche
Plünderung eines Dorfes durch Husaren und Panduren. Stich des Kupferstechers Rugendas, 18. Jahrhundert

Der Österreichische Erbfolgekrieg war ein Krieg von 1740 bis 1748, der von 1741 bis 1745 auch Niederbayern erfasste.

Vorgeschichte

Zum Ausbruch des Krieges führte der Tod des Kaisers Karl VI., eines Habsburgers, am 20. Oktober 1740. Bereits 1713 hatte er die Pragmatische Sanktion erlassen, eine Erbfolgeregelung, die für die habsburgischen Erbländer beim Fehlen männlicher Nachkommen auch die weibliche Erbfolge zuließ. Als er tatsächlich ohne Sohn starb, sollte demzufolge sein einziges Kind Maria Theresia Nachfolgerin werden. Das galt nur für die Nachfolge im Habsburgerreich, nicht für die Nachfolge als Kaiser, denn für sie galt nur die männliche Erbfolge.

Der bayerische Kurfürst Karl Albrecht konnte sich damit nicht abfinden, war er doch mit der Habsburgerin Amalia Maria Josepha Anna, der Tochter von Karls Bruder und Vorgänger Joseph I. verheiratet. Allerdings hatte sie vor der Eheschließung einen vollständigen Erbverzicht auf Österreich unterzeichnen müssen.

Verlauf

Kriegseintritt

Bereits 1714 hatte Bayern mit Frankreich ein geheimes Bündnis für den Fall kommender Erbauseinandersetzungen geschlossen, das Karl Albrecht 1727 erneuerte. Er war sich aber der Zweifelhaftigkeit seiner Ansprüche auf Österreich durchaus bewusst und besprach sich nach Karls Tod mit seinen Ratgebern, ob er überhaupt noch seinen Anspruch aufrechterhalten sollte. Während der junge Preußenkönig Friedrich II. 1740 bis 1741 das bisher österreichische Schlesien eroberte, wurden zwischen München und Wien noch monatelang die Stellungnahmen der jeweiligen Rechtsgelehrten ausgetauscht. Erst als am 18. Mai 1741 der französische Marschall Belle-Isle nach München kam, schloss sich Karl Albrecht der antiösterreichischen Koalition an.

Kriegsjahr 1741

Am 31. Juli 1741 überrumpelte General Minuzzi überraschend Passau und bemächtigte sich der Veste Oberhaus. Bei Schärding vereinigte sich Karl Albrecht mit seinen 22.000 Mann mit dem 20.000 Mann starken französischen Truppen unter Belle-Isle. Dann rückte er über das bayerische Innviertel nach Oberösterreich und Niederösterreich vor. In Linz ließ er sich von den dortigen Ständen huldigen, die österreichische Hauptstadt Wien lag in greifbarer Nähe, und Maria Theresia flüchtete nach Ungarn. Auf den Rat der Franzosen hin wandte sich Karl Albrecht nun jedoch nach Böhmen. Nach der Eroberung Prags am 26. November mit den verbündeten Sachsen ließ er sich dort am 19. Dezember 1741 zum König von Böhmen krönen.

Unterdessen wendete sich jedoch in Österreich das Blatt, zumal Preußen mit Österreich einen Waffenstillstand geschlossen hatte. Auf dem Reichstag zu Pressburg am 11. September 1741 gewann Maria Theresia die Unterstützung der Ungarn, die unter dem Oberbefehl von Feldmarschall Graf Khevenhüller mit über 28.000 Mann die Enns überschritten.

Kriegsjahr 1742

Khevenhüllers Unterführer Graf Bärnklau, eigentlich Pernkloo, ein Niederländer, konnte Ried und bereits am 7. Januar 1742 Schärding besetzen, womit das belagerte Linz von der Versorgung abgeschnitten war. Am 17. Januar 1742 erschien das bayerische Entsatzheer unter Feldmarschall Graf von Törring-Jettenbach vor Schärding, wurde aber nach Braunau zurückgeschlagen.

Linz fiel, und am 23. Januar 1742 nahm Bärnklau ohne Kampfhandlungen Passau und die Veste Oberhaus ein. Am 3. Februar musste sich die Festung Braunau ergeben. Am 5. Februar 1742 nahmen die Österreicher Burghausen nach kurzer Beschießung ein. Karl Albrecht stand dieser Entwicklung machtlos gegenüber. Nachdem er am 24. Januar 1742 in Frankfurt zum Kaiser gewählt und dort am 12. Februar 1742 als Karl VII. auch gekrönt worden war, zogen bereits zwei Tage nach Beginn der Krönungsfeierlichkeiten die Österreicher in München ein.

Damals überfluteten erstmals die Panduren unter Franz Freiherr von der Trenck und andere ungarisch-slawische Hilfstruppen das heutige Niederbayern, um Kontributionen einzutreiben. Trenck brandschatzte Vilshofen und Plattling und überfiel am Lichtmesstag Deggendorf, erbeutete große Mengen von Salz und ließ sich alles teuer wieder abkaufen. Durchmärsche und Einquartierungen waren an der Tagesordnung.

Mitte Mai waren bis auf Ingolstadt, Landsberg und Straubing fast alle Städte Bayerns in den Händen der Österreicher. Straubing konnte unter dem Kommando des Obersten von Wolfswiesen alle Sturmangriffe des österreichischen Generals Wurmbrand abweisen. Besonders tat sich Johann Michael Gschray, Gerichtsdiener von Deggendorf und Führer einer Freiwilligenschar, durch seine Tapferkeit hervor. Unter Gschrays Freischärlern diente damals auch der Student Nikolaus Luckner, der später ein berühmter Heerführer wurde.

Als sich im Juli ein bayerisch-französisches Heer unter Harcourt und Törring einerseits und ein österreichisches Heer unter Khevenhüller im Gäuboden gegenüberstanden, erhielt Trenck den Auftrag, für die Versorgung der österreichischen Truppe zu sorgen. Das hatte zur Folge, dass Trencks Panduren die Orte im Bayerischen Wald rücksichtslos plünderten, seine Burgen zerstörten und die Klöster Niederaltaich, Metten und Osterhofen brandschatzten. Diese Forderungen zur Zahlung von „Brandsteuer“ stiegen ins Unermessliche.

Am 19. August 1742 hoben die Franzosen ihr Lager bei Hengersberg auf, um über die Oberpfalz nach Böhmen zu ziehen. Trenck folgte ihnen, um dem österreichischen Heer den Weg nach Böhmen freizuhalten und eroberte dabei am 9. September 1742 Cham. Im Laufe des Jahres gelang es Feldmarschall Graf von Seckendorf, große Teile Bayerns (nicht aber den Bayerischen Wald) wieder zurückzuerobern und Braunau im Oktober neu zu befestigen. Gschray lieferte den Österreichern am 21. Oktober bei Marktl und am 4. November sowie 6. Dezember bei Braunau erfolgreiche Gefechte.

Am 16. Oktober 1742 gelang es dem Hofkaminkehrermeister Franz Carl Cura, mit 22 Mann die Burg zu Burghausen und anschließend, nachdem er Verstärkung erhalten hatte, auch die Stadt Burghausen einzunehmen.

Kriegsjahr 1743

Friedrich Heinrich Reichsgraf von Seckendorf

Nach der siegreichen Schlacht bei Simbach ‎am 9. Mai 1743 unter Feldmarschall Karl von Lothringen fielen die Österreicher erneut in Bayern ein, besetzten Burghausen erneut, verwüsteten das Land und unterwarfen sich fast ganz Bayern. Die Franzosen zogen sich an den Rhein zurück, und Maria Theresia wurde im Mai zur Königin von Böhmen gekrönt. Am 9. Juni 1743 bemächtigten sich die Österreicher wieder der Hauptstadt München. Nach der für die englisch-österreichische Armee erfolgreichen Schlacht bei Dettingen vom 23. Juni 1743 unterzeichnete Feldmarschall Seckendorf gegenüber Khevenhüller einen Vertrag, der Bayern bis auf Ingolstadt den Österreichern überließ.

Kriegsjahr 1744

Nach diesen österreichischen Erfolgen fürchtete Friedrich II. um das von ihm eroberte Schlesien und fiel im August 1744 erneut in Böhmen ein. Das entlastete Karl Albrecht, der nach der erfolgreichen Schlacht bei Donauwörth vom 2. Oktober schließlich am 23. Oktober 1744 wieder in München einziehen konnte. Die Österreicher, durch mehrere auswärtige Kriegsschauplätze gebunden, mussten sich zurückziehen. Am 20. November 1744 nahm Franz Carl Cura zum zweiten Mal Burg und Stadt Burghausen im Handstreich ein und hielt sie bis zum April 1745. Seckendorf konnte Bayern mit Ausnahme von Braunau, Schärding und Passau größtenteils zurückerobern. Als er bei Vilshofen an der Donau stand, ging er ins Winterquartier, doch im Dezember 1744 fiel General Bärnklau von Passau aus mit 5.000 Mann Kroaten und Ungarn im Bayerischen Wald ein und überwinterte in Rinchnach.

Am 30. Januar 1745 starb der Kaiser. Sein Sohn und Nachfolger in Bayern, Kurfürst Maximilian III., schloss nach der verlorenen Schlacht bei Pfaffenhofen vom 15. April 1745 am 22. April 1745 den Frieden von Füssen mit Maria Theresia. Darin verzichtete er auf alle Erbansprüche gegenüber Österreich, anerkannte die Pragmatische Sanktion und versprach die Unterstützung der Kaiserwahl von Maria Theresias Gemahl Franz Stephan von Lothringen. Dieser wurde tatsächlich am 13. September 1745 gewählt und am 4. Oktober 1745 als Franz I. zum Kaiser gekrönt.

Siehe auch

Literatur

  • Otto Denk, Josef Weiß: Unser Bayerland. München, Allgemeine Verlagsgesellschaft, 1906
  • Sven Bauer: Kloster Rinchnach. Seine Geschichte von der Gründung bis zur Säkularisation, nach Gotthard Oswald: Das Kloster Rinchnach, 1903. Herausgegeben von Ursula Grabmaier, Vertrieb Morsak Verlag Grafenau; Rinchnach 2011, ISBN 978-3-86512-023-6
  • Josef Pfennigmann: Burghausen an der Salzach. In: Unbekanntes Bayern. Burgen - Schlösser - Residenzen. Süddeutscher Verlag, München 1960, fotomechanischer Nachdruck 1976, ISBN 3 7991 5839 1