Kloster Niederaltaich

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Das Kloster Niederaltaich ist ein 741 von Herzog Odilo von Bayern gegründetes, in der Gemeinde Niederalteich liegendes Benediktinerkloster, das dem Heiligen St. Mauritius geweiht ist. Die Abtei gehört der Bayerischen Benediktinerkongregation an und war im Mittelalter eines der bedeutendsten Klöster in Bayern.

Architektur

Im Mittelpunkt der Bauten steht die Kloster- und Pfarrkirche St. Mauritius. Die jetzige Kirche wurde nach mehreren Vorgängerbauten 1306 neu errichtet. Nach einem verheerenden Brand 1671 erhielt sie erst im 18. Jahrhundert ihr heutiges Aussehen. Jakob Pawanger schuf 1718 bis 1722 das Langhaus, Johann Michael Fischer nach Pawangers Entlassung 1724 bis 1726 den Chor. Der Nordturm wurde erst 1730 bis 1735 erbaut. Nach einem Blitzschlag im Jahr 1813 wurden die Turmhauben durch Zeltdächer ersetzt.

Den Innenraum stuckierten die Gebrüder Giovanni Battista d’Allio und Sebastiano Domenico d’Allio unter Mithilfe von Franz Ignaz Holzinger. Den ausgedehnten Freskenzyklus schuf Wolfgang Andreas Heindl aus Wels 1719 bis 1732. Der Hochaltar wurde bereits 1703 gefertigt. Von besonderer Bedeutung ist die reich freskierte und stuckierte, mit Schränken des Klosterbruders Pirmian Tobiaschu 1727 ausgestattete Sakristei.

Die ehemals ausgedehnten Klosterbauten gingen bis auf den Abteiflügel im Norden und den Konventflügel im Osten der Kirche bei der Säkularisation verloren. Westlich der Kirche liegt das ehemalige Klostergerichtsgebäude aus dem späteren 18. Jahrhundert. Alle übrigen Gebäude wurden im Zuge der Wiederbesiedelung des Klosters erst ab 1918 und besonders ab 1953 errichtet.

Geschichte

Gründungszeit

Herzog Odilo (737748) aus dem Geschlecht der Agilolfinger gründete 741 das Kloster „Altach“ an der Donau zwischen Altwässern (Altaha, Altaich), mit Benediktinermönchen aus der Abtei Reichenau (Bodensee). Die Wahl des hl. Mauritius zum Schutzheiligen der Abtei zeigt den hohen Stellenwert. Die Hauptaufgabe bestand in der Rodung und Kultivierung des gewaltigen „Nordwaldes“ (Bayerisch/Böhmisches Waldgebirge). Bei der Standortwahl dürfte wahrscheinlich die Nähe der herzoglichen Pfalz Osterhofen eine Rolle gespielt haben.

Die Anfangszeit war geprägt von der ersten Rodungsperiode nach 741 unter Abt Eberswind (741768), gefolgt von der zweiten Rodungsperiode nach 996 unter dem Abt Gotthard (9961022) und der dritten Rodungsperiode ab 1320, die bis zum Arber und Rachel ging.

Glanzzeit der Äbte

Bereits im Jahr 825 hatte Altach großes Ansehen erlangt, denn Abt Ottgar I. (822825) wurde zum Erzbischof von Mainz berufen. Abt Egilolf folgte dem Ruf als Erzbischof nach Salzburg (935939), desgleichen wurde Thiemo (10901102) in Salzburg Erzbischof.

Unter Abt Gotthard (9961022) begann in Altach die zweite große Blütezeit. Der sächsische König und Kaiser Heinrich II. (10021024) hörte von seinem erfolgreichen Wirken und berief Gotthard im Jahr 1022 zum Bischof in Hildesheim. Gotthard war einer der größten Bischöfe im 11. Jahrhundert. Auf dem Konzil zu Reims wurde er 1131 heilig gesprochen. Der mächtigste Alpenpass der Schweiz ist nach dem hl. Gotthard benannt.

Ein Schüler von Gotthard war Gunther, der im Jahr 1006 als Mönch in Altach eintrat, ab 1008 als Einsiedler am Ranzinger Berg bei Lalling lebte, 1011 eine Zelle beim späteren Rinchnach errichtete und mit dem Gunthersteig einen neuen Weg nach Böhmen anlegte. Das durch ihn gegründete Kloster Rinchnach unterstand dem Abt von Niederaltaich als Propstei bis zu seiner Aufhebung im Jahr 1803.

Zwischen Mittelalter und Neuzeit

Der bayerische Herzog Berthold (938947) aus dem Haus der Luitpoldinger wurde in Altach 947 begraben, neben ihn liegt sein Sohn Heinrich I. (947-955). Abt Egino besiedelte von Altach aus 1102 das Kloster Oberalteich. Ab dieser Zeit verwendete man zur Unterscheidung die Bezeichnung „Altaha inferior“ (Niederalta(i)ch) und „Altaha superior“ (Oberalta(i)ch). Der Babenberger Herzog Leopold IV. starb 1141 in Niederalteich. Er vermachte dem Kloster den 7.000 Hektar großen Leopoldswald, was ihm möglicherweise den Beinamen „der Freigiebige“ einbrachte. Unter dem Stauferkönig Friedrich I. Barbarossa (11521190) unterstellte man 1152 das Kloster Niederaltaich den Domherren von Bamberg.

Die Rauflust des kleinen niederbayerischen Schwertadels, die Grafen von Bogen, machten Niederalteich im 12. Jahrhundert schwer zu schaffen und führte zur Verarmung des Klosters. 1185 fand die Weihe des Neubaus der Kirche durch den Bischof von Freising statt. Als Ausgleich für die, von den Grafen von Bogen zugefügten Schäden, erhielt Niederaltaich 1209 die Herrschaft Arnbruck und Böbrach, doch bereits 1226 plünderte man das Kloster erneut aus, diesmal von den Grafen von Ortenburg. Erst als der Wittelsbacher Herzog Otto II. von Bayern, nach dem Aussterben der Grafen von Bogen im Jahr 1242 auch die Schutzvogtei Niederalteich übernahm, ging es wirtschaftlich aufwärts.

1254 baute Abt Hermann das Brauhaus, Abt Wernhard errichtete die gotische Kirche. Während des Landshuter Erbfolgekriegs von 1504 bis 1505 kam es in Niederalteich zu großen Verwüstungen. Abt Caspar baute 1540 eine befestigte Straße nach Hengersberg und errichtete 1541 die erste Volksschule in Niederalteich. Im Dreißigjährigen Krieg kam es 1634 zu großen Plünderungen und Brandschatzungen. Die Pest erreichte das Kloster 1649. 1671 brannten Kirche und Kloster nieder, auch die alte Bibliothek wurde ein Raub der Flammen.

Unter Abt Joscio Hamberger erfolgte 1718 bis 1726 die Barockisierung der Kirche. Die tausendjährige Feier der Gründung des Klosters fand bereits 1731 statt, um zehn Jahre zu früh, wie wir heute wissen. Der Österreichische Erbfolgekrieg 1741 bis 1745 brachte das Kloster dann fast an den Rand des Untergangs. Mit der Säkularisation kirchlicher Güter in Bayern 1803, begann die Veräußerung der Liegenschaften und die Aufhebung des Klosters. Abt Kilian II. Kubitz und der Rest der Mönche mussten Niederalteich verlassen.

Neubeginn

Im Jahr 1918 konnte das Kloster mit Hilfe eines Vermächtnisses des Niederalteicher Religionsprofessors Franz Xaver Knabenbauer von der Abtei Metten wiederbesiedelt werden. Durch die Versetzung der Kinderfreund-Benediktiner von Tirol nach Niederalteich wuchs der Konvent 1927 auf 80 Mitglieder an. Seit 1930 ist Niederalteich wieder Abtei. In den 1930er Jahren begann die ökumenische Arbeit des Klosters.

Zwar wurde die Abteikirche 1932 noch zur päpstlichen „Basilica minor“ erhoben, doch 1935 musste infolge großer wirtschaftlicher Schwierigkeiten der Konkurs eröffnet werden. Ab Februar 1942 wurden 50 bis 60 geraubte Kinder aus Polen in die Abtei verschleppt, um sie „einzudeutschen“. Der Abtei liegt darüber lediglich eine Aktennotiz über die Beschlagnahmung der Räume und Nutzung als Heimschule vor. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Kloster wieder besiedelt und auch die ostkirchliche Arbeit wieder aufgenommen.

Die Abtei Niederalteich ist im Laufe der weit über tausendjährigen Jahre seit ihrer Gründung von vielen Schicksalsschlägen heimgesucht worden und hat alle Höhen und Tiefen der mitteleurpäischen Epochen erlebt. Viele wertvolle Dinge gingen verloren, doch es blieb ein noch heute mächtiges Gotteshaus erhalten. Über 80 Äbte haben Niederalteich geleitet, von denen über 50 als Äbte in andere Klöster berufen wurden und acht Äbte zu Bischöfen sowie drei Äbte zu Erzbischöfen aufstiegen. Um die Abtei entstand die heutige Gemeinde Niederalteich. Im Gegensatz zum Kloster schreibt sich die Gemeinde mit „alteich“ anstelle von „altaich“.

2010 bekam das Kloster einen neuen Brunnen, den Gunther-Brunnen. Er wurde in der Abtei auf dem Platz zwischen der Basilika und den Klostergebäuden aufgestellt und beschäftigt sich thematisch mit dem heiligen Gunther, mit dem das Kloster Niederalteich in besonderer Weise verbunden ist.

Historische Werke

  • bereits 744 schrieben die Mönche in Altach das baierische Stammesrecht, die Lex Baiuvariorum nieder, hervorgegangen aus dem fränkischen Recht und ergänzt mit alten bajuwarischen Rechtsgebräuchen (unter anderem bestand die Sitte, dass Zeugen vor Gericht am Ohr gezupft wurden).
  • die „Annales Altahenses“ (Altacher Jahrbücher), die größten Geschichtsquellen des bayerisch-böhmischen Gebietes, begannen um 741 und endeten 1073.
  • Abt Hermann verfasste zwischen 1242 und 1273 ebenfalls ein umfassendes Werk über die Geschichte der Abtei und Niederbayern.
  • der Historiker Placidius Haiden schrieb 1732 die erste deutschsprachische Geschichte des Klosters Niederaltaich.
  • Johann Baptist Lackner verfasste 1779 in Latein die Geschichte des Klosters Niederaltaich: „Memoriale seu Altahae Inferioris Memoria superstes“

Abt von Niederaltaich

Abt von Niederaltaich ist seit 2001 Marianus Bieber OSB. Sein Vorgänger ist Emmanuel Jungclaussen OSB.

Siehe Hauptartikel: Abt von Niederaltaich

Ursulinen in Niederalteich

1979 hatten sich zehn Ursulinenschwestern von Berlin aus an die Donau aufgemacht, um hier neue Novizinnen für den Fortbestand ihrer Gemeinschaft zu finden. Abt Placidus hatte ihnen angeboten, im St.-Gotthard-Gymnasium Niederalteich und in der Abt-Joscio-Schule mitzuwirken, nachdem ihre Schule in Berlin aus finanziellen Gründen geschlossen worden war. Doch im Lauf der Jahre war es nur eine junge Frau, die den Ursulinen beitrat. Die Zahl der Schwestern schrumpfte im Lauf der Jahre und mit der Zeit blieb ihnen nichts anderes übrig, als ihr Konvent zum 9. Januar 2013 aufzugeben.

Literatur

  • Joseph Klämpfl: Der ehemalige Schweinach- und Quinzingau. Eine historisch-topographische Beschreibung, 1855, Nachdruck 1993, Neue Presse Verlags-GmbH, Passau, ISBN 3-924484-73-2
  • Alexander von Reitzenstein, Herbert Brunner: Reclams Kunstführer Deutschland Band 1. Bayern. Baudenkmäler, Philipp Reclam jun. Stuttgart, Universal-Bibliothek Nr. 8055-72, 8. Auflage 1974, ISBN 3-15-008055-X
  • Wendelin Trs: Die Ursulinen verlassen Niederalteich In: Passauer Neue Presse vom 10. August 2013 (S. 19)
  • Stefanie Lindner: Auf den Spuren der geraubten Kinder. In: Passauer Neue Presse vom 25. September 2014 (S. 3)

Weblinks