Anton Pech
Anton Pech (* 12. Dezember 1884 in Morgenthau/Nordböhmen, † 4. Dezember 1953 in Zwiesel) war Glasgraveur, Lehrer an der Glasfachschule Zwiesel, Maler, Fotograf und ein Wegbereiter für den modernen Tourismus im Bayerischen Wald. Er wird auch als der Hausmeister des Bayerischen Waldes bezeichnet.
Inhaltsverzeichnis
Leben und Wirken
Anton Pech wurde am 12. Dezember 1884 in dem kleinen Ort Morgenthau, Gemeinde Röhrsdorf, in Nordböhmen geboren. Nach Beendigung der 6. Klasse der Morgenthauer Volksschule wechselte der sehr talentierte Schüler an die Bürgerschule in Zwickau, die er 1898 mit einem hervorragenden Entlassungszeugnis verließ. Vom September 1898 bis Juli 1902 besuchte er die Glasfachschule in Haida, die zweitälteste Glasfachschule der Welt, und absolvierte sie mit einem Notendurchschnitt von 2,0.
Drei Tage nach Ausstellung des Abgangszeugnisses begann Anton Pech als Bromsilberretuscheur in der Kunstanstalt für Photografie und Malerei von Hermann Liebsch in Böhmisch-Kamnitz zu arbeiten. Für den jungen Fachschul-Absolventen war diese einjährige Tätigkeit wohl nur als Zwischenlösung gedacht, denn bei einem Besuch von Kommerzienrat Anton Röck in Haida, wo er nach einem Fachlehrer für die Gravurklasse der künftigen Zwieseler Glasfachschule suchte, war dem Direktor der Glashütte von Wilhelm Steigerwald in Regenhütte bei Zwiesel dieser Absolvent empfohlen worden. Röck holte daraufhin Anton Pech im Sommer 1903 zu sich nach Regenhütte und stellte ihn vorübergehend in seiner Glashütte als Zeichner, Maler und Graveur ein.
Nachdem die Zwieseler Glasfachschule 1904 den Unterrichtsbetrieb aufgenommen hatte, schloss der Stadtmagistrat von Zwiesel am 19. November 1904 mit Pech rückwirkend zum 1. August einen Dienstvertrag. Darin heißt es unter anderem: Seine Aufgabe besteht hauptsächlich in der Ausübung der Lehrtätigkeit im Gravieren auf Glas und im Modellieren... Soweit das Statut und die Dienstobliegenheiten es erlauben, bleibt es Herrn Pech unbenommen, mit Genehmigung des Direktors, in seiner freien Zeit künstlerische Arbeiten für Privatzwecke zu übernehmen.
Nachdem Anton Pech am 18. August 1906 die Staatsangehörigkeit im Königreich Bayern erworben hatte, wurde er im Ersten Weltkrieg auch zur Front eingezogen. Vier Jahre hielt ihn der Krieg von der Schule fern. Nachdem am 18. November 1818 der Freistaat Bayern ausgerufen worden ist, kehrte auch Anton Pech wieder an die Schule zurück und wurde am 19. Mai 1920 von Schulleiter Prof. Bruno Mauder als Beamter neu vereidigt. Am 13. Juli 1920 wurde Pech zum Fachschulhauptlehrer befördert.
In den folgenden Jahren kam es aus verschiedenen Gründen zwischen Prof. Mauder und Anton Pech zu Spannungen. Möglicherweise fühlte sich Pech durch die strengen Vorgaben seines Vorgesetzten in seiner künstlerischen Freiheit sehr eingeengt. Er ließ sich Dienstunfähigkeit attestieren und wurde schließlich 1927 als 43jähriger in den vorzeitigen Ruhestand verabschiedet.
Ab diesem Zeitpunkt wendete sich Anton Pech völlig von der Materie Glas ab und wandte sich der Fotografie, der Malerei und im Rahmen seines enormen Einsatzes beim Bayerischen Wald-Verein dem Tourismus im Bayerischen Wald zu. Pech ließ sich als Schriftführer in die Vorstandschaft des Bayerischen Wald-Vereins wählen und widmete ab dieser Zeit seine ganze Kraft dem Aufbau des Tourismus. 25 Jahre wirkte Pech im Hauptausschuss mit und beeinflusste wesentlich die positive kulturelle und wirtschaftliche Entwicklung im Bayerischen Wald. Das brachte ihm den ehrenvollen Beinamen Hausmeister des Bayerischen Waldes ein.
Sein beispielloser und unermüdlicher Einsatz wurde hoch gewürdigt. Bereits 1949 ernannte ihn der Bayerische Wald-Verein zum Ehrenmitglied und 1951 wurde er zum Ehrenvorstand der Bayerischer Wald-Verein Sektion Zwiesel ernannt. Die größte Würdigung wurde ihm 1952 durch die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes I. Klasse zuteil. Viel zu früh und für alle völlig überraschend verstarb Anton Pech am 4. Dezember 1953 im Alter von fast 69 Jahren. In Zwiesel, das ihm zur zweiten Heimat wurde, erinnert heute noch eine Straße an den verdienten Mitbürger.
Würdigung
Tourismus
Anton Pech war nach seiner Rückkehr aus dem Ersten Weltkrieg einer der Ersten und Eifrigsten, die den Tourismus mit aufzubauen begannen. Er hatte erkannt, dass der Fremdenverkehr an Bedeutung gewinnen müsse, wollte man den mehr als armseligen Verhältnissen im noch äußerst mangelhaft erschlossenen Bayerischen Wald entfliehen. Gäste bringen Geld ins Land und so begann Pech mit Leidenschaft Lichtbildervorträge zu halten, wirkte bei Werbeprospekten mit, zeichnete Wanderkarten, arbeitete Skitouren aus und veröffentlichte in den verschiedensten Zeitschriften Aufsätze über die Schönheit des Bayerischen Waldes. Zur Koordination der touristischen Werbemaßnahmen schlossen sich mehrere Bayerwald-Bezirke zu einem Zweckverband zur Hebung des Mittleren Bayerischen Waldes zusammen. Dieser finanzierte zusammen mit dem Bayerischen Wald-Verein und dem Nordbayerischen Verkehrsverbund eine Werbestelle in Zwiesel mit Anton Pech als Geschäftsführer. Bereits in den ersten drei Jahren ihrer Existenz wurden mehr als 70.000 Werbeschriften verschickt und 90 Lichtbildervorträge gehalten.
Pech wurde darüber hinaus zu einem bedeutenden Wegbereiter für den Ski-Tourismus, auf seine Initiative entstand in Zwiesel ein neues Schwimmbad und 1933 veranlasste er den Bau des Schutzhauses am Großen Falkenstein. Außerdem war er maßgeblich am Bau des Arber-Schutzhauses auf dem Großen Arber beteiligt. Von ihm stammt auch die Bezeichnung Richard-Wagner-Kopf für den prägnanten Felsen im Südwesten des Großen Arbers. Mit seiner Initiative zur Errichtung von Naturschutzgebieten im Bayerischen Wald wollte er die Vielfalt des Waldes erhalten. Er legte damit sozusagen den Grundstock für die heutigen Schutzgebiete im Nationalpark Bayerischer Wald.
Naturschutz
Bestrebungen Naturschutzgebiete im Bayerischen Wald einzurichten gab es bereits vor 1910. Doch als Anton Pech bemerkte, dass im Falkensteingebiet riesige, Jahrhunderte alte Bäume mit einem Stammdurchmesser von bis zu zwei Metern gefällt wurden, nutzte der Waldfreund die Gunst der Stunde und regte bei Forstmeister Büttner an, „man möge doch die letzten großen, noch vorhandenen Bäume stehen lassen, damit die nachfolgenden Generationen die grünen Urwaldriesen ebenfalls bewundern können.“[1] Büttner verhandelte mit der Regierung, und bald darauf wurde schließlich das Naturschutzgebiet Hans-Watzlik-Hain bei Zwieslerwaldhaus begründet, das auf Anton Pechs Empfehlung nach dem Böhmerwald-Heimatdichter Hans Watzlik benannt wurde. In Prospekten warb Anton Pech um Gäste mit den Worten: „In ruhiger Größe steht der Wald, wunderbar und rätselhaft.“[1]
Am 16. Juli 1936 richtete man ebenfalls auf Anregung von Anton Pech eine Naturschutzstelle auch für die Bezirke Regen und Grafenau ein. Regierungsrat Dr. Dassler eröffnete als Vertreter des Vorsitzenden im Nebenzimmer des Gasthofs zur Post in Zwiesel die Sitzung und erklärte Sinn und Zweck dieser Maßnahme. Pech übernahm die Geschäftsführung. Mitglieder waren unter anderem Dr. Georg Priehäußer, der bekannte Hauptlehrer und Geologe in Zwiesel, Paul Böhner, Forstmeister in Zwiesel, Regierungsrat Michael Obermeier, Grafenau, Hauptmann Konrad Wild, Grafenau, und Lehrer Josef Hämel aus Daxstein bei Zenting. Im Sitzungsprotokoll ist vermerkt, dass Pech ebenso angeregt hatte die Pädagogen für diesen Gedanken zu sensibilisieren und Naturschutz bereits in der Schule zu pflegen. Dafür hielt er eine Lichtbildersammlung der geschützten Stellen als Lehrmittel für besonders geeignet. Etwa zwei Jahre später, am 12. April 1938 übergab Pech dem Bezirksamt Regen eine Vorschlagsliste für Naturschutzgebiete im Sinne des Reichs-Naturschutzgesetzes.
Anton Pech schlug nach Rücksprache mit seinem Freund Forstmeister Büttner des weiteren vor, das Naturschutzgebiet „Höllbachgspreng“ am Großen Falkenstein durch Einbeziehung der Waldabteilung „Höllbachau“ in einer Größe von etwa 10 ha zu erweitern und die Schutzgebiete in die Landschaftsschutzkarte einzutragen. Unterzeichnet war dieser Vorschlag mit „Anton Pech, der Beauftragte für Naturschutz“. Auch Heimatforscher und Schriftsteller Paul Friedl unterstützte Pechs Vorhaben, den mächtigen Wald für die nachfolgenden Generationen zu erhalten. Er warb um Gäste für den Bayerischen Wald mit den Worten: „Diesen Wald gilt es zu erhalten und zu pflegen, denn er ist ein Glied der großen Lebensgemeinschaft Mensch und Wald“.
Fotograf und Kunstmaler
Zunächst fotografierte Anton Pech nebenberuflich für den Zwieseler Postkartenverlag Ludwig Pongratz, aber bereits 1928 hatte er einen eigenen Ansichtskarten-Verlag gegründet. Die Fotografien von Anton Pech sind heute einmalige Zeugen einer vergangenen Zeit. Auch die Malerei blieb bis zu seinem Tod seine große Leidenschaft: Ungezählte Ölbilder, Aquarelle, Naturstudien und Zeichnungen entstanden im Laufe seines Lebens. Heute sind seine farbenfrohen Werke in ganz Deutschland zu finden. Sie werden von Kennern als Rarität gehütet und geschätzt.
Lehrer und Glasgraveur
Anton Pech war ein exzellenter Glasgraveur und zudem ein bestens ausgebildeter Lehrmeister, der bei Kollegen und Schülern gleichermaßen hoch geschätzt war. Mit seinen handwerklich-gestalterischen Fähigkeiten hat er nicht nur entscheidend die Frühphase der Zwieseler Glasfachschule sondern auch die anschließende Zeit mitgeprägt. Unter seiner Obhut wurde ein ausgezeichneter Nachwuchs herangebildet, was auch wesentlich zum guten Ruf der Zwieseler Glasfachschule beigetragen hat. Pech entwarf auch für die Industrie bemerkenswerte Glasformen und Dekore.
Theaterspiel
Anton Pech war ein sehr geselliger Mensch und liebte das Theaterspiel. Bald nach seiner Ankunft in Zwiesel hatte er sich dem Theater-Dilettanten-Verein Theresienthal angeschlossen, der hauptsächlich bayerische Volksstücke spielte. 1910 gründete Pech einen zweiten Theaterverein unter dem Namen Neue Bühne, der sich der Aufführung besserer und moderner Theaterstücke verschrieben hat und bis zur Mitte der 1920er Jahre ein reges kulturelles Wirken entfaltete. Pech holte auch Operetten-Gastspiele nach Zwiesel und wirkte auch bei Singspielen der Liedertafel Zwiesel mit. Anton Pech war nicht nur ein begeisterter Theaterspieler sondern tat sich auch als Kulissengestalter und als Bühnenautor mehrerer Stücke hervor.
Auszeichnungen
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 Jörg Haller: „Wald Heil!“ Der Bayerische Wald-Verein und die kulturelle Entwicklung der ostbayerischen Grenzregion. 1883 bis 1945. Regensburger Schriften zur Volkskunde (Band 11), Grafenau 1995
Literatur
- Jörg Haller: „Wald Heil!“ Der Bayerische Wald-Verein und die kulturelle Entwicklung der ostbayerischen Grenzregion. 1883 bis 1945. Regensburger Schriften zur Volkskunde (Band 11), Grafenau 1995
- Marita Haller, Manfred Rimpler, Willi Steger: Anton Pech – Der Hausmeister des Bayerischen Waldes. Riedlhütte 2005, ISBN 3-937067-13-2
- PNP: Ein Mann, der die Region prägte. In: Passauer Neue Presse vom 12. Dezember 2009 (S. 25)