Winzer
Winzer
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Basisdaten
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Bundesland: | Bayern |
Regierungsbezirk: | Niederbayern |
Landkreis: | Deggendorf |
Höhe: | 311 m |
Fläche: | 27,59 km² |
Einwohner: | 3.803 (31. Dezember 2020) |
Postleitzahl: | 94577 |
Vorwahl: | 09901 |
Kfz-Kennzeichen: | DEG |
Website: | www.marktwinzer.de |
Erster Bürgermeister: | Jürgen Roith (CSU) |
Winzer ist ein Markt im niederbayerischen Landkreis Deggendorf.
Inhaltsverzeichnis
Lage
Der Markt liegt im Osten des Landkreises Deggendorf linksseitig an der Donau.
Ortsteile
Ortsteile sind Aichet, Au, Bergham, Brand, Deglwies, Dobl, Edt, Flintsbach, Frauenholz, Gipfelsberg, Goßersdorf, Gotzelsberg, Grafenhölzl, Gries, Hardt, Hinterreckenberg, Höhenberg, Iggstetten, Klaffering, Kurzenhardt, Langenhardt, Loh, Matzing, Mitterndorf, Mühlau, Neßlbach, Pledl, Reckendorf, Rickering, Sandten, Sattling, Schmierlsberg, Staudach, Thannholz, Unterholzen, Vorderreckenberg, Weghof, Weinberg und der Hauptort Winzer.
Geschichte
Winzer in früher Zeit
In frühgeschichtlicher Zeit war das Gebiet zwar siedlungsarm, aber nicht unbewohnt. Dieses beweisen Funde aus dieser Zeit. Die Funde von einigen Terra-Sigillata-Stücken und einer römischen Münze am Fuße des Burgberges besagen allerdings nicht, dass die Römer hier einst siedelten. Eine erste feste Ansiedlung dürfte aber schon vor 950 bestanden haben. Diese befand sich im heutigen Unterwinzer bei der Kirche.
Die erste urkundliche Erwähnung von Uuincira, bezogen auf das heutige Unterwinzer, stammt aus dem Jahre 1005. Der Name wird aus dem lateinischen "Vinitor" = Winzer-Weinbauer abgeleitet. 1296 wird hier ein Weingarten erwähnt, in Michael Wenings Beschreibung von 1724 werden 28 Weinzierle (Weinbauern) genannt, und noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts gab es hier mehrere Weinberge.
Die ganze Gegend war ursprünglich im Besitz des Bayerischen Herzogs. Dieser gab das Gebiet um 1009 dem Bischof von Bamberg. Zur Verwaltung wurde ein sogenannter Ministerialer eingesetzt. Dieser erbaute sich dann Mitte des 11. Jahrhunderts eine Burg und nannte sich "Winzerer". Ab 1230 wurden die "Winzerer" adlige Ritter. 1324 starb das Geschlecht aus.
Winzer unter den Puchbergern
Durch die Heirat von Hildebrand von Puchberg (bei Cham) mit Eufemia von Winzer kamen die Puchberger hierher. Diese waren eines der reichsten und angesehensten Rittergeschlechter des Bayerwaldes. In ihrem Wappen führten sie drei Halbmonde, die noch im heutigen Gemeindewappen vorhanden sind.
Am Fuße des Burgberges entstand vermutlich im Jahre 1307, als der Herzog den Puchbergern die Anlegung eines Vorhofes unter seiner Burg (an der Säcker) gestattete, der Markt Oberwinzer. Für diese sogenannte grundherrschaftliche Marktgründung war keine besondere Genehmigung notwendig. Es handelte sich um einen reinen Herrschaftsmarkt, der kaum Bedeutung erlangte. Diese neue Ansiedlung wurde sogar in das Befestigungssystem der Burg einbezogen. Von der Mauer sind noch heute wenige Reste erhalten.
Am 16. Oktober 1322 verliehen die niederbayerischen Herzöge Hartlieb von Puchberg für die Ansiedlung die Marktfreiheit. "privilegia mercatus publici, Urkunde Nr. 342". Nun konnten alle Fremden mit jeder Gattung von Waren zusammenkommen, frei Handelsgeschäfte treiben, kaufen und verkaufen. Dieser "Nahhandelsmarkt" wurde an der platzähnlich erweiterten Durchgangsstraße zwischen dem östlichen und westlichen Markttor in Oberwinzer abgehalten. Um 1420 wurde auf halbem Wege zwischen Markt und Dorf das Spital für die Pestopfer erbaut.
Kurfürstliches Pfleggericht
Der letzte Puchberger Jakob hatte keinen männlichen Erben. Seine Tochter Elisabeth heiratete den späteren Grafen Ott-Heirnich von Schwarzenberg. Nun ging Burg und Herrschaft an das Geschlecht der Schwarzberger über. Doch schon die zweite Generation unter Wolf Jakob musste den Besitz im Jahre 1603 verkaufen. Der spätere bayerische Kurfürst Maximilian erwarb Burg und Herrschaft und war nun Landes- und Grundherr von Winzer. Das Schloss war seitdem Sitz eines kurfürstlichen Pfleggerichts, das später mit dem Landgericht Hengersberg vereinigt wurde.
Im Jahre 1591 bestand der Markt, der sich zwischenzeitlich in Richtung Mittelwinzer ausdehnte, lediglich aus 44 Häusern. Es gab je einen Bader, Bierschnk, Krämer, Wirt, Binder, Schlosser, Schmied, zwei Bäcker und zwei Schneider. Zwischen Ober- und Unterwinzer (Markt und Dorf) lag das Spital. In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts wurden in Mittelwinzer vier zum Schloss gehörige Verwaltungsgebäude errichtet (Gerichtsschreiber-, Weißbierbräu-, Amtsmann- und Pflegegerichtshaus - jetztiges Rathaus). Im Österreichischen Erbfolgekrieg sprengten die Panduren das Schloss am 1. November 1744 in die Luft.
19. und 20. Jahrhundert
Bei der Bildung der Gemeinden im Jahre 1818 wurde Winzer eine selbstständige Ruralgemeinde. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts entstanden die Kolonien Pledl, Reckenberg und Grafenhölzl. Durch den Zuzug der vielen Neusiedler entstand aber eine große Armut. Auf der Suche nach einer Erwerbsquelle kam es in Winzer zu einer besonderen Entwicklung. Aus den wildwachsenden Weiden am Donauufer und in den Auen wurden Körbe gezäunt und verkauft. Schon bald hießen die Winzerer in der ganzen Umgebung "Körblzäuner". Das Korbmachergewerbe wurde um die Mitte des 19. Jahrhunderts strukturbestimmend.
Im Laufe des 19. Jahrhunderts verschmolzen Ober- und Unterwinzer. 1869 bis 1870 wurde eine Korbflechterschule errichtet. Dabei wurde festgestellt, dass es in den Kolonien Pledl 11, Recklenburg 31 und Grafenhölzl drei Korbflechter gab. Dieses Handwerk wurde nicht zuletzt von ledigen Frauen mit Kindern ausgeübt. Hergestellt wurden vor allem Wasch-, Rohr- und Handkörbe, aber auch verschiedene andere Waren vom Teppichklopfer bis zum Lehnstuhl. Die Hersteller vertrieben ihre Ware selbst im Rottal, Vilstal und im Passauer Raum.
1907 entfielen 83% des Steuersolls (Gemeindesteueraufkommens) auf Armenlasten. Nach einer amtlichen Statistik von 1908 bildete Winzer neben Neukirchen Hl. Blut (heute Oberpfalz) die einzige größere Hausierergemeinde Niederbayerns. Noch um 1925 holten sich 120 bis 150 Personen regelmäßig um Neujahr bei der Gemeinde ihre Wandergewerbescheine ab.
Der Versuch, den Schlossberg vollständig zu überbauen, scheitete um 1975 an der Ablehnung durch die Denkmalpflege. Im Zuge der Gemeindegebietsreform kam 1978 die Gemeinde Neßlbach mit 1041 Einwohnern zum Markt Winzer.
Wappen
Der Markt führt seit 1932 ein eigenes Wappen. Die goldene Traube steht für den schon im 9. Jahrhundert nachweisbaren, früher bedeutenden Weinbau im Gemeindegebiet, kann aber auch als redendes Bild für den Ortsnamen Winzer gedeutet werden. Die drei Halbmonde sind dem Familienwappen der hier reich begüterten Herren von Puchberg entnommen, die seit spätestens 1307 nach Einheirat in das Ortsadelsgeschlecht der Winzerer auf der Burg Oberwinzer saßen und diese ausbauten. Die Puchberger hatten dort bis 1590 das Sagen. Die Farben Silber und Blau spielen auf die bayerischen Landesfarben an. 1603 erwarb das wittelsbachische Herzogshaus Burg und Herrschaft Winzer; Winzer wurde als Pfleggericht mit vier Ämtern organisiert. Obwohl Winzer schon 1322 zum Markt erhoben wurde, erhielt es erst 1932 ein Wappen, das von Otto Hupp in einem runden Schild gestaltet wurde. Die bis 1978 selbstständige Gemeinde Neßlbach hatte seit 1954 ein eigenes Wappen, das neben anderen Figuren in Erinnerung an die Puchberger einen Halbmond enthielt.
Politik
Bürgermeister
- 1. Bürgermeister ist Jürgen Roith (CSU). Er wurde im März 2013 für sieben Jahre in seinem Amt bestätigt, damit 2020 die Zusammenlegung der Bürgermeister- und Marktratswahl erfolgen kann.
- 2. Bürgermeister ist Franz Melchart (Unabhängige Wähler).
Marktgemeinderat
Der Marktgemeinderat hat 16 Mitglieder (+ 1. Bürgermeister). Die Sitze verteilen sich wie folgt:
- CSU: 5 Sitze + 1. Bürgermeister (2008: 6)
- UWG: 4 Sitze (2008: 4)
- FWG Winzer-Neßlbach: 3 Sitze (2008: 2)
- SPD: 3 Sitze (2008: 2)
- Junge Liste: 1 Sitz (2008: 1)
Einen weiteren Sitz erreichte 2008 die ÖDP.
Sehenswürdigkeiten
- Burgruine Winzer. Von der Anlage des 13. Jahrhunderts sind nur spärliche Reste erhalten geblieben. Im Österreichischen Erbfolgekrieg sprengten die Panduren das Schloss am 1. November 1744 in die Luft. Es wurde nicht mehr aufgebaut und diente als Steinbruch. Mit den Quadern des einstigen Wachtturms wurde die Vilsbrücke in Vilshofen an der Donau neu erbaut. 1834 verbot die Regierung den weiteren Abbau der Schlossruine. Vom Burgberg hat man einen herrlichen Rundblick auf das Donautal.
- Altes Rathaus. Das alte Rathaus wurde 1569 von Graf Ott-Heinrich von Schwarzenberg erbaut und von 1603 bis 1799 war dort das Pflegegericht untergebracht. Das historische Gebäude ist in der Denkmalschutzliste von 1975 als „Ehemaliges Geschichtsschreiber- und Kastenhaus, jetzt Rathaus, Traufseitbau mit Krüppelwalmdach, Renaissanceportal“ eingetragen. Von 1818 bis 1990 war die Gemeindeverwaltung im ehemaligen Gerichtsschreiberhaus in Winzer untergebracht. 119 der 172 Jahre beherbergte das Gebäude gegenüber dem jetzigen Rathaus auch die Schule des Marktes. Erst 1989 wurde die letzte Schulklasse in das neue Schulhaus verlegt. Die Außenfassade des unter Denkmalschutz stehenden alten Rathauses wurde vom Markt Winzer erneuert. Die Sanierungsarbeiten erfolgten in Eigenregie durch den Bauhof, so dass die Gesamtkosten von 37 000 Euro sehr gering gehalten werden konnten. Eine Sanierung des Innenbereichs, der in der Vergangenheit immer wieder von einigen Vereinen genutzt wurde, wäre zu kostspielig.
- Sternwarte Winzer. Die Sternwarte wurde in den Jahren 2004 und 2005 von der Marktgemeinde Winzer auf dem Pledlberg errichtet.
- Pfarrkirche St. Georg. Im Österreichischen Erbfolgekrieg wurde die frühere Pfarrkirche 1742 schwer beschädigt. Von 1803 bis 1820 wurde die jetzige, am 29. August 1850 von Bischof Heinrich von Hofstätter geweihte Kirche erbaut. Sie enthält einen Hochaltar von 1675 von Wolf Weißenkirchner und mehrere barocke Figuren.
- Aukapelle. Sie entstand 1838 anstelle eines Vorgängerbaus und enthält ein Gnadenbild Mariahilf. Das Gnadenbild ist vermutlich noch immer das ursprüngliche aus dem Jahre 1666.
Tourismus und Natur
Wirtschaft
- Seit 1968 ist in Winzer das fünfte Werk der Bayerischen Milchindustrie angesiedelt.
Bildung und Erziehung
- Volksschule Winzer-Iggensbach
- Kath. Kindergarten St. Anna
- Kindergarten St. Peter und Paul Winzer-Neßlbach
Vereine
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Literatur
- Ulrich Pietrusky, Donatus Moosauer: Der Bayerische Wald − im Fluge neu entdeckt, Verlag Morsak Grafenau, 1985, ISBN 3-87553-228-7
- PNP: Das Alte Rathaus ist saniert. In: Deggendorfer Anzeiger vom 27. November 2008 (S. 30)
Weiterführende Publikationen
- S. M. Westerholz: Chronik der Gemeinde Winzer. Winzer 1982
- Johannes Molitor: Zur Geschichte von Flintsbach und Winzer. Vortrag anläßlich der Eröffnung des Festjahres 1005-2005 im ehemaligen Flintsbacher Amtshof am 23. April 2005. Winzer 2005
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