Universität Landshut

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Das ehemalige Dominikanerkloster in Landshut.
Das ehemalige Jesuitenkolleg in Landshut.

Die Universität Landshut in der Stadt Landshut bestand von 1800 bis 1826.

Geschichte

Entstehung

Im Jahr 1800 war die Situation der 1472 gegründeten bayerischen Landesuniversität Ingolstadt aufgrund der anrückenden Franzosen untragbar geworden. Wälle und Bastionen der Festung wurden in Verteidigungszustand gesetzt, die Bevölkerung musste um Fleisch und Brot anstehen, Studenten und Professoren verließen die Hörsäle. Auf dringende Bitten von Rektor und Senat ordnete Kurfürst Maximilian Joseph schließlich die Verlegung der Universität nach Landshut an.

Das bedeutete für Landshut eine große Umstellung. Die alte Herzogstadt, die in den letzten Jahrhunderten den Charakter einer beschaulichen Provinzstadt angenommen hatte, sollte plötzlich Hunderte Studenten aufnehmen. Der Magistrat tagte fortwährend und ließ durch den Stadtschreiber Quartierlisten auflegen. Das ehemalige Jesuitenkolleg wurde ausgeräumt und als Universität eingerichtet. Der Wirtsbertl und der Drexlmier-Flori mussten mit zwanzig Leiterwägen nach Ingolstadt fahren und die gesamte Universitätseinrichtung herbeitransportieren: Bänke, Pulte, Bücher, Akten, Perspektive, Retorten, Weltkugeln, Luftpumpen, Leydener Flaschen, Perücken und Petrefakten.

Auch das Dominikanerkloster kam 1800 in den Besitz der Universität Landshut, zunächst für das Priesterseminar Georgianum. Ab 1802 fand hier der allgemeine Vorlesungsbetrieb der Universität statt. 1802 wurde sie nach ihrem Stifter Ludwig dem Reichen und Max IV. Joseph in Ludwig-Maximilians-Universität umbenannt.

Geist der Romantik

Die Regierung in München um Minister Montgelas, die ab 1803 die Säkularisation durchführte und dem Geist der Aufklärung anhing, sah in der Verlegung der Universität eine willkommene Gelegenheit, um die bisherige sehr konservative Ausrichtung der Universität zu brechen. So wurden gerade solche Persönlichkeiten an die Universität berufen, die bisher bekämpft worden waren: Aufklärer, Illuminaten, Kantianer, Protestanten, auch aus Norddeutschland.

Doch die Aufklärung hatte im beginnenden 19. Jahrhundert ihren Höhepunkt längst überschritten. Der 1808 berufene Rechtsprofessor Friedrich Carl von Savigny schrieb:

„Ich glaube, wenn ich Bayern mit all seinen Klöstern gesehen hätte vor Anfang der Illuminaten, hätte ich das Land sehr lieb gewonnen… Das Beste, ja das einzig Gute, was von Anstalt und Einrichtung hier ist, liegt eben in den Resten der alten geistlichen Verfassung. Davon, ich meine von den eigentümlichen Verhältnissen der katholischen Geistlichkeit, ihrer Erziehung und Bildung, haben wir anderen gar keinen Begriff, und es ist etwas in seiner Art ebenso Vortreffliches und Herrliches als das ganz verschiedene Wesen unserer Universitäten…“

So wurde wiederentdeckt, was eigentlich bekämpft werden sollte und erhielt eine neue, romantische Verklärung. Von Savignys Haus gingen die Verbindungen nach Heidelberg zum Romantikerkreis um Görres und Creuzer, Achim von Arnim und Clemens Brentano. In Savignys Haus war auch seine Schwägerin Bettina Brentano einquartiert.

Die Landshuter Studenten

Rasch wurde das kleine Landshut von seinen Studenten geprägt. Tagsüber hörte man Kolleg, abends aber kam man in den Wirtshäusern zusammen, beim Haigl-Bräu, im Drexlmaier-Keller, beim Amann-Wirt, beim „Heiligen Geist“ oder in der „Geisshütten“ auf dem Hofberg. Um Punkt elf Uhr erschien regelmäßig der Gendarm und wies die Herren auf die Polizeistunde hin. Dann zogen sie sich mit dem Krügl unter dem Arm, singend durch die engen Gassen heimstolpernd, auf die Bude eines Kommilitonen zurück. Dabei konnte auch das Fenster des Polizeidirektors eingeworfen werden. Am Sonntag dagegen promenierten die Studenten die Altstadt hinauf und hinunter. Besonders berüchtigt war das Pausingerschlössl auf dem Moniberg, wo das „Touchieren“ eines Studenten mit Stock und Prügel bestraft wurde. Natürlich gab es zahlreiche Klagen über das Treiben der Studenten, die Universität aber blieb bis zu ihrer Verlegung nach München 1826.

Johann Michael Sailer

Während viele Professoren wie Savigny, der 1810 dem Ruf nach Berlin folgte, bald aus Landshut abwanderten, wurde Johann Michael Sailer während zwei Jahrzehnten zur einflussreichsten Persönlichkeit. Seinetwegen kamen Studenten von weither nach Landshut, die ihn nicht nur als Theologen und akademischen Lehrer, sondern besonders als Seelenführer schätzten. Der Naturforscher Heinrich Steffens beschrieb Sailers Wirken so:

„Immer aber drang das stille Element reiner christlicher Hingebung durch alle Gegenstände hindurch, und eine gläubige Zuversicht, eine unsägliche, liebevolle Freundlichkeit und Milde leuchteten aus allem hervor, was er sprach und äußerte.“

Sailers Beliebtheit erregte mancherlei Argwohn und Verdächtigungen, so dass er vom Landshuter Polizeidirektor aufmerksam überwacht wurde. Letztlich blieb er unbehelligt, zumal auch der Kronprinz und spätere König Ludwig I. zu seinen Schülern zählte. 1829 wurde Sailer Bischof von Regensburg.

Ende der Universität

Schon zuvor war 1826 die Universität nach München verlegt worden. Landshut wandelte sich wieder in eine niederbayerische Kreishauptstadt mit Wochenmarkt und dem Ball beim Regierungspräsidenten im Fasching. Noch längere Zeit galt es besonders als diejenige Stadt, in der Johann Michael Sailer gelebt hatte.

Personalia

Rektoren

Professoren

Literatur

  • Benno Hubensteiner: Romantik in Landshut. In: Unbekanntes Bayern. Entdeckungen und Wanderungen, Süddeutscher Verlag 1955, fotomechanischer Nachdruck 1976, ISBN 3 7991 5839 1